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Versunkene Staedte

Versunkene Staedte

Titel: Versunkene Staedte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Bacigalupi
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Zeit mehr nachzufragen, denn in diesem Moment hatte der Kahn die Palaststufen erreicht.
    TamTam, Stork und Ocho sprangen aus dem Kahn und holten einen der Schlitten, mit denen die Arbeiter den Marmor abtransportiert hatten. Der Leutnant richtete seine Pistole auf die Kahnarbeiter und ließ sie den Halbmenschen auf den Schlitten rollen. Er trieb sie zur Eile an, während alle den Himmel nach weiteren Geschossen absuchten. Ocho schwitzte und fluchte, so wie die anderen. Er hatte das Gefühl, durch Sirup zu waten. Jeden Moment konnte wieder ein Geschoss auf sie herabregnen.
    Schließlich hatten sie den Halbmenschen auf dem Schlitten festgebunden, und die Arbeiter und Soldaten zogen das Ungeheuer die Stufen hoch. Sie schleppten den Halbmenschen ins Innere des Gebäudes. Oberst Sterns Elitesoldaten sahen interessiert zu.
    Drinnen in der Marmorhalle war es beinahe kühl. Ocho hatte den Palast noch nie von innen gesehen. Er riss sich zusammen, um nicht den glänzenden Marmor oder die hohen Decken mit ihren Gemälden und anderen Verzierungen zu begaffen.
    Es war ein seltsamer Ort, an dem jedes Geräusch von den Wänden widerhallte. Er fühlte sich unbehaglich, vor allem solange das Gebäude unter Beschuss stand. Jeden Augenblick konnte ein weiteres Geschoss durch eine der wunderschönen gewölbten Decken brechen. Aber für den Augenblick schien das 999er Ruhe gegeben zu haben.
    Wollte die Gottesarmee ihnen nur beweisen, dass kein Ziel außerhalb ihrer Reichweite lag, oder handelte es sich um einen ernsthaften Vorstoß?
    So oder so, Ocho legte keinen gesteigerten Wert darauf, in Stücke gerissen zu werden. Er war überzeugt, dass er nach dem Tod direkt in die Hölle gelangen würde, deshalb war er auf das Nachleben auch weniger erpicht als die Gotteskämpfer.
    Sie folgten dem Schlitten und kamen schließlich zu einem Teil des Gebäudes, wo Sterns Elitesoldaten alle schwarze Uniformen trugen. Die Adlergarde. Die besten Männer der VPF . Sie waren wesentlich älter und erfahrener als der Durchschnittssoldat, abgesehen vielleicht vom Leutnant. Überlebende. Sie überragten die anderen Soldaten, außer Stork und Leutnant Sayle, und wirkten ziemlich arrogant.
    Ocho war überrascht, wie klein er sich im Vergleich zu ihnen fühlte. Natürlich hatte er die Soldaten der Garde früher schon mal aus der Ferne gesehen. Sie begleiteten den Oberst, wenn dieser die Front besuchte. Aber jetzt betrachtete er sie zum ersten Mal von Nahem, und sie waren riesig. Muskulös und gut genährt, mit ihren schwarzen Uniformen und den harten Augen.
    Beim Anblick des Halbmenschen kam Bewegung in die Gruppe. Einer der Soldaten pfiff überrascht durch die Zähne. Ein anderer, der älteste unter ihnen, ein Mann mit Krähenfüßen um die Augen, fuhr mit der Hand über das bewusstlose Ungetüm.
    Â» So etwas habe ich seit meiner Zeit oben im Norden nicht mehr gesehen « , sagte er. » Gute Arbeit. «
    Ocho und die anderen Jungs strafften bei dem Kompliment den Rücken. Der Mann gab seinen Adlern ein Zeichen.
    Â» Wir übernehmen von hier. «
    Die Soldaten ergriffen die Seile, um den betäubten Halbmenschen wegzuschleppen. Leutnant Sayle nickte Ocho zu. » Hol das Mädchen. Wir sind dann fertig. «
    Der Adler hob jedoch eine Hand. » Das Mädchen ist zusammen mit dem Halbmenschen in die Stadt gekommen? « , fragte er. » Sie haben sich gemeinsam eingeschlichen? «
    Sayle nickte widerwillig.
    Â» Dann werden wir sie auch hierbehalten. Der Oberst kann sie vielleicht gebrauchen. «
    Ocho sah, dass der Leutnant etwas einwenden wollte, es sich dann jedoch anders überlegte. In diesem Moment bemerkte Ocho etwas, das ihn noch mehr beunruhigte. Ghost starrte das Mädchen an. Ocho konnte förmlich sehen, wie es im Kopf des Jungen arbeitete.
    Ocho ging zu ihm hinüber und packte ihn am Arm. » Raus mit dir, Soldat « , sagte er. » Wir gehen jetzt alle raus. «
    Ghost weigerte sich. Ocho verpasste ihm einen Stoß. Einer der Adler packte die Verstoßene und warf sie sich über die Schulter. Immer noch betäubt von dem Opium, das Ocho ihr gegeben hatte, ließ sie alles widerstandslos mit sich geschehen. Er konnte nicht einmal feststellen, ob sie überhaupt bei Bewusstsein war.
    Ocho fragte sich, was mit ihr passieren würde. Vielleicht würde es ihr in den Händen des Oberst besser ergehen. Zumindest war sie nun nicht

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