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Versuchung

Versuchung

Titel: Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Maibach
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war verklungen.
Um uns herum lag ein Meer aus Toten.
      Nun kam auch Devil
herbeigerannt und ich löste den Schutzschild. Er sah uns beide voller Sorge an.
      „Hey, Lex. Kannst
du mich hören?“ Er streichelte ihre Wange. Ihr Gesicht war geschwollen, ihr Körper
überall von Schrammen und Blessuren übersäht – sie sah schrecklich aus. Am
schlimmsten waren jedoch die klaffenden Löcher an ihren Handgelenken und die
große Wunde am Bauch. Langsam öffnete sie die Augen und sah sich um.
      „Meine … Klingen“,
ächzte sie.
      „Hier sind sie“,
erklärte ich und schob sie ihr zu.
      Sie betrachtete die
Waffen und blickte sie mit einer seltsamen Innigkeit an.
      „Nimm du sie“,
hauchte sie leise und schob sie mir unter enormer Kraftanstrengung zurück.
      Ich schüttelte den
Kopf und konnte den Blick nicht von ihrem Gesicht wenden. Sie sah so
zerbrechlich aus, so erschöpft. Ich erkannte jedoch noch etwas anderes … in
ihren Augen lag Akzeptanz. Ihr Brustkorb hob und senkte sich nur noch langsam.
Ihr Atem rasselte, als sie sich erneut an mich wandte.
      „Du passt auf Devil
auf, versprichst du mir das?“
      Ich nickte und versuchte,
meine Tränen zu unterdrücken. Sie wollte sich verabschieden, doch das sollte
sie nicht, sie durfte nicht sterben. Zitternd hob sie ihren Arm und legte die
Hand an Devils Wange. Mit einem Blick, der von unglaublich tiefer Liebe sprach,
sah sie ihn an. Auf ihren Lippen lag ein leichtes Lächeln, als sie zu sprechen
anhob.
      „Ich wollte es dir …
schon immer sagen.“
      Sie hielt kurz inne,
während eine Träne an ihrem Augenwinkel hinabfloss. Ihre Stimme glich nur noch
einem sanften Flüstern.
      „Du warst stets das
Wichtigste … in meinem Leben. Du sollst wissen …“, sie keuchte und Blut floss
aus ihrem Mund. Ihr Gesicht strahlte ihn an, als sie fortfuhr: „Ich lie…“
      Da erstarb ihr Atem
und ihre Hand fiel einfach zu Boden. Ihre Augen waren plötzlich leer und stumpf,
starrten uns einfach an. Nun konnte ich mich nicht mehr zusammenreißen und begann
zu schluchzen. Ich konnte es nicht fassen, dass sie tot war. Sie war immer so
stark gewesen und nun war sie einfach nicht mehr da. Nicht einmal mehr ihren
letzten Wunsch hatte sie zu Ende bringen können.   
      Ich sah zu Devil.
Sein Gesicht war steinern und ausdruckslos, als wäre mit Banshee auch etwas in
ihm gestorben. Er schloss ihr sanft die Augen und stand auf.
      „Komm, wir müssen
weiter.“
      Wie? Das konnte unmöglich
sein Ernst sein?! Er wollte sie doch wohl nicht einfach so hier liegen lassen?
Wir mussten sie beerdigen. Wir hatten es bei Lenn schon nicht tun können. Doch
Banshee! Sie war seine beste Freundin, sie kannten sich von Kindheit an. Das
konnte er doch nicht tun!
      Als ich ihm jedoch
in die Augen sah, wusste ich, dass er es tatsächlich ganz genau so gemeint
hatte.
    Ich schüttelte den
Kopf. „Bitte, wir können sie nicht hier zurücklassen.“
      Sein Blick war auf
die leblose Gestalt gerichtet, dann kam er auf mich zu. In seinen Augen brannte
etwas … Wut … Verzweiflung?
      Mit immer lauter
werdender Stimme sagte er: „Wir haben keine andere Wahl, hörst du?! Da hinten
kommen bereits weitere Männer. Wir müssen sofort weg von hier!“
      Er packte mich und
rannte mit mir über der Schulter davon. Ich sah, wie Banshees lebloser Körper
immer kleiner wurde, bis er letztendlich ganz aus meinem Sichtfeld verschwunden
war.

 
Grausamer Abschied
     
    Devil hetzte mit mir
durch die Nacht. Die Umgebung raste an uns vorbei, während ich noch immer
versuchte, Ban-shees Bild aus meinem Kopf zu vertreiben. Mir fehlten ihr
freches Grinsen und ihre neckende Art. Natürlich war sie mit ihren Sticheleien
und ihrem Befehlston hin und wieder auch kaum zu ertragen gewesen. Doch seit unserem
Gespräch, in dem sie mit mir so offen über ihre Gefühle geredet hatte, waren
wir einander nähergekommen und sie war zu einer Freundin geworden.
      Ich versuchte
erneut, die aufkommenden Tränen hinunterzuschlucken. Sie hätte nicht sterben
dürfen. Schon gar nicht so … Wäre ich nur etwas schneller bei ihr gewesen … Warum
war ich nur nicht früher losgerannt?! Diese Gedanken ließen mich einfach nicht
los, ich konnte sie nicht verhindern. Ich fühlte mich schuldig an ihrem Tod.
Nicht zuletzt, da sie auf dem Weg zum Tor gestorben war, wohin wir nur
meinetwegen unterwegs waren.
      Immer wieder suchte
ich nach passenden Worten, um Devil zu sagen, wie leid es mir tat. Es musste
ihm

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