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Versunkene Staedte

Versunkene Staedte

Titel: Versunkene Staedte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Bacigalupi
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Maschinenpistole über der Schulter. Sie musste zweimal hinschauen, um sicherzugehen, dass er nicht nur irgendein Soldat war. Aber nein, es war Mouse.
    Er war da. Direkt vor ihrem Haus.
    Â» Tool « , flüsterte sie. » Ich sehe ihn. «
    Schnell wie der Wind war Tool neben ihr und sah nach unten. » Sie sind nur zu dritt. «
    Â» Zu zweit « , berichtigte Mahlia ihn. » Mouse zählt nicht. «
    Tool sagte nichts dazu. Er sah die Welt anders. Aber Mouse würde nicht auf sie schießen. » Ich werde mit ihm reden « , sagte sie.
    Â» Nicht, wenn die beiden neben ihm stehen. «
    Â» Wenn er mich sieht, wird er zu mir kommen. «
    Â» Nein. Die Soldaten sind auf Patrouille. Sie werden sich nicht voneinander entfernen. Selbst diese Jungs wissen das. Auch wenn sie mit einer echten Armee nicht zu vergleichen sind, so viel Ausbildung haben sie bestimmt genossen. « Er betrachtete die Soldaten. » War einer von denen damals im Dorf? «
    Mahlia sah hinab und versuchte, sich zu erinnern. Es waren eine Menge Soldaten gewesen. » Ich weiß es nicht. «
    Â» Wenn ja, werden sie dich erkennen und dich sofort töten. «
    Sie war sich nicht sicher. Sie wusste nicht, wie viele Soldaten im Dorf gewesen waren und wer von ihnen sie gesehen hatte. Damals war sie abgelenkt gewesen. Der Sergeant, den sie zusammengeflickt hatte, war definitiv nicht dabei. Und Sayle auch nicht. Und auch nicht der Soldat, der ihr damals hatte wehtun wollen.
    Â» Ich glaube nicht. «
    Â» Das ist nicht gut genug « , sagte Tool. » Ich werde die beiden ausschalten. Du holst dir Mouse. «
    Sie legten sich auf die Lauer. Es war ziemlich einfach. Die Soldaten liefen ihnen direkt in die Arme.
    Mahlia und Tool warteten hinter einem zerbrochenen Erkerfenster, das auf den Bohlenweg hinausführte– ein ziemlich breites, durch das Tool gut hinauslaufen konnte. Sie warteten… warteten… und dann waren die Soldaten herangekommen, und Mahlia rief Mouses Namen.
    Sie spürte einen Luftzug, als Tool an ihr vorbeischoss und die Soldaten von den Beinen riss. Mit einem Platschen fielen sie in den Kanal. Mouse drehte sich um und hob die Waffe.
    Mahlia wich zurück. » Mouse? « Bei den Parzen. Würde er sie erschießen? » Ich bin es. Mahlia! Wir sind hier, um dich rauszuholen! «
    Mouse senkte die Waffe und sah zum Wasser hinüber. Ein paar Luftblasen stiegen auf.
    Â» Mouse? «
    Der rothaarige Junge sah verwirrt aus. Er blickte zwischen ihr und dem Wasser hin und her. Es würde nicht mehr lange dauern, dann hätte Tool die beiden Soldaten ertränkt. Mahlia hatte beinahe ein schlechtes Gewissen, weil sie wusste, was das für ein Gefühl war. Von einem Halbmenschen unter Wasser gehalten zu werden, während einem langsam die Luft ausging. Die beiden hatten keine Chance. Sie zog Mouse in das Gebäude hinein.
    Â» Wann haben sie dich denn rekrutiert? « , fragte Mouse.
    Er sah immer noch verwirrt aus. Da fiel Mahlia ihr Brandmal ein. » Nein! Bei den Parzen, nein! « Sie schüttelte den Kopf. » Ich bin nur hier, um dich rauszuholen. «
    Sie versuchte, ihn weiterzuziehen, aber Mouse blieb einfach stehen. Er hatte mehrere Verletzungen im Gesicht, und der Verband über seinem Ohr war blutig. Er hatte ein Gefecht mitgemacht und stand bestimmt noch unter Schock. Er starrte Mahlia überrascht und verwundert an, als sei sie eine Fremde.
    Tool tauchte im Kanal auf. Und plötzlich wurde aus den Gebäuden um sie herum geschossen. Kugeln schlugen in Beton und Stein ein und pfiffen an ihnen vorbei. Von oben regneten Trümmer herab.
    Mouse duckte sich. Tool sprang aus dem Wasser und lief auf das Erkerfenster zu, aber auf seinem Rücken war alles rot. Anfangs dachte Mahlia, er würde bluten, doch dann wurde ihr klar, dass es Nadeln waren. Dutzende, vielleicht Hunderte von Nadeln steckten in seinem Rücken. Tool kam durch das Fenster hereingestolpert und schob sie vorwärts. Dann taumelte er und ging zu Boden. Sie hörte Stiefeltritte auf den Bohlen. Es war ein Hinterhalt! Mahlia hatte gedacht, Tool und sie seien die Jäger. Aber in Wahrheit waren sie die Beute gewesen.
    Mahlia packte Mouse. » Komm mit! «
    Sie zerrte ihn einen Korridor hinunter. Sie waren nicht weit vom Geheimversteck ihrer Mutter entfernt. Wenn sie sich darin verbergen konnten, würden die Soldaten sie vielleicht nicht finden. Aber Mouse rannte nicht, er ließ sich nur

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