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Versunkene Staedte

Versunkene Staedte

Titel: Versunkene Staedte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Bacigalupi
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Erfahren. Doppelt so alt wie manche seiner Soldaten. Ein alter, unerschrockener Krieger.
    Â» Tatsächlich « , sagte er.
    Soa nickte. » Ein Chinesenbalg, nicht wahr? «
    Â» Ich bin keine Chinesin « , begehrte Mahlia auf. » Ich stamme aus den versunkenen Städten. «
    Der Leutnant packte ihr Gesicht und drehte es hin und her, während die Soldaten sie festhielten.
    Â» Halbchinesin « , sagte er. » So viel steht fest. Das richtige Alter hast du auch. Ein Friedenswächter hat es mit deiner Mutter getrieben und dich dann hier gelassen. « Er legte den Kopf schief. » Kollaborateure können wir nicht gebrauchen. «
    Sein Blick wanderte zum Dorf. » Und Leute, die Kollaborateuren Unterschlupf bieten, auch nicht. Wir sollten denen mal eine Lektion erteilen. «
    Â» Lasst sie in Ruhe! «
    Mahlias Knie hätten beinahe vor Erleichterung nachgegeben, als sie Doktor Mahfouz’ Stimme hörte. Mit seinem vertrauten angegrauten Bart und den zerbrochenen Brillengläsern, die er mit einem Stück selbstgedrehter Kudzuschnur zusammengebunden hatte, trat er zwischen die Soldaten. Im Vergleich zu ihnen war er klein und schmächtig, doch in seinen sanften Augen lag grimmige Entschlossenheit, als er sich an ihnen vorbeidrängte, ohne auf die Gefahr zu achten, in der er sich befand. Er schien gar nicht zu bemerken, dass er von bewaffneten Soldaten umgeben war, die nach Blut lechzten.
    Aber die Soldaten bemerkten natürlich ihn. Einer von ihnen packte den Arzt am Arm. » Immer langsam, Doktor. Mach du deine Arbeit. Um die Verräterin kümmern wir uns. «
    Doktor Mahfouz ließ sich davon nicht beeindrucken. Er wandte sich stattdessen an den Leutnant und sagte mit fester Stimme: » Leutnant Sayle, dieses Mädchen ist meine Gehilfin. Sie ist keine Verräterin. Und wenn Sie wollen, dass Ihr Mann überlebt, dann brauche ich ihre Hilfe. Also lassen Sie sie in Ruhe. Dies ist ein Ort des Friedens und der Heilung. Hier wird kein Blut vergossen. In meinem Haus gelten meine Regeln. Wenn wir unser Bestes geben sollen, dann halten Sie sich besser daran. «
    Der Leutnant blickte von Doktor Mahfouz zu Mahlia.
    Â» Stimmt das? « , fragte er. » Kennst du dich mit Medizin aus? Hast du ein paar Friedenswächter-Tricks im Ärmel? «
    Mahlia öffnete den Mund, wusste jedoch nicht, was sie darauf erwidern sollte. Alles, was sie sagte, könnte ihm einen Grund liefern, sie zu töten. Deshalb wartete sie einfach ab, wie er sich entscheiden würde.
    Der Leutnant grinste. Mit einer spöttischen Verbeugung winkte er sie durch.
    Â» Eine Ärztin, hm? Also gut. Wenn es dir gelingt, meinen Unteroffizier vor den Parzen zu retten, dann schauen wir weiter. «
    Mahlia atmete erleichtert aus und bemerkte erst da, dass sie die Luft angehalten hatte. Sie schüttelte die Hände der Soldaten ab und ging auf Mahfouz zu, aber als sie am Leutnant vorbeikam, packte dieser sie am Arm.
    Â» Wenn mein Unteroffizier stirbt, kommt Soa mit dem Messer wieder « , sagte er. » Er fängt mit deiner linken Hand an und macht dann bei den Füßen weiter. Hast du mich verstanden? «
    Mahlia blickte nur geradeaus und wartete darauf, dass er sie losließ. Er schüttelte sie. » Hast du mich verstanden, Chinesenbalg? «
    Mahlia hielt den Blick weiter nach vorn gerichtet und nickte. » Ich habe verstanden. «
    Â» Gut. « Er ließ sie los und wandte sich dann an seine Soldaten. » Was steht ihr hier herum und glotzt? « , brüllte er. » Nehmt wieder eure Posten ein! Gomez nach oben! Pinky, du auch! Alil, Paulie, Snipe, Boots auf Patrouille. Van. Santos. Roo. Gutty. Yep. Timmons. Stork. Reggie. Ihr schaut euch mal im Dorf um. Seht nach, ob es da noch mehr Chinesenbälger gibt. Vielleicht sind wir hier ja auf ein ganzes Rattennest gestoßen. «
    Die Soldaten salutierten und liefen mit rasselnden Waffen und Patronengürteln davon. Macheten blitzten im Halbdunkel auf. Doktor Mahfouz legte Mahlia einen Arm um die Schultern und führte sie zu seiner Hütte.
    Â» Ich brauche deine Hand und deine Augen. « Er deutete nach vorn. » Es ist nicht unmöglich, aber es wird auch nicht gerade leicht. «
    Er brachte sie in den offenen Operationsraum, und Mahlia sog keuchend die Luft ein. Der rissige Betonboden des Gebäudes war voller Blut.
    Kein Wunder, dass die Soldaten verrückt spielten. Vier ihrer Kameraden lagen in einer Blutlache

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