Versunkene Inseln
auf das Gebäude und maß die Stabilität von Decke und Wänden. Als Harkness grünes Licht gab, wies er einen Servo an, ein Fenster freizumachen.
„Schwimm hinein“, forderte er mich auf.
„Nein, laß nur. Ich glaube, ich sehe mich dort ein wenig um.“ Ich deutete mit dem Arm in die Richtung von Mitsuyagas Gebäude. „Ich brauche nur einen der Servos, und die anderen reichen dir als Unterstützung völlig aus.“
„Tia“, sagte Harkness, „ich denke, als Kapitän muß ich …“
„Nein. Hören Sie, ich will keine Zeit damit verschwenden, indem wir uns darüber streiten. Gehen Sie einfach davon aus, daß ich Gebrauch mache von der unabhängigen Forschungsoption meines Autonomkontrakts und lassen Sie mich weitermachen, in Ordnung? Wenn Tobias nicht ganz auf sich allein gestellt sein möchte, dann kann er ja einen der Servos auf Sicherheitsbegleitung programmieren oder zum Schiff zurückkehren. Ich habe ihn nicht darum gebeten mitzukommen.“ Ich wies einen der Roboter an, mir zu folgen, aktivierte die Düsen und sauste davon.
„Sie schwimmt weg!“ schrie Tobias. Die Düsen vergrößerten rasch die Entfernung zu seiner Ergkapsel. Ich erreichte das Gebäude und wollte gerade hineingleiten, als ich mich an den Servo erinnerte. Er folgte mir tapfer, kam aber wie üblich nur langsam voran, und dicht hinter ihm waren Tobias und seine Schar Roboter.
„Warte, Tia!“ rief Tobias. „Ich habe auf die Privatfrequenz geschaltet. Ich muß mit dir reden.“
Ich sah wieder das Bild von Benitos Spielzeug in seiner zitternden Hand und desaktivierte die Düsen. Ich schob die Hand durch die wogenden Moosschleier des Eingangs, tastete zum Türrahmen und fand so Halt gegenüber dem schwachen Zug der Strömung. Dann gab ich meinem Servo die Anweisung, in den Vorraum hineinzuschwimmen und dort auf mich zu warten. Als Tobias näher kam, schaltete ich meinen Sender ebenfalls auf Privatfrequenz.
„Also gut, ich höre.“
Er strich sich eine Strähne seines goldgelben Haares aus der Stirn. Durch die Sichtscheibe meiner Tauchermaske, das Wasser und den energetischen Schimmer seiner Kraftfeldblase konnte ich seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen. Doch seine Gesten erschienen mir unschlüssig, und sein mit den dunklen Farben der Kabel und Elektroden umflochtener Körper bewegte sich so wie der eines besorgten und furchtsamen Halbgottes.
„Tobias“, sagte ich nun etwas freundlicher, „was willst du?“
„Ich weiß nicht“, gab er zurück. „Ich … ich fürchte mich vor dir.“
Ich lachte verblüfft, und er versteifte sich ärgerlich. „Vor mir?“ wiederholte ich und lachte erneut.
„Das ist ganz und gar nicht komisch! Du gehörst nicht zu uns; du paßt einfach nicht in unsere Gruppe. Du verunsicherst andere Leute, und du bist ein, äh … ich meine, es geschehen üble Dinge, wenn du da bist. Wie im Falle von Benito.“
„Du willst sagen, ich sei ein Unglücksbringer“, erwiderte ich und wandte mich von ihm ab, um ins Haus hineinzuschwimmen.
„Nein! Warte bitte. Ich muß mit dir reden. Ich muß es endlich begreifen.“
„Was begreifen?“ sagte ich und spürte, wie Zorn in mir aufkeimte. „Ich dachte, für dich sei bereits alles klar. Ich bin doch ein Scheusal, nicht wahr? Ein Unglücksbringer. Was soll ich deiner Meinung nach machen, Tobias? Verschwinden?“
„Ja! Ja, verschwinde, geh weg und nimm das Üble mit dir. Du bist hier unerwünscht, also laß uns endlich in Ruhe.“
„Du glaubst wirklich, ich würde deinem Wunsch entsprechen, nicht wahr? Klar, ich packe meine Sachen und gehe, still und leise, und dann kannst du mich ganz aus deinem Gedächtnis streichen.“ Ich stieß mich von der Tür ab, schwebte ganz dicht vor seiner Ergkapsel und starrte ihn durch die aufglühenden
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