Versunkene Staedte

hübschen Kindes. «
    Sein spöttischer Tonfall machte Mahlia wütend. » Ich sage die Wahrheit! Frag Mouse. «
    Ein müdes, belustigtes Schnauben war die Antwort. » Euer Arzt… verschwendet er seine Medikamente an Monster? Wenn ihn zugleich Menschen um Hilfe anbetteln? Wenn das Land von Krieg und Seuchen heimgesucht wird, wird er seine wertvollen Medikamente da einer Töle geben? «
    Â» So einer ist er nicht « , sagte Mahlia. » Er hört auf mich. Mouse und ich, wir können ihn dazu bringen, hierherzukommen. Er wird dir helfen. Wenn du uns gehen lässt, werden wir ihn holen, und er kann dich gesund machen. «
    Â» Nein. «
    Â» Warum nicht? «
    Â» Mit Lügnern verhandle ich nicht. «
    Â» Ich lüge nicht! « Mahlia spürte Tränen der Wut in sich aufsteigen. » Ich kenne wirklich einen Arzt. Wir wohnen bei ihm! Er kann dich heilen! Ich kann dich heilen! «
    Das Ungeheuer sah sie bloß an, und ihr wurde klar, dass es ihren Armstumpf betrachtete. Sein Blick war voller Verachtung, als wollte es sagen: Erzähl mir mehr von deinen albernen Lügen, du Krüppel.
    Es musste eine Möglichkeit geben, Mouse zu retten. Konnte sie Mahfouz dazu bringen, dem Ungeheuer zu helfen? Würde sie ihn davon überzeugen können? Mahfouz war ein freundlicher Mensch. Er kümmerte sich um jeden. Aber um einen Halbmenschen?
    Â» Ich kann die Medikamente stehlen « , sagte Mahlia schließlich. » Ich kann sie mitnehmen und dir bringen. «
    Â» Ach ja? «
    Mahlia verspürte einen Anflug von Hoffnung. » Mouse und ich, wir können die Medikamente holen. Dann brauchst du den Arzt gar nicht. «
    Â» Ja « , sagte Mouse. » Ich lenke den Arzt ab, Mahlia holt die Medikamente, und dann bringen wir sie dir. « Er nickte energisch.
    Â» Ihr beide also « , murmelte der Halbmensch. » Der eine als Ablenkung, der andere, um die Medikamente zu stehlen. «
    Mahlia und Mouse nickten bekräftigend.
    Das Ungeheuer schnaubte wieder belustigt und tauchte Mouse unter Wasser.
    Â» Mouse! «
    Mahlia machte einen Satz nach vorn. Der Halbmensch griff nach ihrem Fußgelenk. Sie stolperte, und es gelang ihr gerade noch, außer Reichweite zu krabbeln. Voller Verzweiflung sah sie zu, wie der Halbmensch ihren Freund ertränkte. Im schlammigen Wasser stiegen Luftblasen auf.
    Â» Lass ihn los! «
    Zu ihrer Überraschung holte der Halbmensch Mouse tatsächlich an die Oberfläche. Hustend und würgend tauchte der Junge wieder auf. Wasser lief ihm über das sommersprossige Gesicht. Das Ungeheuer schüttelte ihn mit seiner riesigen Faust.
    Â» Ich schlage dir einen Handel vor, Mädchen. Hol diese Medikamente und bring sie mir. Wenn sie was taugen, lass ich deinen Freund am Leben. «
    Â» Aber… «
    Der Halbmensch fiel ihr ins Wort. » Wenn du die falschen Medikamente bringst oder Soldaten holst, werde ich deinem Freund das Genick brechen. Und wenn du nicht wiederkommst, werde ich ihn im Sumpf ertränken. Hast du verstanden? «
    Â» Es wird ein bisschen dauern « , gab Mahlia zu bedenken. » Ich komme an die Medikamente nicht so einfach ran. «
    Â» Kein Feilschen mit mir. Mein Herz ist die Uhr. Wenn du mir die Medikamente bringst, bevor es stehen bleibt, wird dein Freund überleben. Schaffst du das nicht, wirst du hier nur noch seine Leiche finden. «
    Mahlia wollte erneut etwas einwenden, aber der Blick des Halbmenschen ließ sie verstummen.
    Â» Lauf, Mädchen. Lauf und bete zu den Parzen, dass du schnell genug bist. «

7
    Der Dschungel zerrte an Mahlia, brachte sie mit Ranken zu Fall und kratzte mit Blättern über ihre Haut. Es dämmerte bereits. Unter den Bäumen wurde das Licht immer schwächer. Schatten sprangen sie an. Mahlia stolperte und schlug der Länge nach hin. Sie rappelte sich wieder auf, ohne auf ihre aufgerissenen Knie und die schmerzhaften Kratzer auf ihren Handflächen zu achten.
    Die Dschungelwege schlängelten sich kreuz und quer dahin, ein verwirrendes Labyrinth aus Hirsch-, Kojwolf- oder Wildschweinpfaden. Die Dunkelheit machte es noch schlimmer. Wie viel Zeit blieb ihr? Wie lange noch, bis der Halbmensch verblutet war?
    Mahlia kam an eine Weggabelung. Sie kauerte sich nieder und betrachtete den Boden, um zu erkennen, in welche Richtung sie gehen musste. Wo hatten sie sich vorhin durchs Gestrüpp gehackt?
    Bei den Parzen, Mouse war der Fährtensucher, nicht