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Versunkene Inseln

Versunkene Inseln

Titel: Versunkene Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marta Randall
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Licht­fle­cke der Kraft­feld­bla­se an. „Du ver­gißt nur eins, mein lie­bes Kind: Ich ver­ur­sa­che kei­ne üb­len Din­ge. Ich bin nicht ver­ant­wort­lich für das Un­heil. Ich wer­de oh­ne­hin bald nicht mehr da sein, aber das dau­ert dir ein­fach zu lan­ge, nicht wahr? Du willst mich nicht ster­ben se­hen, stimmt’s? Das ist es, wo­vor du Angst hast. Ich wer­de ster­ben, tot sein, nur noch leb­lo­ses Fleisch, ei­ne ver­we­sen­de Lei­che – und es ist nur die­se Vor­stel­lung, die dich so be­un­ru­higt. Nun, ich ha­be nicht die Ab­sicht fort­zu­ge­hen, mein lie­bes Kind, ich den­ke nicht ein­mal dar­an.“
    „Ich bin nicht dein lie­bes Kind!“ schrie To­bi­as und griff nach sei­nem Arm­band­con­trol­ler. Der nächs­te Ser­vo trieb auf mich zu, fuhr sei­ne Schnei­de­ar­me aus und streck­te sie mir ent­ge­gen. Ich wir­bel­te her­um, krümm­te mich, duck­te mich un­ter dem einen Me­tall­arm hin­weg und stürz­te in den Zu­gang hin­ein. Und plötz­lich war mein Mund vol­ler Salz­was­ser.
    Er­schro­cken und ent­setzt starr­ten wir bei­de auf den durch­trenn­ten Luft schlauch, der von mei­ner Tau­cher­mas­ke her­ab­bau­mel­te, dann wand­te ich mich um und floh ins Ge­bäu­dein­ne­re.
     

45
     
    Ich jag­te durch den Vor­raum und griff nach dem von der Mas­ke her­ab­hän­gen­den Luft­schlauch. Er war na­he den Sau­er­stofftanks durch­ge­schnit­ten und nütz­te mir gar nichts mehr. Ein Strom von per­len­den Luft­bla­sen stieg steil in die Hö­he, der dunklen De­cke ent­ge­gen. Ich schloß das Ven­til – und wuß­te, daß ich un­be­dingt Mi­su­ya­gas Raum er­rei­chen muß­te.
    Von ei­ner al­les an­de­re ver­drän­gen­den, blin­den Pa­nik er­faßt, trat ich mit den Flos­sen und schwamm durch die Vor­kam­mer und den in­ne­ren Auf­ent­halts­raum. Mei­ne Lun­gen brann­ten, und in den Oh­ren dröhn­te es. Ich konn­te die Trep­pe nicht fin­den. Hin­ter mir flu­te­te hel­les Licht durch den Raum, als To­bi­as her­ein­kam, und ich glaub­te, in all mei­nem Ent­set­zen sei­ne schrei­en­de Stim­me zu hö­ren. Doch ich muß­te mich ir­ren: Warum soll­te To­bi­as am Mee­res­grund ir­gend et­was über Kin­der schrei­en? Ich trat mit den Flos­sen, warf mich vor­wärts, wir­bel­te her­um, ver­zwei­felt be­müht, den me­tal­le­nen Kil­lern hin­ter mir zu ent­ge­hen, die Trep­pe zu fin­den und in der Si­cher­heit der ver­bor­ge­nen Kam­mer Zu­flucht zu su­chen. End­lich sah ich die brei­ten Stu­fen vor mir, ließ mich von den Dü­sen nach vorn ka­ta­pul­tie­ren, schätz­te die Ent­fer­nung falsch ein und prall­te ge­gen die Wand. Son­nen­hei­ße Pein flamm­te durch Schul­ter und Brust, ließ mit ei­nem Schlag die Luft aus den Lun­gen ent­wei­chen und spül­te bit­te­res Meer­was­ser hin­ein. Ich ver­such­te, der nas­sen Um­klam­me­rung des Ozeans zu ent­kom­men, wei­ger­te mich mit ei­nem stum­men Schrei, der all die Kraft mei­ner Ge­dan­ken in sich ver­ein­te, den Tod zu ak­zep­tie­ren.
    Ein plötz­li­cher Schmerz fuhr durch mein Hirn, ein Stich, ein Zer­ren – und ich fand mich nackt, mit Hän­den und Fü­ßen um mich schla­gend, auf ei­nem wei­chen, schwar­zen Bo­den wie­der. Ich keuch­te und würg­te und klam­mer­te mich elend an die dunkle Fes­tig­keit des Bo­dens. Was­ser ström­te mir aus Mund und Na­se. Keh­le und Lun­ge brann­ten wie ver­ätzt; der Bo­den schi­en so wild zu schwan­ken und zu tan­zen, daß mir übel wur­de. Lang­sam tropf­te das Zit­tern von mir ab, ver­si­cker­te und ließ mich al­lein in der Schwär­ze zu­rück.
     

46
     
    Zeit ver­strich. Mei­ne Fin­ger tas­te­ten über die wei­che Küh­le un­ter mir, und mei­ne noch im­mer schmer­zen­den Au­gen schiel­ten in die Dun­kel­heit. Ich be­fand mich … in dem ver­bor­ge­nen Raum? Ja. Ja. Aber wie war ich hier­her ge­langt, zu den auf­ra­gen­den Ma­schi­nen?
    Ein hei­ßer Stich im Kopf, Tü­ren in mei­nem Geist, die plötz­lich auf­ge­ris­sen wur­den – ich war ge­kom­men, in­dem ich ge­kom­men war. Ich war hier, weil es mein in­ten­si­ves Ver­lan­gen ge­we­sen war, hier zu sein. Ich setz­te mich auf, spür­te, wie sich mei­ne nack­te Haut in der Küh­le kräu­sel­te, und ging ver­suchs­wei­se dar­an, die

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