Versuchung
richtig gefährlichen Dämonen auch lieber.“
Sie schritt an mir
vorbei und ging weiter. Ich sah mit einem Seitenblick zu Devil, der ebenfalls
besorgt schien, was meine Unruhe zusätzlich verstärkte. Ich hatte befürchtet,
dass Banshee mir nach dieser Szene weitere unangenehme Fragen stellen würde,
doch sie sprach kein Wort mit mir. Sie schwieg eisern, was mir im Grunde ganz
recht war. Allerdings ließ sie mich nicht aus den Augen.
Gegen Mittag machten
wir halt, um etwas zu essen. Der Platz gefiel mir ausgesprochen gut. Die Bäume
ringsherum waren hoch und dicht, sodass uns auch aus der Luft niemand bemerken
konnte. Ein paar Meter weiter lag ein See, dessen Oberfläche im Sonnenlicht golden
schimmerte.
„Wir brauchen noch
Brennholz“, stellte Devil fest.
Die Dämonin blickte
ihn ungerührt an und lächelte. „Gut, beeil dich. Wir bleiben so lange hier und
halten die Stellung.“
Es war
offensichtlich, dass er nicht gehen wollte. Er hatte anscheinend kein gutes
Gefühl, mich mit ihr allein zu lassen, doch sie machte keinerlei Anstalten,
sich an der Holzsuche zu beteiligen.
„Okay, ich bin
gleich wieder da“, seufzte er schließlich und verschwand allein im Dickicht. Banshee
und ich blieben zurück und mein Magen knotete sich zusammen, als sie sich nun
doch wieder an mich wandte.
„Ein nettes
Plätzchen, findest du nicht?“
Ich nickte. Worauf
wollte sie hinaus? Ich glaubte keine Sekunde, dass sie plötzlich ihre nette
Ader entdeckt hatte.
„Es ist ganz schön
warm“, fuhr sie fort.
„Ja, es ist
angenehm.“
„Willst du nicht
etwas baden gehen?“, fragte sie mich und lächelte freundlich.
Ich zog erstaunt
die Braue nach oben. „Warum sollte ich?“
„Der See ist
wirklich toll. Du kennst doch den Kuran-See, oder? Ach, was frag ich. Jeder hat
schon mal von ihm gehört. Man sollte die Chance nutzen, wenn man mal hier ist.“
„Klar hab ich schon
von ihm gehört“, log ich.
„Ich bin bereits
einige Male hier gewesen“, fuhr sie fort. „Es wird dir sicher gefallen. Das
Wasser ist richtig warm.“
Warum war sie
plötzlich so nett zu mir? Hatte sie ihr Misstrauen mir gegenüber etwa abgelegt
und wollte mit mir Frieden schließen? Das wäre allerdings ein heftiger
Sinneswandel …
„Du solltest
wirklich gehen“, sprach sie weiter. „Um ehrlich zu sein … du riechst auch etwas
streng.“
Ich fuhr
erschrocken zusammen. Roch ich wirklich? Es wäre kein Wunder, immerhin waren
die Wege anstrengend und kräftezehrend. Ich kam regelmäßig ins Schwitzen und bisher
hatte sich noch keine Gelegenheit zum Baden ergeben. Ich stand daher auf und
nickte.
„Ich bin in ein
paar Minuten wieder hier.“
„Lass dir ruhig
Zeit.“
Ich ging den kurzen
Weg zum Ufer und blickte auf die schimmernde, glatte Fläche vor mir. Das Licht
der Sonne strahlte und ließ den tiefblauen See glitzern. Ich zog meine Schuhe
und Socken aus und hielt meinen Fuß ins Wasser. Es war tatsächlich einladend warm.
Ich sah mich noch mal um, doch ich war allein. So zog ich mich bis auf die
Unterwäsche aus und ging vorsichtig, Schritt für Schritt tiefer in den See. Das
Wasser fühlte sich an wie flüssiger Samt. Es tat unglaublich gut und ich spürte,
wie der Schmutz und die Anspannung der letzten Tage nach und nach von mir abfielen.
Ich ging immer tiefer hinein, fühlte den sandigen Grund unter meinen Füßen und
schwamm ein paar Züge.
Ich legte mich auf
den Rücken, paddelte ein wenig umher und betrachtete die strahlende Sonne über
mir. Vielleicht wurde doch noch alles gut. Möglicherweise versuchte Banshee nun,
auf mich zuzugehen. Das würde einige Sorgen von mir nehmen …
Meine Gedanken
schweiften ab und blieben bei Devil hängen. Seit wann gelang es mir überhaupt, diesen
Namen in Gedanken auszusprechen? Bis vor Kurzem hatte es mir stets schmerzhafte
Stiche versetzt, zu wissen, dass ich Night in seiner mir vertrauten Gestalt
womöglich nie wiedersehen würde. Doch inzwischen spürte ich stattdessen eher so
etwas wie eine angenehme Unruhe, wenn ich an Devil dachte.
Ich lächelte und fühlte
mich seit langer Zeit einmal wieder wohl und entspannt. Während ich meinen
Gedanken nachhing, berührte mich etwas an meinem Fuß. Als ich hinunterblickte,
schrie ich erschrocken auf.Irgendetwas
hatte mich an meinem Bein gepackt. Ich schluckte ungewollt Wasser und wurde
gleich darauf in die Tiefe gezogen. Ich sah nach oben zur Wasseroberfläche,
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