Versuchung Pur
dachte, ich sei deine Freundin.«
»Oh Candy, das bist du doch auch.« Seufzend schloss Eden für einen Moment die Augen. »Wir haben genau das gemacht, was ich aufgezählt habe, nur … Irgendwann zwischen unserer Unterhaltung und der Rückfahrt sind die Dinge eben ein wenig außer Kontrolle geraten.«
»Welche Dinge?«
Eden hatte nicht einmal mehr die Energie, um zu lachen. »Du warst noch nie neugierig, Candy.«
»Und du warst noch nie jemand, der sich in Trübsinn suhlt.«
»Tu ich das denn?« Eden blies sich den Pony aus der Stirn. »Vielleicht, ja.«
»Sagen wir es mal so … Du hast ein Problem nach dem anderen gelöst, um dich nur ja nicht mit deinem eigenen beschäftigen zu müssen.« Candy zog Eden mit sich auf eine kleine Bank. »Sprich mit mir.«
»Ich weiß nicht, ob ich das kann.« Eden verschränkte die Hände auf ihrem Schoß und sah auf sie hinunter. Der Opalring, der einst ihrer Mutter gehört hatte, leuchtete auf. »Nach Dads Tod habe ich mir in diesem schrecklichen Durcheinander geschworen, dass ich es schaffen werde. Dass ich einen Weg finden werde, alle Probleme zu lösen. Es war unendlich wichtig für mich, dass ich es aus eigener Kraft schaffe.«
»Das heißt aber nicht, dass du dich nicht auch mal an eine Freundin anlehnen kannst.«
»Ich habe mich so oft an dich angelehnt! Ich bin überrascht, dass du noch gerade gehen kannst.«
»Wenn ich zu humpeln anfange, sage ich dir Bescheid. Eden, wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, dann haben wir uns immer abwechselnd gestützt, praktisch seit wir Laufen gelernt haben. Erzähl mir von Chase.«
»Er macht mir Angst.« Eden stieß die Luft aus und lehnte sich an die Holzwand zurück. »Alles passiert so schnell. Und es ist so intensiv.« Eden ließ ihre letzte Zurückhaltung fahren und wandte Candy das Gesicht zu. »Wenn die Dinge anders gelaufen wären, dann wäre ich jetzt mit Eric verheiratet. Wie kann ich überhaupt denken, in einen anderen Mann verliebt zu sein? So bald danach?«
»Du willst mir doch jetzt wohl nicht erzählen, dass du dich für oberflächlich und flatterhaft hältst, was?« Wenn Eden eines nicht erwartet hätte, dann war es Candys helles Lachen, das an den Stallwänden widerhallte. »He, ich bin die Flatterhafte von uns beiden, weißt du nicht mehr? Du bist die Treue. Aber warte, ich kann sehen, dass du sauer wirst. Also bleiben wir lieber sachlich und logisch.«
Candy schlug die Beine übereinander und begann, an ihren Fingern abzuzählen. »Erstens: Du hast dich mit Eric verlobt – der Wurm! –, aus den Gründen, die wir ja bereits erwähnt haben. Es schien einfach das Richtige zu sein. Warst du in ihn verliebt?«
»Nein, aber ich dachte …«
»Unwichtig, nur das klare Nein zählt. Zweitens: Er hat sein wahres Gesicht gezeigt. Die Verlobung wurde schon vor Monaten gelöst. Und jetzt du hast einen faszinierenden, attraktiven Mann getroffen. Gehen wir doch sogar einen Schritt weiter.«
Candy hatte sich warm geredet und setzte sich bequemer auf der Bank hin. »Nehmen wir mal an, du wärst hoffnungslos in Eric verliebt gewesen – dem Himmel sei Dank, dass es nicht so war! Nachdem er sich endlich als der Schaumschläger entpuppt hat, der er schon immer war, hättest du mit gebrochenem Herzen dagesessen. Mit viel Zeit und mit Willenskraft hättest du dich zusammengerissen und weitergemacht. Richtig?«
»Davon gehe ich aus.«
»Dann sind wir uns also einig.«
»So ungefähr.«
Candy reichte das völlig aus. »Und dann, nachdem du das überstanden hättest, würdest du nun diesen faszinierenden und attraktiven Mann kennenlernen. In diesem Falle stünde es dir frei, dich in ihn zu verlieben. Also … Es ist doch alles im grünen Bereich.« Candy stand zufrieden auf und wischte sich die Hände an der Jeans ab. »Wo also liegt das Problem?«
Eden wusste nicht, wie sie es erklären sollte. Sie konnte es ja nicht einmal mit sich selbst genau ausmachen. Sie starrte auf ihre Hände. »Ich habe etwas gelernt. Liebe ist ein Versprechen. Man lässt sich komplett auf den anderen Menschen ein, macht verbindliche Zusagen, schließt Kompromisse. Ich weiß nicht, ob ich schon zu diesen Dingen bereit bin, ob ich all das geben kann. Und selbst wenn ich es wäre … woher soll ich wissen, ob Chase ebenso fühlt wie ich?«
»Eden, dein Instinkt sagt dir doch, dass er das tut.«
Mit einem Kopfschütteln stand auch Eden auf. Jetzt, da sie sich ausgesprochen hatte, fühlte sie sich besser. Doch das änderte nichts an der
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