Versunkene Inseln
Finger suchten nach irgendeinem Halt auf den glatten und nackten Hüften, und als sie nichts fanden, hakten sie sich auf dem Rücken ineinander. Natürlich, natürlich. Nicht Benitos Leiche, aber das orangefarbene Bündel, das sie repräsentierte. Nicht Tias Tod, aber die Symbole dieses Todes, die von der Vorstellung und den Gedanken daran hervorgerufene Erregung. Eine Nekrophilie, die sich nur auf das Ausmalen des Todes bezog, auf das Symbol und nicht die Substanz, das Leichentuch und nicht den Toten selbst. Ich zog die Gummikapuze auseinander und schob sie mir über das ergrauende Haar.
„Verschwinde, Paul“, sagte ich, und er drehte sich um, sprintete durch die leere Kammer und sauste die Röhre empor.
Tobias paßte die Kapuze wasserdicht an den übrigen Naßanzug an, drehte sich dann um, und ich stellte die restlichen Anschlüsse am hinteren Teil seines Kontrollgürtels fertig. Als Lonnie sich auch weiterhin nicht blicken ließ, nahmen wir die Checkliste aus ihrem Schrank und gingen sie sorgfältig durch.
Als wir damit fertig waren und an den Rand des Tauchschachtes traten, tönte die Stimme von Harkness aus dem Interkom.
„Meiner Meinung nach haben Sie beide den Verstand verloren“, sagte er barsch, „aber ich will Sie nicht ohne eine Verbindung zu uns hinuntergehenlassen. Ich nehme an, Sie haben die Sicherheitskontrollen bereits durchgeführt?“
„Ja“, antwortete ich.
„Nun, also gut. Ich habe alle Servos für Sie bereitgestellt …“
„Ich brauche nur einen.“
„Ich nehme alle anderen“, meinte Tobias, und ich zuckte mit den Achseln.
„Ich hätte sie sowieso alle hinuntergeschickt“, sagte Harkness. „Tobias, Sie können von mir aus beginnen.“
Er zögerte am Rand des Schachtes, als erinnerte er sich nun an den letzten Körper, der vor ihm ins Meer hineingeglitten war, dann preßte er die Lippen zusammen und ließ sich langsam ins Wasser hinab. Ich wartete, bis sich seine Kraftfeldblase vollständig aufgebaut hatte und er zur Seite getaucht war, dann schloß ich die Sichtscheibe meiner Tauchermaske und folgte ihm in den Ozean hinein.
Sicher hatte die Strömung den Leichnam Benitos inzwischen weit vom Schiff fortgetrieben, doch als wir beide tiefer tauchten, wahrte ich ein wachsames und angespanntes Schweigen, und Tobias erging es offenbar ebenso. Ein massiges Objekt schwebte in einiger Entfernung. Tobias fuhr zusammen und wies dann die Servos an, ihre Scheinwerfer darauf zu richten – eine Wolke aus Seetang. Ein Hai glitt an uns heran und schwamm verächtlich durch das durchscheinende Wasser davon. Langsam sanken wir durch die Sphäre verblassender Farben und auf Hilo zu.
„Wie steht’s bei Ihnen?“ fragte Harkness.
„Es ist alles in Ordnung“, erwiderte ich. „Wir sind jetzt über dem Geschäftsviertel. Eine ziemliche Verwüstung in dem zum Strand hin gelegenen Bereich, wahrscheinlich von Tsunamis verursacht, in der Art. Auf der zum Landesinneren hin gelegenen Seite der Hauptstraße scheinen noch einige Dinge relativ unbeschädigt zu sein; schwer zu sagen, um was es sich dabei handelt, die Entfernung ist noch zu groß. Tobias, willst du es dir mal näher ansehen?“
„Ja“, antwortete er. Die Schar der Servos tauchte auf ein Signal hin in die Tiefe, und wir folgten ihr, bis wir vor einem Bauwerk schwebten, bei dem es sich einst um ein Kaufhaus gehandelt zu haben schien.
„Das Gebäude ist intakt“, sagte Tobias. „Augenblick, ich nehme sofort eine Statikabtastung vor. Sieht alles ganz gut aus.“
„Reiche Beute“, fügte ich hinzu. Tobias warf mir durch das leichte, schlierenartige Zittern seiner Ergkapsel einen raschen Blick zu, richtete seine Aufmerksamkeit dann wieder
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