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Versunkene Staedte

Versunkene Staedte

Titel: Versunkene Staedte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Bacigalupi
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hätte, hätte die Sache anders ausgesehen. «
    Der Halbmensch lachte grollend. Er klopfte Mahlia anerkennend auf den Rücken. » Sehen Sie, Doktor? Der Krieg nährt sich selbst. «
    Mahfouz warf dem Halbmenschen einen verächtlichen Blick zu. » Ich hätte niemals zulassen sollen, dass sie dich gesund pflegt. «
    Â» Ein Glück also, dass ich nicht auf das Wohlwollen eines Pazifisten angewiesen bin. « Der Halbmensch ließ seine messerscharfen Zähne aufblitzen.
    Der Arzt wollte noch etwas erwidern, aber der Halbmensch unterbrach ihn. » Sparen Sie sich ihre anklagenden Worte für das Mädchen auf, Doktor. Wenn ich etwas auf die Ansichten der Menschen geben würde, wäre ich längst tot. « Er drehte sich um und watete in den Sumpf hinein. » Die Zeit wird knapp. Ich jedenfalls habe keine Lust zu warten, bis diese Verräterin die Soldaten mit den Waffen hierherführt. «
    Â» Doktor? « , fragte Mouse.
    Mahfouz schüttelte den Kopf. » Ich werde die Leute im Dorf nicht mit den Soldaten allein lassen. Komm mit mir oder geh mit dem Halbmenschen. Aber die Dorfbewohner brauchen unsere Hilfe. «
    Immer mehr Rauch kam herübergeweht, dichte graue Schwaden, die Brandgerüche mit sich trugen.
    Mahlias Augen begannen zu tränen. Sie sah den Arzt an und wünschte sich, dass er Vernunft annehmen würde. Aber ihr war klar, dass sie nichts tun konnte, um ihn von seinem Vorhaben abzubringen.
    Â» Komm schon, Mouse. Wir müssen aufbrechen. « Sie drehte sich um und setzte sich wieder in Bewegung. Hinter sich hörte sie, wie Mouse etwas sagte. Dann kam er platschend durch das Wasser hinter ihr hergerannt.
    Â» Bist du sicher, dass du das machen willst, Mahlia? «
    Â» Für das Dorf können wir jedenfalls nichts mehr tun. «
    Â» Diese Leute haben uns bei sich aufgenommen. «
    Mahlia sah Mouse an. » Wir müssen uns als Erstes um uns selber kümmern. Wenn wir das nicht tun, sterben wir. «
    Â» Ja. Außer dass ich dich gerettet habe. «
    Â» Und jetzt rette ich dich, okay? Wir werden nicht ins Dorf zurückkehren. «
    Mouse gab den Widerstand auf, und bald hatten sie den Halbmenschen eingeholt.
    Â» Der Arzt wollte euch nicht begleiten? « , fragte Tool.
    Mahlia schüttelte den Kopf. » Er ist ein Trottel. «
    Â» Der lebt für seine Ideale « , sagte der Halbmensch. » Das macht ihn gefährlich. «
    Â» Ich lebe auch für ein Ideal « , sagte Mahlia. » Nämlich zu überleben. «
    Â» Sicher ein ehrenwertes Ziel. «
    Mahlia konnte nicht feststellen, ob er sich über sie lustig machte. Sie liefen weiter durch den Sumpf.
    Plötzlich sagte der Halbmensch: » Anscheinend hat dein Bruder Mouse sein eigenes Ding gefunden. «
    Â» Was soll das heißen? «
    Â» Schau dich um. «
    Mahlia blickte über die Schulter zurück. Mouse war nicht mehr da. Er war in dem immer dichter werdenden Rauch verschwunden.

1 9
    Mahlia und Mouse, Mouse und Mahlia.
    Mahlia hatte immer dafür gesorgt, dass sie beide nicht getötet wurden, und Mouse dafür, dass sie am Leben blieben. Sie hatte sie vor den Kugeln bewahrt und dabei all das Wissen eingesetzt, was sie von ihrem Vater über Sun Tzu und die Kriegführung aufgeschnappt hatte.
    Mouse dagegen hatte gewusst, wie man unter Steinen nach Ameiseneiern grub oder wie man Flusskrebse und Frösche fing. Sie hatten nicht viel gemeinsam gehabt, aber sie hatten zusammengehalten. Und nur deswegen hatten sie überlebt.
    Während die anderen Leute über die Felder vor der Freiheitsmiliz geflohen waren, hatte Mahlia Mouse gepackt und seinen Kopf unten gehalten. Die Kugeln waren über ihnen durch die Luft gepfiffen und hatten Mütter, Väter, Kinder und Großmütter getroffen.
    Wenn die Soldaten mit den Waffen kamen, flüchtete man nicht. Man stellte sich tot, beschmierte sich mit dem Blut der Leichen, legte sich neben sie in den Dreck und blieb still liegen, bis die Soldaten über einen hinweggestiegen waren.
    Mit offenen Augen lag man reglos da und blickte in den Himmel hinauf, während einem das Herz bis zum Hals hämmerte. Wenn die Soldaten nach Verwundeten Ausschau hielten, um sie mit ihren Macheten niederzumachen, dann hielt man so lange still, bis sie weiterzogen.
    Ohne Mahlia wäre Mouse nicht auf diesen Trick gekommen. Sie hatte dem kleinen Läusefresser den Arsch gerettet.
    Und als die Gottesarmee sie erwischt

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