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Versunkene Staedte

Versunkene Staedte

Titel: Versunkene Staedte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Bacigalupi
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Mensch, dann wieder fürchtete Mahlia, es würde sie jeden Moment zerfleischen. » Kannst du mir helfen? Bitte? «
    Â» Wenn ich dir helfe, ist meine Schuld dir gegenüber dann beglichen? «
    Â» Hilf mir, Mouse zurückzuholen. «
    Â» Was bedeutet er dir? «
    Â» Er ist mein Freund. «
    Â» Freunde zu finden, ist nicht schwer. «
    Â» Nicht solche wie ihn. «
    Â» Du bist bereit zu sterben, um ihn zu retten? «
    Â» Bei den Parzen. « Mahlia wandte verzweifelt den Blick ab. » Wenn er stirbt, bin ich auch tot. Ich habe sonst nichts mehr zu verlieren. «
    Der Halbmensch schaute sie nur an, eine gewaltige, von Narben überzogene Gestalt.
    Â» Ach, egal. « Mahlia drehte sich um und lief zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren. » Ich muss ihn zurückholen. Wenn er tot ist, sterbe auch ich. So oder so. «
    Â» Rudel « , sagte der Halbmensch. » Er ist dein Rudel. «
    So wie er das Wort sagte, klang es nach mehr als nur ein paar Hunden oder Kojwölfen, die zusammen durch den Dschungel liefen. Es klang wie etwas Endgültiges, das nicht zu ändern war.
    Â» Ja « , sagte sie. » Er ist mein Rudel. «

2 0
    Der Rauch um sie herum wurde immer dichter. Mahlia schnitt einen Streifen Stoff von ihrem Shirt ab, tauchte ihn ins Wasser und band ihn sich um Nase und Mund, um den Husten zu unterdrücken.
    Dem Halbmenschen schien der Rauch nichts auszumachen. Während Mahlia die Augen tränten und sie ständig niesen musste, glitt er völlig geräuschlos zwischen Bäumen und Kudzu hindurch. Manchmal hob er eine Hand, und sie blieb stehen, während er prüfend die Luft einsog.
    Dreimal bedeutete er ihr, den Pfad zu verlassen und sich in das Gestrüpp des Dschungels zu schlagen. Sie legten sich flach auf den Boden und lauschten, während Schlangen durch das Gebüsch glitten, und irgendwann, als Mahlia schon langsam die Geduld verlor, hörte sie Schritte, und Leute kamen vorbei.
    Zweimal waren es Leute aus dem Dorf. Sie spielte mit dem Gedanken, sich bemerkbar zu machen, doch dann erinnerte sie sich wieder an Amaya. Die Dorfbewohner waren ebenso ihre Feinde wie die Soldaten.
    Mahlia und der Halbmensch lagen im Gestrüpp und sahen zu, wie die schluchzenden Flüchtlinge vorbeizogen. Der alte Salvatore, aber ohne seinen Enkelsohn. Emmy Song. Alejandro, der Mahlia immer so geärgert hatte, kam mit zwei kleinen Kindern vorbeigelaufen, die Mahlia nicht kannte und die vermutlich nicht seine eigenen waren. Alte Menschen und junge, Kinder. Sie unterschieden sich nicht von all den anderen Flüchtlingen, die Mahlia in ihrem Leben schon gesehen hatte.
    Die Dorfbewohner hatten Kriegsmaden immer verabscheut, jetzt waren sie selber welche. Heimatlos und auf der Flucht, in der Hoffnung, irgendwo Sicherheit und Trost zu finden. Und obwohl Mahlia diese Leute nie sonderlich gemocht hatte, ertappte sie sich dabei, wie sie ihnen unwillkürlich Glück wünschte. Mochte das Auge der Parzen über sie wachen.
    Die Menschen schleppten Reis, Kartoffelsäcke und andere Besitztümer, und es waren erschreckend wenige. Mahlia sah ihre Gestalten im Rauch auftauchen und wieder verschwinden und fragte sich, was aus ihnen wohl werden würde.
    Würden sie sich erneut irgendwo niederlassen können? Oder würden sie wie Mahlia immer weiter wandern, ohne Aussicht darauf, ein neues Zuhause zu finden? Würde man sie in einem anderen Dorf aufnehmen oder sie vertreiben?
    Dann tippte Tool ihr auf die Schulter, und sie glitten aus ihrem Versteck, tiefer in den dichten Rauch hinein.
    Als Tool das dritte Mal prüfend schnüffelte, drehte er sich um und bedeutete ihr, in die Richtung zurückzulaufen, aus der sie gekommen waren. Sie wollte ihn fragen, was los war, nahm sich jedoch ein Beispiel an ihm und hielt den Mund.
    Seit sie sich auf den Weg zurück zum Dorf gemacht hatten, hatte er sich mit keinem Wort mehr geäußert. Und auch jetzt führte er sie wortlos vom Weg hinunter, durch ein Kudzugestrüpp und zu einem anderen Pfad, von dessen Existenz sie nicht einmal etwas geahnt hatte.
    Â» Warum? « , flüsterte sie.
    Der Halbmensch bedeutete ihr energisch zu schweigen. Mit den Händen tat er so, als würde er eine Waffe halten, und deutete dann in Richtung des Pfads, auf dem sie gekommen waren. Dann hockte er sich nieder und hielt sechs Finger hoch, wobei er sie eindringlich ansah.
    Sechs Soldaten, die auf dem Pfad in

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