Versunkene Staedte
widerwillig mitziehen.
» Jetzt komm schon! « , schrie Mahlia. » Komm! «
Die Stiefeltritte waren nun hinter ihr zu hören. Immer mehr. Sie kamen von allen Seiten. Mahlia hatte die Geheimtür des Lagerhauses erreicht und tastete nach dem Riegel. Er klemmte wieder. Verzweifelt stemmte sie sich dagegen.
Die Tür schwang auf. Sie schlüpfte hindurch und zog Mouse hinter sich her. DrauÃen hörte sie Rufe. Sie versuchte, die Tür zu schlieÃen, aber ein Gewehr wurde in den Türspalt gesteckt. Die Soldaten warfen sich gegen die Tür, und Mahlia wurde zurückgestoÃen. Die Soldaten strömten in das Lagerhaus und umzingelten sie. Sie packten sie und schleppten sie nach drauÃen.
Mahlia erhaschte einen Blick auf Mouse, der ihr verwundert hinterhersah, und dann war sie drauÃen im Korridor und wurde weggezerrt. Sie schrie und strampelte, aber es nützte nichts. Vor ihr lag Tool betäubt auf dem Boden, sein Auge weit aufgerissen. Die Soldaten stiegen über ihn hinweg.
Leutnant Sayle kam durch das groÃe Erkerfenster herein und brachte noch mehr Soldaten mit sich. Er lächelte kalt, während seine Jungs Mahlia vorwärtsschoben.
Mahlia sah, wie Mouse weggeführt wurde. Auf seinem Gesicht lag ein Ausdruck der Scham und Verwirrung. Die Soldaten klopften ihm jubelnd auf den Rücken und nannten ihn Ghost. Einige andere kamen zu Mahlia, um lachend mit dem Finger auf sie zu zeigen und ihr ins Gesicht zu spucken.
Sayle kam lächelnd zu ihr.
» Das Mädchen, das über die Kojwölfe gebietet « , sagte er. » Von dir habe ich geträumt. «
3 7
Mahlia starrte Mouse erschüttert an. » Du hast mich in eine Falle gelockt? «
Mouse blickte zwischen ihr und den Soldaten hin und her. » Ich habe davon nichts gewusst. « Endlich schien er zu begreifen, was um ihn herum vor sich ging. Er wollte sich durch die Soldaten durchdrängen. » Ich habe es nicht gewusst! «
» Bringt ihn hier raus! « , befahl Sayle.
Ein paar Soldaten packten Mouse und zogen ihn fort, während er sich wehrte und versuchte, zu Mahlia zurückzulaufen. Hilfe suchend sah Mahlia zu Tool hinüber, aber der war bewusstlos. Sie war auf sich allein gestellt.
Der Leutnant hob die Faust und schlug zu. Schmerz explodierte in ihrem Gesicht. Sie gab sich Mühe, nicht zusammenzuzucken oder in Tränen auszubrechen. Er schlug sie noch einmal. Sie spürte ihr Nasenbein brechen.
Der Leutnant stand vor ihr. Ein kaltes Feuer brannte in seinen grauen Augen.
Mahlia versuchte, sich loszureiÃen, aber die Soldaten stellten ihr ein Bein, und sie fiel zu Boden. Sie wollte sich aufrappeln, doch die Soldaten sprangen auf ihren Rücken und drückten sie nieder. Jemand schlug ihren Kopf gegen die rissigen Bodenfliesen.
Leutnant Sayle ging neben ihr in die Hocke. Er packte sie an den Haaren und hob ihren Kopf hoch, damit er ihr ins Gesicht sehen konnte.
» Du kannst dich auf was gefasst machen, Chinesenbalg. «
Mahlia wusste, was kommen würde. Es würde genauso sein wie damals mit ihrer Mutter. Sie würden sie vergewaltigen und quälen, bis sie irgendwann genug von ihr hatten. Und dann würden sie sie umbringen. Mahlia begann zu beten. Sie wusste, dass es nutzlos war, aber sie tat es trotzdem. Sie betete zur barmherzigen Jungfrau Kali, zum Rostheiligen, zu den Parzen. Zu sämtlichen Märtyrern der Hochwasserkirche. Zu allem und jedem.
Sayle setzte ein Knie auf ihren Rücken und drückte sie nieder, und dann spürte Mahlia etwas Kaltes, Metallenes an ihrer Wirbelsäule entlangfahren. Ein Messer.
» Vielleicht nehmen wir dir die Nieren raus, bevor wir mit dir fertig sind « , sagte Sayle. » Die Organsammler zahlen gute Preise für so was. Wir könnten dir die Augen rausnehmen, das Herz, die Nieren, alles Mögliche. « Er hielt inne. » Aber an Fingern sind die nicht interessiert, oder? «
Mahlia begann zu zittern. Ihre Finger. Ihre Hand.
Sie bäumte sich auf und strampelte, versuchte, sich loszureiÃen. Sie wusste, dass es keinen Zweck hatte, sich zu wehren, aber sie tat es trotzdem.
Der Leutnant setzte das Messer am Gelenk ihres kleinen Fingers an. Sie spürte, wie es durch ihre Haut schnitt.
Mahlia schrie. Sie schrie und schrie, und die Soldaten machten sich nicht die Mühe, ihr den Mund zuzuhalten. Sie lachten nur, während Mahlia sich unter ihren Händen wand.
» Das war der Erste! « , sagte Sayle
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