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Versunkene Inseln

Versunkene Inseln

Titel: Versunkene Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marta Randall
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Fin­ger such­ten nach ir­gend­ei­nem Halt auf den glat­ten und nack­ten Hüf­ten, und als sie nichts fan­den, hak­ten sie sich auf dem Rücken in­ein­an­der. Na­tür­lich, na­tür­lich. Nicht Be­ni­tos Lei­che, aber das oran­ge­far­be­ne Bün­del, das sie re­prä­sen­tier­te. Nicht Ti­as Tod, aber die Sym­bo­le die­ses To­des, die von der Vor­stel­lung und den Ge­dan­ken dar­an her­vor­ge­ru­fe­ne Er­re­gung. Ei­ne Ne­kro­phi­lie, die sich nur auf das Aus­ma­len des To­des be­zog, auf das Sym­bol und nicht die Sub­stanz, das Lei­chen­tuch und nicht den To­ten selbst. Ich zog die Gum­mi­ka­pu­ze aus­ein­an­der und schob sie mir über das er­grau­en­de Haar.
    „Ver­schwin­de, Paul“, sag­te ich, und er dreh­te sich um, sprin­te­te durch die lee­re Kam­mer und saus­te die Röh­re em­por.
    To­bi­as paß­te die Ka­pu­ze was­ser­dicht an den üb­ri­gen Naß­an­zug an, dreh­te sich dann um, und ich stell­te die rest­li­chen An­schlüs­se am hin­te­ren Teil sei­nes Kon­troll­gür­tels fer­tig. Als Lon­nie sich auch wei­ter­hin nicht bli­cken ließ, nah­men wir die Check­lis­te aus ih­rem Schrank und gin­gen sie sorg­fäl­tig durch.
    Als wir da­mit fer­tig wa­ren und an den Rand des Tauch­schach­tes tra­ten, tön­te die Stim­me von Har­kness aus dem In­ter­kom.
    „Mei­ner Mei­nung nach ha­ben Sie bei­de den Ver­stand ver­lo­ren“, sag­te er barsch, „aber ich will Sie nicht oh­ne ei­ne Ver­bin­dung zu uns hin­un­ter­ge­hen­las­sen. Ich neh­me an, Sie ha­ben die Si­cher­heits­kon­trol­len be­reits durch­ge­führt?“
    „Ja“, ant­wor­te­te ich.
    „Nun, al­so gut. Ich ha­be al­le Ser­vos für Sie be­reit­ge­stellt …“
    „Ich brau­che nur einen.“
    „Ich neh­me al­le an­de­ren“, mein­te To­bi­as, und ich zuck­te mit den Ach­seln.
    „Ich hät­te sie so­wie­so al­le hin­un­ter­ge­schickt“, sag­te Har­kness. „To­bi­as, Sie kön­nen von mir aus be­gin­nen.“
    Er zö­ger­te am Rand des Schach­tes, als er­in­ner­te er sich nun an den letz­ten Kör­per, der vor ihm ins Meer hin­ein­ge­glit­ten war, dann preß­te er die Lip­pen zu­sam­men und ließ sich lang­sam ins Was­ser hin­ab. Ich war­te­te, bis sich sei­ne Kraft­feld­bla­se voll­stän­dig auf­ge­baut hat­te und er zur Sei­te ge­taucht war, dann schloß ich die Sichtschei­be mei­ner Tau­cher­mas­ke und folg­te ihm in den Ozean hin­ein.
    Si­cher hat­te die Strö­mung den Leich­nam Be­ni­tos in­zwi­schen weit vom Schiff fort­ge­trie­ben, doch als wir bei­de tiefer tauch­ten, wahr­te ich ein wach­sa­mes und an­ge­spann­tes Schwei­gen, und To­bi­as er­ging es of­fen­bar eben­so. Ein mas­si­ges Ob­jekt schweb­te in ei­ni­ger Ent­fer­nung. To­bi­as fuhr zu­sam­men und wies dann die Ser­vos an, ih­re Schein­wer­fer dar­auf zu rich­ten – ei­ne Wol­ke aus See­tang. Ein Hai glitt an uns her­an und schwamm ver­ächt­lich durch das durch­schei­nen­de Was­ser da­von. Lang­sam san­ken wir durch die Sphä­re ver­blas­sen­der Far­ben und auf Hi­lo zu.
    „Wie steht’s bei Ih­nen?“ frag­te Har­kness.
    „Es ist al­les in Ord­nung“, er­wi­der­te ich. „Wir sind jetzt über dem Ge­schäfts­vier­tel. Ei­ne ziem­li­che Ver­wüs­tung in dem zum Strand hin ge­le­ge­nen Be­reich, wahr­schein­lich von Ts­un­a­mis ver­ur­sacht, in der Art. Auf der zum Lan­des­in­ne­ren hin ge­le­ge­nen Sei­te der Haupt­stra­ße schei­nen noch ei­ni­ge Din­ge re­la­tiv un­be­schä­digt zu sein; schwer zu sa­gen, um was es sich da­bei han­delt, die Ent­fer­nung ist noch zu groß. To­bi­as, willst du es dir mal nä­her an­se­hen?“
    „Ja“, ant­wor­te­te er. Die Schar der Ser­vos tauch­te auf ein Si­gnal hin in die Tie­fe, und wir folg­ten ihr, bis wir vor ei­nem Bau­werk schweb­ten, bei dem es sich einst um ein Kauf­haus ge­han­delt zu ha­ben schi­en.
    „Das Ge­bäu­de ist in­takt“, sag­te To­bi­as. „Au­gen­blick, ich neh­me so­fort ei­ne Sta­ti­kab­tas­tung vor. Sieht al­les ganz gut aus.“
    „Rei­che Beu­te“, füg­te ich hin­zu. To­bi­as warf mir durch das leich­te, schlie­ren­ar­ti­ge Zit­tern sei­ner Erg­kap­sel einen ra­schen Blick zu, rich­te­te sei­ne Auf­merk­sam­keit dann wie­der

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