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Versunkene Staedte

Versunkene Staedte

Titel: Versunkene Staedte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Bacigalupi
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brechen, die Munition treffen und sie alle in die Luft sprengen würde. Bislang jedoch schienen die Trümmer über ihnen sie zu schützen.
    Er kauerte neben Ghost. Der Junge starrte die Marmorsäulen und den gefliesten Fußboden an. Die Fliesen waren mit allen möglichen komplizierten Mustern verziert, dekorativen Knoten und geometrischen Formen, soweit dies unter den Kisten mit Waffen erkennbar war.
    Â» Alles klar mit dir, Soldat? «
    Ghost zuckte nur mit den Achseln. Sein Gesichtsausdruck gefiel Ocho nicht. Zu zweifelnd, zu verschlossen und aufgewühlt.
    Er hatte geglaubt, dass der Junge inzwischen ein vollwertiger Soldat war, aber jetzt war er sich nicht mehr so sicher. Ihn als Köder für den Halbmenschen zu benutzen, war riskant gewesen. Doch nun, da es vorbei war, hätte der Junge sich eigentlich wieder erholen müssen. Schließlich musste jeder in der Truppe ab und zu mal Übles tun, um seine Loyalität unter Beweis zu stellen.
    Â» Ich habe sie gerettet « , sagte Ghost. » Vor langer Zeit habe ich sie aus den Händen der Gottesarmee befreit. Als sie ihr die Hand abgehackt haben. «
    Â» Denk lieber nicht mehr darüber nach. Sie ist keine von uns. Sie ist kein Waffenbruder « , sagte Ocho. » Mach dir nicht zu viele Gedanken über irgendwelche Zivilisten. Die gehören nicht zu uns. «
    Â» Wir waren alle mal Zivilisten. «
    Ocho tippte ihm gegen die Wange. » Aber jetzt sind wir es nicht mehr. Wir stehen über ihnen. Begib dich nicht auf eine Ebene mit ihnen, Soldat. Wir kämpfen für die VPF . Und wir sind stolz darauf. «
    Â» Klar. «
    Â» Ich meine es ernst, Soldat « , sagte Ocho. » Du bist jetzt wer. Wir haben dich rekrutiert, weil wir in dir etwas Besonderes gesehen haben. Jetzt hast du einen Platz in der Welt, und du hast Brüder, die ihr Leben für dich geben würden. Willst du das etwa alles wegwerfen? Für eine Verstoßene? «
    Er wollte noch mehr sagen, aber er wurde durch die Ankunft von Leutnant Sayle unterbrochen.
    Â» Sergeant. « Sayle winkte in Ochos Richtung. » Wir brauchen Sie. Bringen Sie den Rekruten mit. « Er deutete auf Ghost.
    Ocho gab Ghost einen Klaps auf den Rücken. » Komm, Soldat. Zeit, unseren Job zu machen. «
    Sie folgten dem Leutnant einen Korridor aus Marmor hinunter und wurden von zwei Soldaten der Adlergarde angehalten. » Waffen weg « , sagte einer von ihnen.
    Â» Wie bitte? « , fragte Ocho.
    Â» Lasst eure Waffen hier. «
    Ocho packte sein Gewehr fester. » Mein Gewehr gebe ich nicht her. Für niemanden. «
    Â» Legen Sie die Waffe weg, Sergeant « , sagte Sayle im Befehlston. » Das hat schon seine Richtigkeit. « Er gab ebenfalls seine Pistole ab.
    Zögernd nahm Ocho Gewehr und Patronengurte ab und bedeutete Ghost, das Gleiche zu tun.
    Nachdem sie ihre Waffen abgelegt hatten, wurden sie einen weiteren Korridor entlanggeführt, in dem noch mehr Wachen der Adlergarde standen. Schließlich erreichten sie einen großen Raum voller Säulen, Soldaten und Schreibtafeln. Das Murmeln strategischer Gespräche war zu hören.
    Ocho wurde klar, dass sie sich in der Kommandozentrale der VPF befanden. Von hier wurden sämtliche Befehle ausgegeben. Der Leutnant führte sie zwischen den Marmorsäulen hindurch, die die gewölbte Decke stützten. Sie umrundeten eine weitere Säule, und Ocho hielt den Atem an.
    Vor ihnen stand Oberst Stern und lächelte. Ocho nahm sofort Haltung an, salutierte und stieß Ghost an, es ihm gleichzutun. Der Oberst erwiderte den Salut mit einem kurzen Nicken.
    Â» Sergeant « , sagte er. » Der Leutnant hat mir viel Gutes über Sie erzählt. « Ocho bedankte sich stammelnd, aber der Blick des Oberst fiel auf Ghost.
    Â» Ist er das? « , fragte er.
    Â» Ja, Sir « , sagte der Leutnant.
    Â» Gut. « Der Oberst bedeutete ihnen, ihm zu folgen. Sie gingen um ein paar Säulen herum zum anderen Ende des Raumes. Ghost sog keuchend die Luft ein. » Halten Sie ihn fest, Sergeant « , befahl Sayle.
    Ocho blickte unsicher von Stern zu dem Mädchen, das vor ihnen auf dem Boden lag.
    Â» Halten Sie ihn fest! « , schrie der Leutnant noch einmal, und Ocho gehorchte. Er packte Ghost an den Schultern, und der Leutnant tat dasselbe auf der anderen Seite.
    Ghost wollte ihre Hände abschütteln.
    Â» Tu ’s nicht « , warnte ihn Ocho. » Der Leutnant hat einen Plan. «
    Sie

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