Versunkene Staedte
knarrte, während die Männer und Frauen ihn weiterzerrten. Sie sangen ein Lied und zogen im Takt an den Seilen. Es waren Zivilisten. Oder Sklaven.
Trotzdem hätte Mahlia ihre restlichen Finger dafür gegeben, eine von ihnen zu sein.
Ein paar der Soldaten standen auf und blickten nach vorn.
» Da ist er « , sagte einer von ihnen. Jetzt erhoben sich auch die anderen und reckten die Hälse.
» Der Palast. «
» Verdammt, ist der groÃ. «
» Könnt ihr den Oberst sehen? «
» Spinnst du? Der steht doch nicht da rum und wartet darauf, dass eine Made wie du vorbeikommt. Er hat einen Krieg zu führen. «
Der Palast, der Palast â¦
Mahlia versuchte, etwas zu erkennen. Ein riesiges Marmorgebäude kam vor ihnen in Sicht. Stufen führten vom See zu seinem prachtvollen Eingang hinauf. In der Mitte erhob sich eine gewaltige Kuppel, die den Himmel zu berühren schien. Zu beiden Seiten wurde der Bau von breiten marmornen Flügeln flankiert, die mehr Raum einnahmen als ganz Banyan Town. Riesige Säulen und aufwendige Verzierungen schmückten das Gebäude. Es musste Jahrzehnte gedauert haben, es zu errichten.
Das Gebäude war in noch schlechterem Zustand als damals, als Mahlia es mit ihrem Vater besucht hatte, um sich die Adler und alten Wappen einer längst vergangenen Nation anzuschauen.
Ein Flügel des gewaltigen Bauwerks sah aus, als sei er von Granaten getroffen worden. Die Fassade war dort komplett abgebröckelt. Plünderer waren in der Ruine zugange. SchweiÃüberströmte Menschen holten unter der gleiÃenden Sonne Material aus dem zerstörten Gebäude. Sie wuchteten gewaltige Marmorbrocken hoch und legten sie auf Schlitten, um sie mithilfe von Maultieren die bröckelnden Marmortreppen zum Wasser hinunterzubefördern, wo sie auf Frachtkähne verladen wurden.
Nicht weit davon entfernt stand eine Reihe alter Marmor- und Bronzestatuen und verschiedene andere Kunstgegenstände. Das Ganze erinnerte Mahlia an das Lagerhaus ihrer Mutter, nur dass die Sachen drauÃen im Sonnenlicht standen. Ein halbes Dutzend Männer in sauberer Kleidung gingen um die Gegenstände herum, betrachteten Gemälde und Statuen, hockten sich nieder, um Fliesenmosaike zu begutachten und strichen mit den Händen über Mahagonischreibtische und antike Stühle mit geschwungenen Beinen. Dabei rückten sie ihre dünnen Schlipse zurecht und fächerten sich mit ihren Hüten, die farblich zu ihren blassen Tropenanzügen passten, Luft zu.
Antiquitätenhändler. Solche wie die, mit denen ihre Mutter damals Geschäfte gemacht hatte. Der Krieg ging weiter und der Handel ebenfalls. Mahlia betrachtete die Händler träge und fragte sich, ob sie wohl am Lagerhaus ihrer Mutter Interesse gehabt hätten. Ob sie sie davon hätte überzeugen können, im Gegenzug Mouse und sie aus den versunkenen Städten hinauszuschmuggeln.
Als sie Tool davon erzählt hatte, war ihr das wie ein guter Plan erschienen. Jetzt konnte sie nur noch darüber lachen. Sie lag still da, spürte die Sonne auf sich herabbrennen und beobachtete die Käufer und Verkäufer. An den Seiten der Schlauchboote und Kähne, die am Ufer festgemacht waren und darauf warteten, dass ihre Besitzer ihre Einkäufe einluden, prangten gewichtig aussehende Firmenlogos. Lawson & Carlson. T.A.M. Worldwide. Reclam Industrial. Eines der FlöÃe trug sogar chinesische Schriftzeichen, die sie aus ihrer Zeit in der Schule der Friedenswächter wiedererkannte. China hatte zwar seine Bemühungen eingestellt, den ewigen Bürgerkrieg zu beenden, aber ein paar chinesische Firmen waren noch hier und fledderten die Leichen der Vergangenheit.
Mahlia sah zu, wie einer der Käufer eine Statue auf ein Motorboot verladen lieÃ. VPF -Soldaten standen gelangweilt herum und behielten die Vorgänge im Auge. SchlieÃlich war die Statue festgebunden, und der Mann und seine Leibwächter stiegen in das Boot ein. Sie starteten einen Bio-Diesel-Motor und fuhren davon.
Der Palast wurde immer gröÃer. Die weiÃe Kuppel ragte hoch in den Himmel. Sie hatte ein Loch, wo eine Rakete oder Granate eingeschlagen war. Eine weitere neue Wunde. Das Loch war noch nicht da gewesen, als die Friedenswächter über die Stadt geherrscht hatten, dessen war Mahlia sich sicher. Sie erinnerte sich, wie sie mit ihrer Mutter vor dem Gebäude gestanden hatte, während ihr Vater ein Foto
Weitere Kostenlose Bücher