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Versunkene Staedte

Versunkene Staedte

Titel: Versunkene Staedte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Bacigalupi
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vom Opium sah Mahlia, wie der Oberst zu ihr kam. Er war nicht so groß wie auf den Bildern. Und weniger eindrucksvoll. Aber dann beugte er sich über sie, und sie glaubte, den Geruch des Todes wahrzunehmen, der von ihm ausging.
    Â» Hast du etwas zu mir gesagt? « , flüsterte er.
    Vielleicht hätte sie Angst vor ihm gehabt, wenn sie nicht so zugedröhnt gewesen wäre, aber als sie jetzt zu ihm hochsah, verspürte sie kaum eine Regung. Der Oberst war ein Ungeheuer. Ein Mann, der in eine machtvolle Position gelangt war, weil er hübsche Reden schwingen konnte. Der sein Gesicht riesengroß auf irgendwelche Gebäude malen ließ, damit ein Haufen Kriegsmaden ihn anhimmelte.
    Mahlia räusperte sich. » Wenn Sie irgendwo meine Hand auftreiben können, dann können wir miteinander ins Geschäft kommen. «
    Der Oberst lachte. » Denkst du etwa, du könntest deinem Freund vorschreiben, was er zu tun hat? «
    Â» Nein. « Mahlia lehnte den Kopf gegen die Säule. » Er macht, was er will. Ich bestimme nicht über ihn. « Sie sah den Oberst mit verschleiertem Blick an. » Aber das heißt nicht, dass ich zustimmen und mitmachen muss. «
    Â» Selbst wenn es für dich die Freiheit bedeutet? Wenn du dadurch von hier wegkämest? Nach Seascape Boston? Manhattan Orleans? Oder vielleicht nach Peking, wo das Volk deines Vaters lebt? «
    Â» Sie werden uns sowieso nicht gehen lassen. «
    Â» Wenn dein Freund den Krieg für uns gewinnt, dann schon. «
    Mahlia ließ sich seine Worte einen Moment lang durch den Kopf gehen.
    Schließlich sagte sie: » Hier kann keiner gewinnen. Ihr seid bloß ein Haufen Hunde, die sich um etwas streiten… ihr wisst nicht einmal genau, um was. «
    Zum ersten Mal wirkte Stern verärgert. » Ich kämpfe, um diese Stadt zu säubern und das Land wiederzuvereinen. Du hast kein Recht, das Opfer infrage zu stellen, das wir alle bringen. «
    Â» Die Leute, die diesen Krieg begonnen haben, haben bestimmt etwas Ähnliches gesagt. Klang sicher richtig nett. « Sie senkte die Stimme zu einem Flüstern. » Aber wissen Sie was? « Sie sprach noch leiser weiter. » Wissen Sie, was mir klar geworden ist? «
    Glenn Stern beugte sich interessiert vor. Mahlia sammelte all ihre Kraft und spuckte dem Oberst ins Gesicht.
    Â» Ich will lieber meine Finger zurück! « , schrie sie.
    Fluchend wich der Oberst zurück und wischte sich die Spucke aus den Augen. Wütend funkelte er sie an. » Du… «
    Schnell wie eine Kobra schlug er zu. Einmal, zweimal, dreimal. Mahlias Kopf wurde zurückgeschleudert, ihre Wange brannte. Wieder schlug Stern zu. Schmerz explodierte zwischen Mahlias Augen, als seine Faust auf ihre bereits gebrochene Nase traf. Blut strömte über ihr Gesicht.
    Trotz der Betäubungsmittel schrie Mahlia auf. Sie war beinahe blind vor Schmerzen, aber sie zwang sich dennoch, dem Oberst in die Augen zu sehen. » Ist das alles, wozu Sie imstande sind? « , krächzte sie. » Ist das alles? «
    Â» Willst du noch mehr? « Erneut hob Glenn Stern die Hand.
    Ein leises, bedrohliches Knurren erfüllte den Raum. Sie drehten sich beide um. Der Halbmensch beobachtete sie.
    Â» Ich werde Ihr Angebot nicht annehmen « , sagte Tool. » Ich werde nicht für Sie kämpfen. «
    Glenn Stern sah zwischen Mahlia und Tool hin und her. Mahlia lächelte.
    Stern sagte: » Du spielst ein gefährliches Spiel, Mädchen. «
    Â» Weil Sie mich noch mehr verletzen werden? « Mahlia lehnte den Kopf wieder an die Säule. » Etwas anderes habe ich sowieso nicht erwartet. Sie haben Ihren Krieg, und ich bin nur Fleisch im Fleischwolf. Also los, alter Mann. Zerquetschen Sie mich. «
    Plötzlich tauchte Leutnant Sayle im Raum auf. » Ich glaube, ich weiß eine Lösung. «
    Mahlia gefiel es nicht, wie er lächelte, während er dem Oberst etwas ins Ohr flüsterte. Glenn Sterns Gesichtsausdruck verhärtete sich bei seinen Worten. Er wandte sich Mahlia zu.
    Â» Du willst Finger, Mädchen? Die kann ich dir besorgen. «

4 3
    Ocho und der Rest der Einheit warteten in einem Teil des Palasts, einem großen, runden Raum mit zahlreichen Säulen und Statuen. Um sie herum waren Waffen und Munition aufgestapelt, die von der Adlergarde bewacht wurden.
    Hin und wieder schlug eine neue Salve ein, und Ocho rechnete jeden Moment damit, dass ein Geschoss durch die Decke

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