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Versunkene Staedte

Versunkene Staedte

Titel: Versunkene Staedte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Bacigalupi
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selbst wenn ihnen dafür nur eine Flasche Black Ling Whiskey und ein Schnürsenkel zur Verfügung stehen. Solange du noch einen Funken Leben in dir hast, werden sie dafür sorgen, dass die Gottesarmee dich nicht erwischt. Wir sind Brüder. Du bist unser Bruder. «
    Â» Das Gefühl habe ich aber nicht. «
    Ocho lachte. » Du als Halbraute verlangst, dass sie dich wie einen vollwertigen Soldaten behandeln? « Er schüttelte den Kopf. » Nein. Das musst du dir erst verdienen, Made. Wenn wir die versunkenen Städte erreicht haben, wirst du mal den richtigen Krieg erleben. Dann kannst du den Jungs zeigen, dass du es verdient hast, Bruder genannt zu werden. Wenn dir das gelingt, werden sie dich niemals im Stich lassen. Der Oberst sagt, es spielt keine Rolle, wo jemand herkommt oder was er vorher gemacht hat. Hier gehören wir alle zur VPF . Und wir werden hinter dir stehen. «
    Er klopfte Mouse auf die Schulter. » Bisher schlägst du dich ganz gut, Halbraute. Wenn du dich jetzt noch mit ein bisschen Blut bekleckerst, bist du einer von uns. «
    Er schnippte gegen das Brandmal auf Mouses Wange, das immer noch leicht schmerzte. » Deine Rauten werden ruckzuck komplett sein. Wir werden dir die vertikalen Linien in die Wange brennen. Und darauf kannst du dann stolz sein. «
    Ich will das alles nicht, dachte Mouse. Ich will nicht dazugehören. Will kein Blut vergießen und noch mehr Linien in die Wange gebrannt bekommen.
    Er hatte das Gefühl, als würde etwas in ihm absterben. Aber die Soldaten waren überall. Sie beobachteten ihn und sorgten dafür, dass er dem Pfad folgte, den sie ihm vorgegeben hatten.
    Entweder er fügte sich, oder er starb.
    Doktor Mahfouz hatte immer davon geredet, dass jeder seine eigenen Entscheidungen traf. Aus seinem Mund hatte es so einfach geklungen. Und vielleicht war es für ihn auch einfach gewesen. Der Arzt hätte Tante Selima sicherlich nicht mit einem Stock geschlagen oder Mr. Salvatore Säure über die Brust gegossen. Er hätte sich geweigert.
    Und die Soldaten hätten ihm eine Kugel in den Kopf gejagt und sich jemand anders gesucht, ohne weiter darüber nachzudenken.
    Ich will kein Soldat sein.
    Aber es gab keinen Ausweg. Wenn er am Leben bleiben wollte, musste er gehorchen.
    Ich bin ein Feigling, dachte er. Ich sollte mich wehren und gegen sie kämpfen oder weglaufen. Aber er hatte Angst, und die Soldaten ließen ihn nie aus den Augen.
    Drei Tage später erreichten sie die versunkenen Städte.

2 7
    Mahlia und Tool lebten im Dschungel und ernährten sich eine Woche lang von den toten Kojwölfen. So lange bis die Bisswunde an Mahlias Arm verheilt und der Halbmensch wieder zu Kräften gekommen war.
    Stück für Stück weiteten sie ihren Speiseplan aus. Sie fingen Fische und Frösche. Mahlia aß Ameiseneier, Grashüpfer und Flusskrebse, und es ging ihr mit jedem Tag besser.
    Sie wusste, dass es Zeit war aufzubrechen, als Tool mit einem Wildschwein über der Schulter von der Jagd zurückkehrte und sich dabei mit übermenschlicher Geschwindigkeit bewegte. Ihre Gesundheit war weitgehend wiederhergestellt, und sie waren bereit. In dieser Nacht zündeten sie mithilfe alter Kartons und Holzstückchen, die Mahlia in den Ruinen gefunden hatte, ein Feuer an und rösteten darüber das Fleisch des Wildschweins.
    Eigentlich hätten sie schon längst weiterziehen müssen– schließlich befand sich Mouse in der Gewalt der Soldaten–, dennoch hatten sie tagelang hier gerastet. Es war, als würde die Zeit stillstehen. Hier konnte ihr nichts geschehen. Solange sie bei dem Halbmenschen blieb, würde sie so sicher sein, wie sie es seit dem Abzug der Friedenswächter nicht mehr gewesen war. Wenn sie sich auf die Suche nach Mouse machte, würde es damit vorbei sein.
    Erinnerungen an ihre Flucht aus den versunkenen Städten kehrten zurück. Die aufgebrachten Menschenmengen und die Soldaten, die Fackeln und von Blut tropfenden Macheten. Wie sie alles vernichtet hatten, was die Friedenswächter in all den Jahren in der Stadt aufgebaut hatten.
    Sie erinnerte sich daran, wie sie sich in den Untergeschossen überfluteter Türme und Wohnhäuser versteckt hatte, nachdem ihre Mutter gestorben war. Sie hatte in den Schatten gelebt und gebetet, dass niemand sie bemerken würde, wenn sie in der Dunkelheit von einem Gebäude zum nächsten überwechselte. Und dass ihr in den

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