Versunkene Inseln
weiteren Latte griff. Wir waren uns ganz nahe, und doch lagen Welten zwischen uns.
Jenny kam mit dem Hüpf er, parkte ihn und glitt unbekümmert über den Rand der Klippe. Der Tag war warm, die Brise kühl, und sie war diesmal angezogen. Die zarte, geschlitzte Tunika veränderte die Farbe, als sie im Wind flatterte, und sie floß um ihren Körper herum und enthüllte ihr Hüften, als sie uns entgegenschwebte. Ich zupfte am Kragen der undurchsichtigen Überjacke, die ich fast immer trug. Dann besann ich mich eines Besseren, schnitt eine Grimasse und fuhr damit fort, die Querriegel in die Halterungen einzusetzen.
„Hallo“, rief sie und setzte sanft wie ein Blatt auf dem Balkon auf. „Willst du nicht meinen Lifter benutzen?“
„Nein, danke“, sagte ich. „Ich bin ohnehin fast fertig.“
Aus den Augenwinkeln sah ich, wie sie Paul einen kurzen Blick zuwarf, woraufhin er nur amüsiert mit den Achseln zuckte und mir die letzte Latte reichte. Ich beendete meine Arbeit und kletterte zu ihnen auf den Balkon hinunter.
„Hast du heute morgen den Sonnenaufgang beobachtet?“ fragte ich Jenny.
Sie erinnerte sich an unser Gespräch vom Abend zuvor und hob kurz die Hand. „Ich war beschäftigt“, sagte sie und lächelte. Paul grinste zurück. „Wir ebenfalls“, erwiderte er.
„Ach ja? Habt ihr schon so früh begonnen, das Haus zu verrammeln?“
„Das eigentlich nicht.“ Paul sammelte die Einfassungsschnallen der Querlatten zusammen. „Wo soll ich die verstauen, Tia?“
„Unter der Treppe, wenn du reinkommst, rechts“, sagte ich. „Die Tür ist offen.“ Er lud sich die Arme voll und verschwand im Haus.
„Habt ihr eure Sachen gepackt?“ fragte ich Jenny.
Sie wich meinem Blick aus. „Ja, ich muß das ganze Zeug nur noch einladen. Ich habe den Hüpf er genommen, weil ich dachte, damit sei es einfacher.“
„Nun, wir müssen in einer Stunde am Dock sein. Du beginnst also besser, eure Sachen in den Hüpfer zu schaffen.“ Sie nickte und ging ins Haus. Ich hörte, wie sie mit Paul sprach, vernahm dann das weiche Flüstern des Lifters, als sie die Treppe hinaufschwebte. Kurz darauf folgte ein zweites sanftes Wispern, als Paul ihr folgte.
Bis auf einige persönliche Dinge, die ich hier hatte, waren meine Sachen bereits an Bord der Ilium. Nachdem ich die Küchengeräte ausgeschaltet und den Pflanzenachtgeber auf Automatik justiert hatte, stieg ich die Treppe zu meinem Schlafzimmer hinauf. Ich würde nur ein paar Augenblicke benötigen, um den Rest zusammenzupacken. Die Stimmen meiner Gäste tropften zu mir herunter, als ich auf dem Treppenabsatz vor der Tür stehenblieb.
„Du bist noch nicht fertig, Paul?“
„Nein, aber es dauert nicht lange.“
„Ich dachte, du wolltest deine Sachen schon gestern abend packen“, sagte Jenny. Ich konnte hören, wie Kleidungsstücke aus dem Schrank genommen und aufs Bett geworfen wurden.
„Ich hatte keine Zeit dazu.“
„Ach? Die ganze Nacht die Sterne bewundert?“
„Das nicht gerade.“
„Meine Güte, womit kann man sich hier denn sonst die Zeit vertreiben? Es ist ein Wunder, daß Tia nicht schon längst an Langeweile gestorben ist. Die einzige Abwechslung hier ist die von Ebbe und Flut. Also?“
„Was also?“ Ein eigensinniger, trotziger Tonfall. Das Echo einer Stimme, die ich vor fünfzig Jahren vernommen hatte.
„Welcher aufregenden Beschäftigung hast du dich denn letzte Nacht gewidmet?“
„Ich habe mit Tia gebumst.“
Eine lange Pause. Es war nicht der Ausdruck, den ich benutzt hätte, sagte ich mir traurig. Ich war wie erstarrt.
„Du … mit Tia?“ brachte Jenny schließlich hervor.
„Klar. Du hattest ja ein Schäferstündchen mit Tobias …“
„Du bist mit dieser … dieser Mißgeburt ins Bett gegangen?“
„Hör auf, Jenny, sei
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