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Versuchung

Versuchung

Titel: Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Maibach
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das war es, was ich nicht verstand. Warum wusste ich es?
      „Du wärst beinahe
ertrunken“, erklärte er.
      Beinahe … nein, ich
war tatsächlich für eine gewisse Zeit tot gewesen und hatte dennoch alles
irgendwie mitbekommen. Ich wusste nicht, was man in solch einem Moment
normalerweise spürte und hörte, doch ich war mir ziemlich sicher, dass es wohl nicht
so ablief. Aber was war an mir auch schon normal? Seit ich wusste, dass ich
eine Divina war … Lag es etwa daran? War die Divina in mir am Leben geblieben
und hatte weiterhin alles beobachtet, bis auch sie sich aufzulösen begonnen
hatte?! Diese Erklärung kam mir am Wahrscheinlichsten vor.
      Banshee erhob sich
und baute sich vor Devil auf. Sie zitterte vor Wut. „Sag mir jetzt sofort, wer
und was sie ist?“
      Er sah sie
überrascht an.
      „Sie kannte den
Kuran-See nicht! Dabei weiß doch jeder noch so unbedeutende Dämon, dass man ihn
wegen der Pflanzen, die auf seinem Grund wachsen, nicht betreten darf!“
      Ich starrte sie
fassungslos an. Sie hatte mir eine Falle gestellt, nur um ihren Verdacht zu
bestätigen?! Genau das schien auch Devil klar zu werden. Er ließ mich los und
funkelte sie mit solcher Kälte an, dass er damit selbst mir Angst einjagte.
Auch Banshee trat erschrocken einen Schritt zurück.
      „Du hast sie dort
hinein gelockt?! Bist du vollkommen übergeschnappt!“
      Sie schien ins
Straucheln zu geraten. „Du hast mich angelogen! Sie ist keine Soldatin. Verdammt,
ich weiß nicht mal, was genau sie ist. Aber sie läuft wie der letzte Trampel,
ist unvorstellbar langsam, hat Angst vor den dümmsten Dämonen. Ich musste es
einfach überprüfen. Aber jetzt weiß ich es mit Sicherheit: Sie ist keine von
uns!“
      „Das geht dich
einen Scheißdreck an! Hast du mich verstanden?!“, seine Stimme war schneidend.
      Tränen stiegen ihr
in die Augen. „Ich dachte doch nicht, dass es gleich so weit kommen würde“, gab
sie kleinlaut zu. „Außerdem habe ich ihr vom Galtavin-Pulver gegeben, nur
deshalb ist sie noch am Leben.“
      „Du glaubst doch nicht
ernsthaft, dass es damit wieder gut ist?“
      Banshee konnte die
Tränen nicht mehr zurückhalten, die nun an ihrem Gesicht hinabliefen. Es war irgendwie
unheimlich, sie so zu sehen. Sie hatte bisher so stark und unbeugsam gewirkt,
doch nun stand sie da, wie ein Häufchen Elend, ängstlich und am Boden zerstört.
      „Wir hatten doch nie
Geheimnisse voreinander und haben uns bisher immer alles erzählt … warum ist jetzt
plötzlich diese Mauer zwischen uns? Warum vertraust du mir nicht mehr?! Ich
würde nie etwas tun, was dir schadet, das weißt du doch …“
      Es tat mir weh, sie
so zu sehen, auch wenn ich nicht sagen konnte, warum. Ich wusste nur, dass
Devil ihr wichtig war und sie die Wahrheit sprach.
      „Ich bin eine
Hexe“, hörte ich mich sagen.
      Sofort sahen mich
beide erschrocken an. Banshees Augen weiteten sich, während sie mich weiterhin
anstarrte.
      „Ist das wahr?“ Sie
blickte zu Devil, der vorsichtig nickte.
      „Ich hatte es
geahnt, aber inständig gehofft, dass es nicht so wäre.“ Sie hielt kurz inne und
fragte schließlich: „Wie kommt sie hierher?“
      „Durch die Goldene
Essenz. Es war ein Versehen“, antwortete er langsam.
      Banshees Blicke
flogen zwischen mir und ihm hin und her. „Kanntet ihr euch etwa?“
  „Wir sind zusammen zur Schule gegangen. Sie war es auch, die mich bei sich
aufgenommen hat, nachdem ich mich verwandelt hatte. Ich bin es ihr schuldig,
sie zurückzubringen.“
      Seine Worte
versetzten mir einen unangenehmen Stich. Er war es mir schuldig? War das der
einzige Grund, warum er mir beistand?
      „Zurückbringen?!“,
nun hielt sie nichts mehr. Sie baute sich vor ihm auf und blickte ihn drohend
an. „Sag jetzt bloß nicht, durch das Nordtor?!“
      Er brauchte erst
gar nicht zu antworten.
      „Das kann nicht
wahr sein?!“ Ihre Trauer und Zerbrechlichkeit waren wie weggeblasen. „Du darfst
sein Gebiet nicht betreten! Das ist viel zu riskant! Was, wenn er dich in die
Hände bekommt?! Ich will mir das nicht mal vorstellen!“
      „Hör auf, so ein
Theater zu machen.“
      „Das sagst du so
einfach! Du musst den Verstand verloren haben. Dich wegen so etwas“, sie nickte
in meine Richtung, „in solche Gefahr zu begeben.“
      „Es ist das
Mindeste, was ich für sie tun kann.“
      Ihr Blick nahm
einen hasserfüllten Ausdruck an. „Gut, wie du meinst. Mich werdet ihr aber
nicht

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