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Versunkene Inseln

Versunkene Inseln

Titel: Versunkene Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marta Randall
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An­spra­che hält man bei der To­ten­fei­er für einen Un­s­terb­li­chen? Sal hat­te nie ein Wort ge­sagt. Was sagt man, um ei­nem Buck­li­gen das letz­te Ge­leit zu ge­ben? Ich ver­such­te, mich an ei­ni­ge der Din­ge zu er­in­nern, die ich vor Jah­ren in der Bi­blio­thek ge­le­sen hat­te. Doch mir fie­len nur Bruch­stücke ein, nichts An­ge­mes­se­nes, nichts Zu­sam­men­hän­gen­des. Al­so sag­te ich letzt­end­lich gar nichts, strich ein­mal kurz über die De­cke und schob Be­ni­to über den Rand des Tauch­schach­tes. Er ging so­fort un­ter, und ein paar Luft­bla­sen mar­kier­ten den Weg, den er in die Tie­fe nahm, das war al­les.
    Ich ver­nahm ein gur­geln­des Äch­zen hin­ter mir. Doch als ich mich um­dreh­te, sah ich nur Pauls Un­ter­leib, der rasch durch die Steig­röh­re hin­auf schweb­te und mei­nem Blick wie­der ent­schwand.
     

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    „Sie ha­ben den Ver­stand ver­lo­ren!“ rief Gre­ville aus. Ich be­ach­te­te ihn nicht und fuhr da­mit fort, mich in den Naß­an­zug zu zwän­gen. Er trat ner­vös von ei­nem Bein aufs an­de­re und rang die Hän­de. Als ich die Man­schet­ten schloß, tra­ten To­bi­as und Jen­ny in die Tauch­kam­mer.
    „Tia, muß das un­be­dingt sein …?“ frag­te Jen­ny. Ich igno­rier­te sie eben­falls. To­bi­as sah mich schwei­gend an, schritt dann zu sei­nem Spind und be­gann da­mit, sei­ne Erg­kap­sel-Aus­rüs­tung zu mon­tie­ren.
    „Gü­ti­ger Him­mel, Sie nicht auch noch“, brach­te Gre­ville her­vor. „Wis­sen Sie ei­gent­lich, auf was Sie sich da ein­las­sen?“
    To­bi­as’ vol­le Lip­pen kräu­sel­ten sich mür­risch und ei­gen­sin­nig, und er gab kei­ne Ant­wort. Gre­ville war bei­na­he au­ßer sich und tanz­te mit hoch­ro­tem Ge­sicht hin und her.
    „Ein Erg­feld ist be­reits zu­sam­men­ge­bro­chen, und das könn­te mit Ih­rem eben­falls pas­sie­ren“, sag­te er, und sei­ne Stim­me über­schlug sich schrill. „Es ist ein großes Ri­si­ko, ein sehr großes Ri­si­ko!“
    „Das neh­me ich auf mich“, knurr­te To­bi­as. „Wenn sie run­ter­ge­hen kann, dann kann ich es auch.“
    „To­bi­as …“ be­gann Jen­ny.
    „Ich ha­be ge­sagt, ich ge­he run­ter!“ rief er. „Al­so laß mich in Frie­den, ja?“
    Jen­ny schüt­tel­te den Kopf und stürz­te auf die Steig­röh­re zu. Ih­re hoch­ge­zo­ge­nen Schul­tern drück­ten Zorn aus. Ich zuck­te mit den Ach­seln und mach­te mich wie­der an die Über­prü­fung des Luft­auf­be­rei­ters.
    „Tia, bit­te … To­bi­as … ihr seid wahn­sin­nig …“
    Nein, dach­te ich. To­bi­as ist wahn­sin­nig. Kei­ner von uns sprach ein Wort, und je­der fuhr da­mit fort, sei­ne ei­ge­ne Aus­rüs­tung zu kon­trol­lie­ren. Gre­ville warf wü­tend die Ar­me hoch, rauf­te sich die Haa­re und ver­ließ den Raum. Ich frag­te mich kurz, aus wel­chem Grund To­bi­as mit­kom­men woll­te, dann schob ich die Fra­ge wie­der bei­sei­te. Un­ter Was­ser wür­de ich ihn ab­schüt­teln. Ich konn­te weitaus schnel­ler schwim­men als er.
    Paul trat an mei­ne Sei­te, als ich das Gum­mi an den Bei­nen glatt­strich. Er blieb ne­ben mir ste­hen und kau­te auf der Un­ter­lip­pe.
    „Tia, du willst doch nicht wirk­lich tau­chen, nicht wahr?“
    Ich leg­te den Gür­tel an, zog ihn rich­tig fest und schob die Ge­wich­te hin und her, bis sie gleich­mä­ßig an den Hüf­ten ver­teilt wa­ren.
    „Gre­ville meint, es sei ge­fähr­lich“, füg­te er hin­zu.
    Der Kom­mu­ni­ka­tor an der Tail­le, hier. Stun­ner. Mes­ser. Die Sam­mel­ta­sche für Ar­te­fak­te. Chro­no­me­ter. Tie­fen­mes­ser. Kom­paß. Die Arm­band­con­trol­ler. Kon­troll­ter­mi­nal für die Ser­vos. Ei­ne Mi­ni-Erg­kap­sel für den Not­fall. Fär­bungs­mit­tel. Bo­jen. Ei­ne auf­blas­ba­re Über­le­bens­ja­cke. Hand­schu­he.
    „Es könn­te et­was pas­sie­ren.“
    Schließ­lich wand­te ich mich ihm zu, er­in­ner­te mich an je­ne Nacht in mei­ner Ka­bi­ne, an das gur­geln­de Äch­zen, das Be­ni­tos Hin­ab­sin­ken ins Meer un­ter­malt hat­te, und ich kämpf­te ei­ne plötz­li­che Übel­keit nie­der. Paul er­rö­te­te, und sein Blick wan­der­te un­s­tet über die ver­schie­de­nen Ein­rich­tungs­ge­gen­stän­de der Tauch­kam­mer. Die

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