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Versunkene Staedte

Versunkene Staedte

Titel: Versunkene Staedte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Bacigalupi
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schoben Ghost vorwärts. Der Halbmensch saß angekettet vor ihnen. Hand- und Fußgelenke steckten in eisernen Fesseln, und Ketten, so dick wie Ochos Arme, verschwanden im Betonfußboden.
    Selbst gefangen war das Ungeheuer noch furchterregend. Nicht weit von ihm lag das Mädchen am Boden, an eine Säule gefesselt. Ihr Gesicht war blutverschmiert, und sie war überzogen von Blutergüssen.
    Â» Mahlia? « , sagte Ghost.
    Â» Leutnant? « , fragte Ocho zweifelnd. » Sind Sie sicher… «
    Â» Ganz ruhig, Soldat « , sagte Sayle.
    Glenn Stern beugte sich lächelnd über das Mädchen. » Wird Zeit, dass du lernst, dass deine Entscheidungen Konsequenzen haben. «
    Die Verstoßene blickte zwischen Stern und Ghost hin und her. » Mouse? «
    Â» Was soll das alles? « , fragte Ghost und blickte von Stern zu Sayle und dann zu Ocho. » Was geht hier vor? «
    Â» Zum letzten Mal « , sagte der Oberst zu Mahlia. » Dein Freund kämpft für uns, oder du wirst mit den Konsequenzen leben müssen. «
    Das Mädchen schüttelte den Kopf.
    Â» Mahlia? « , fragte Ghost. » Was ist hier los? «
    Ocho fragte sich dasselbe. Im Raum herrschte eine furchtbare Anspannung. Der Geruch von Blut hing in der Luft. Das Mädchen lehnte sich gegen die Säule. Der Halbmensch knurrte leise und drohend. Ocho hatte schon ähnliche Situationen erlebt, aber diese hier bereitete ihm Unbehagen.
    Glenn Stern wandte sich an Sayle und Ocho. » Auf die Knie mit ihm. «
    Â» Leutnant? « , fragte Ocho.
    Â» Tun Sie es! « , bellte der Leutnant.
    Unwillkürlich reagierte Ocho auf den Befehl. Glenn Stern zog ein Messer. » Willst du wirklich, dass wir dem Jungen das antun? « , fragte er Mahlia.
    Das Mädchen wirkte gequält. Anfangs hatte es den Eindruck gehabt, als sei sie nicht einmal richtig bei Bewusstsein, so betäubt war sie von den Drogen, aber jetzt warf sie sich nach vorn. » Lassen Sie ihn in Ruhe! «
    Â» Mahlia? « , fragte Ghost noch einmal mit versagender Stimme. Er begann sich zu wehren, aber Ocho und der Leutnant hielten ihn fest. Der Halbmensch knurrte noch lauter.
    Ocho wusste, was kommen würde, aber er weigerte sich, es zu glauben. Er hatte das Gefühl, jemand anders würde Ghost festhalten. Langsam wurde ihm klar, dass der Junge als Blutopfer herhalten sollte.
    Bin ich das? Tue ich das?
    Seine Gedanken bewegten sich furchtbar träge. Ghost zappelte, aber Ocho war stärker. Ihm wurde übel, während er die Hand seines Waffenbruders festhielt. Stern packte die Finger des Jungen.
    Â» Willst du das? « , schrie der Oberst.
    Das Messer blitzte auf, und Ghost heulte auf. Blut floss auf die Fliesen. Und auf dem Boden lag ein Finger. Ghost schrie und zappelte. Ocho hielt ihn fest, aber er konnte den Blick nicht von dem Finger abwenden.
    Tue ich das wirklich?
    Â» Was soll das? « , rief Ocho. » Er ist einer von unseren Jungs! « Es schien ihn jedoch niemand gehört zu haben. Vielleicht hatte er es auch gar nicht laut gesagt.
    War er feige geworden und hatte den Mund gehalten? Hatte er sich nur eingebildet, dass er etwas gesagt hatte?
    Ghost versuchte immer noch, sich loszureißen, und Stern hob Ghosts Finger vom Boden auf. Er hielt ihn dem Mädchen vors Gesicht, die ebenso schluchzte wie Ghost.
    Â» Ist es das, was du willst? Willst du noch mehr Finger? Willst du sie alle? «
    Â» Lassen Sie ihn gehen! « , schrie das Mädchen. Sie zerrte an ihren Fesseln. Ghost bäumte sich unter Ochos Griff auf. Der Oberst ging zu ihm zurück. Die Klinge blitzte erneut auf. Rubinrotes Blut auf dem Boden. Es leuchtete greller als die Sonne.
    Das ergab alles keinen Sinn. Ghost war doch einer von ihren Jungs. Ocho hatte ihn rekrutiert. Er gehörte zu ihnen. Er trug das Kennzeichen der VPF . Wenn der Oberst Soldaten der Gottesarmee oder von Taylors Wölfen folterte oder Zivilisten, war das eine Sache, aber das hier…
    Sayles befehlsgewohnte Stimme drang zu Ocho durch. » Halten Sie seine Hand fest, Sergeant! Nicht lockerlassen! «
    Der Oberst sah es nicht kommen. Ocho war selbst überrascht.
    Gerade hielt Ocho noch Ghost fest, damit er sich nicht losriss, während der Oberst näher kam, um sich eine weitere Trophäe zu holen. Da der Junge nun wusste, was ihn erwartete, war er noch schwerer zu bändigen. Und dann hatte Ocho sein eigenes Messer in der Hand.
    Er versenkte es tief in der Niere des

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