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Versunkene Inseln

Versunkene Inseln

Titel: Versunkene Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marta Randall
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Gesichter durcheinander. Das gehört zu meinem Beruf. Haben Sie etwas dagegen, wenn ich mich zu Ihnen setze?“
    Mir war elend zumute, aber ich schüttelte den Kopf, und sie nahm neben mir Platz. „Ich bin von Terra-Zeit-Geschehen. Vielleicht kennen Sie meine Show?“
    „Nein, ich sehe nicht viel fern. Oh, Entschuldigung, hier kommt mein Essen.“
    Ihr strahlendes Lächeln blieb bestehen, als der Kellner die Platten vor mir aufstellte. Mein Hunger warf alle Manieren, die ich besaß, über den Haufen, und ich stürzte mich regelrecht auf die Mahlzeit.
    „Sie müssen sehr hungrig sein.“
    „Wie?“ murmelte ich, den Mund voller Salat. „Entschuldigung. Nein. Ich habe nur das Frühstück ausgelassen, das ist alles.“
    „Dann lassen Sie sich Zeit“, sagte sie und lächelte noch immer. Ich warf ihr einen kurzen Blick zu, und langsam begann mir die Bedeutung dieses Lächelns zu dämmern.
    Nun, warum nicht? Sicher hatte sie irgendwo ein Zimmer, auf ihren Namen registriert, und das würde eines meiner Probleme lösen. Wahrscheinlich hielt sie mich für einen dieser jungen Vagabunden, die von Planet zu Planet und von Mond zu Mond zogen, dauernd pleite und dauernd in Bewegung. Pleite war ich ganz bestimmt nicht: Mein Guthaben beim Luna City Trust war mehr als ausreichend. Doch die Maske eines Vagabunden kam meinen Wünschen entgegen. Also erwiderte ich ihr Lächeln, aß langsamer und hörte ihrer Plauderei zu.
    Sie war freiberuflich für Terra-Zeit-Geschehen tätig, machte Interviews, Reisebeschreibungen, alles, was ihr interessant erschien. Sie hielt sich schon zwei Monate auf dem Mond auf und wollte in einer Woche nach Beijing zurückkehren, da sich, so sagte sie jedenfalls, die Möglichkeiten des Mondes erschöpft hätten. Sie ließ ein, zwei weitere Bemerkungen über Streckenwärter fallen, doch als ich nicht darauf einging, schnitt sie dieses Thema nicht mehr an. Ich hörte ihr zu, lächelte und verriet nur meinen Namen, den sie ohnehin herausgefunden hätte.
    „Nun“, sagte sie beim Kaffee, „wenn Sie gerade von Gagarin gekommen sind, dann möchten Sie sich bestimmt frischmachen. Ich habe ein Apartment, nicht weit von hier.“
    Was in der Tat zutraf. Terra-Zeit-Geschehen mußte sie sehr gut bezahlen, denn das Apartment war eins der teuersten im teuersten Hotel von Luna. Es war mit den ganzen neuesten Raffinessen ausgestattet, einschließlich emotionsgesteuerter Erg wände, die in einem tiefen Rot glühten, als ich aus dem prunkvollen Badezimmer trat. Die Frau lag nackt auf dem Bett und wartete müßig darauf, daß ich zu ihr kam. Also legte ich mich neben sie und zahlte für Tisch und Bett. Als sie schließlich von mir abließ, schlief ich sofort ein.
    Ich erwachte kurz vor Einbruch der Nacht, und sie war bereits angezogen und konnte es kaum noch erwarten auszugehen. Ich verlor schnell meine Furcht, Greg könne mich aufspüren, denn er würde bestimmt nicht auf den Gedanken kommen, in den protzigen und teuren Restaurants und Nachtklubs nach mir zu suchen, in denen wir den Abend verbrachten. Ich trank, wenn man mir ein Glas gab, tanzte, wenn ich dazu aufgefordert wurde, und lachte, wenn es mir passend erschien. Ich ließ mich passiv von einer Aktivität zur anderen anleiten, bis wir schließlich in ihr Appartement zurückkehrten, uns am frühen Morgen zwei Stunden lang auf dem Bett herumwälzten und sie vollauf befriedigt einschlief. Ich lag neben ihr, so müde, daß ich nicht schlafen konnte, und die zwischen meinen Gedanken verborgene verräterische Flüsterstimme wisperte mir zu, dies sei genausowenig eine Lösung für meine Probleme wie alles andere. Ich hatte mich verkauft, eine Lüge an die andere gereiht und ihr ein Gesicht gezeigt, das nicht mein eigenes war. Es spielte keine Rolle, ob ihr dieses Gesicht gefiel oder nicht. Wie man es auch drehte und wendete, es war in jedem Fall ein Betrug, und ich machte mir selbst ebenfalls etwas vor, solange ich es trug. Von diesen Gedanken geplagt und gequält, kroch ich aus dem Bett.
    Sie schlief weiter, während ich duschte und dann meine Tasche nahm und die Hotelsuite verließ. Ich schritt rasch durch die fast leere Eingangshalle und eilte hinaus in die nun dunkleren Straßen.
    Der Touristenbezirk, in dem das Hotel lag, war noch immer hell erleuchtet und voller Menschen, selbst jetzt um vier Uhr früh. Die Nebenstraßen aber, die Geschäfts- und Wohnbereiche, waren finster und still. Ich betrachtete die Gebäudefronten, als ich dahinwanderte, stellte mir die

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