Versuchung
spürte,
wie sie mir folgten und sich in Sekundenschnelle um mich wickelten. Auch Banshee
rang erfolglos mit ihren Fesseln.
Marid wollte sich
auf den Kerl stürzen, als er zu uns in den Käfig trat, doch Bugart holte aus
und rammte ihm sein Knie entgegen, sodass er gegen die Wand geschleudert wurde.
Noch ehe er sich aufrappeln konnte, hatte der Kerl Banshee und mich geschnappt,
trug uns aus dem Käfig hinaus und verschloss die Tür.
„Ich werde mich in
der Zwischenzeit um unseren mächtigen Erlöser kümmern“, erklärte Casall lachend
und ging davon.
„Du Scheißkerl“,
schrie die Dämonin. „Du hättest uns lieber gleich töten sollen, das war ein
Fehler! Wir kommen hier raus und dann reiß ich dich höchstpersönlich in Stücke!“
Der Anführer
lachte. Offensichtlich war ihr Geschrei nicht mal einer Antwort würdig.
Bugart führte uns
durch einen dunklen Gang immer tiefer in die Höhle hinein, wo es merklich
kühler wurde. Ich spürte einen feinen, nassen Nebel auf meiner Haut und
schmeckte Wasser auf der Zunge. Banshee hatte sich noch immer nicht beruhigt.
„Ich werd dich
auseinandernehmen“, drohte sie ihm. „Du wirst noch um deinen Tod betteln, hörst
du?!“
In diesem
Augenblick betrat er mit uns einen kleinen Raum. Die Decke war niedrig, sodass
er sich bücken musste. Er schritt mit uns zu einem kleinen See, in den er uns
ohne Vorwarnung hineinwarf. Dann öffnete er die Flasche, die er zuvor von
seinem Anführer bekommen hatte, und schüttete den Inhalt ins Wasser.
„Es tut mir ja fast
ein bisschen leid um euch“, erklärte er. „Aber ich hoffe, dass es schnell
geht.“
Ich beobachtete,
wie die Flüssigkeit sich nach und nach ausbreitete, immer weiter auf uns zukam
und das Wasser allmählich rot färbte. Banshee und ich wichen weiter zurück, bis
wir an eine Felswand stießen.
„Was ist das?“,
fragte ich leise, ohne das Zeug aus den Augen zu lassen.
„Sie wollen Lacrima
herstellen“, erklärte sie und in ihrer Stimme lag Angst.
„Ganz genau. Alle
Tränen, die ihr vergießt, werden dank des Tranks in Lacrima verwandelt. Und die
sind wirklich einiges wert.“
Kaum hatte er seine
Erklärung beendet, erreichte uns die rote Subsatanz und eine unglaubliche
Schmerzenswelle durchfuhr meinen Körper. Jeder Nerv schien in Flammen zu stehen
und ich war mir sicher, dass es mich gleich zerreißen würde. Ich hörte mich
schreien und auch Banshee ächzte neben mir. Ich fühlte, wie mir die Tränen in
die Augen stiegen, an meinen Wangen hinabrannen und ins Wasser fielen. Kaum
waren sie dort aufgeschlagen, verwandelten sie sich in tiefrote Perlen.
Ich kniff vor
Entsetzen die Augen zusammen und glaubte, den Verstand zu verlieren. Lange
würde ich das nicht aushalten können …
„Ihr solltet besser
nicht versuchen, dagegen anzukämpfen, denn umso länger dauert es.“
Dieser verdammte
Mistkerl! Ich hätte mich am liebsten auf ihn gestürzt und ihm sein Grinsen aus
dem Gesicht geschlagen. Ich verdrehte die Augen, als mir die Sinne schwanden
und ich ohnmächtig zu werden drohte. Mit aller Kraft bemühte ich mich darum, im
Hier und Jetzt zu bleiben, auch wenn mich die Schmerzen schier umbrachten. Ich
wusste, dass wir sterben würden, wenn wir nicht bald etwas unternahmen. Ich zog
und zerrte an meinen Fesseln, die dadurch allerdings nur noch tiefer in mein
Fleisch schnitten, doch davon spürte ich zum Glück nichts mehr. Mein ganzer
Körper stand so unter Qual, dass diese vergleichsweise geringen Verletzungen
einfach untergingen. So zerrte ich weiter an den Schnüren und versuchte,
irgendwie meine Arme freizubekommen.
Als mich Banshee mit
dem Fuß anstieß, blickte ich zu ihr, sah ihr zuerst ins Gesicht, dann hinter
ihren Rücken. Sie hatte ihre Klingen aus den Handgelenken schnellen lassen und
war offensichtlich kurz davor, die Seile zu lösen.
„Du rennst gleich
los und befreist Devil, klar?“
Ich nickte, während
Bugart sie ungläubig anstarrte.
„Was gibt’s da zu
tuscheln?“
Doch da bekam sie
ihre Arme frei, wandte sich zu mir um, schnitt mit den Klingen auch meine
Fesseln los und rannte durch das Wasser auf Bugart zu, der bereits zu schreien
begonnen hatte: „Du Miststück bist eine Assaija?!“
Sofort sprang ich
aus dem Wasser und rannte in Richtung Ausgang. Als ich mich noch einmal zu ihr
umwandte, rang sie weiterhin mit ihm.
„Lauf!“, rief sie
mir zu.
Ich tat wie
verlangt und verschwand im Flur. Ich
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