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Versunkene Staedte

Versunkene Staedte

Titel: Versunkene Staedte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Bacigalupi
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selbst tot im Kanal schwamm.
    Mouse hatte ihr Vater leidgetan, weil er die Stiefel der Soldaten hatte küssen müssen, um die wenigen Dinge heranzuschaffen, die sie nicht selbst herstellen oder von einem fahrenden Händler kaufen konnten. Außerdem war er insgeheim froh gewesen, dass er ihn bei seinen Ausflügen nicht hatte begleiten müssen.
    Mahlia hatte ihre eigenen Geschichten von den versunkenen Städten erzählt, wo sie aufgewachsen war. Ihre Geschichten und die von Mouses Vater unterschieden sich wie Tag und Nacht.
    Mahlia hatte von dem großen, rechteckigen Wasserbecken der Stadt erzählt, das mehr als einen Kilometer lang war und in dem sich die Sonne spiegelte. Und von dem riesigen Marmorpalast mit der hohen Kuppel, der darüber aufragte. Dort hatten die Friedenswächter ihren Sitz gehabt. Sie hatte von den Shaobing -Verkäufern geredet, die süßes, geröstetes Brot an die Friedenswächter verkauft hatten. Und von Firmenbüros und Klippern im Hafen und mit Biodiesel betriebenen Flößen, die die Kanäle entlangfuhren, quer durch schwimmende Märkte, die jeden Tag entstanden, wenn Farmer wie Mouses Vater ihre Waren in die Stadt brachten. Sie erzählte von grünem Pak Choi, Bittermelonen, roten Granatäpfeln und frisch geschlachteten Schweinen, die über dem Wasser hingen.
    Aber das war im Gebiet der Friedenswächter gewesen. Mahlia hatte in dem Teil der Stadt gelebt, wo die Chinesen die Kriegsherren vertrieben hatten. Für Mouse klang ihr damaliges Leben geradezu himmlisch, zumindest so lange bis China die Nase voll davon gehabt hatte, den Friedensstifter zu spielen, seine Soldaten abgezogen und die versunkenen Städte sich selbst überlassen hatte.
    Mouses Wissen über die versunkenen Städte stammte ausschließlich aus zweiter Hand. Sein Leben hatte sich auf den überfluteten Feldern seiner Familie und in ihrer kleinen Behausung abgespielt, die sein Vater im zweiten Stock eines verfallenen roten Backsteingebäudes eingerichtet hatte. Es war von den Zeiten für die Aussaat geprägt gewesen. Wenn der Regen aufhörte, hatte Mouse mit einem Maultier die schlammigen Felder umgepflügt und dabei gehofft, dass sie irgendwann genug Geld haben würden, um sich einen großen Wasserbüffel zu kaufen, wie die Sims einen hatten. Damit wäre das Leben viel einfacher gewesen.
    Mahlia hatte ihn immer einen Bauernjungen genannt. Einen dummen kleinen Bauernjungen, der von der Stadt keine Ahnung hatte.
    Daran musste Mouse denken, als er jetzt auf dem Dach eines bröckelnden Zehnstöckers stand, eine Machete und mehrere Flaschen Säure am Gürtel, und sein Gebiet nach Eindringlingen der Gottesarmee absuchte.
    Er war jetzt mehr ein Teil der versunkenen Städte als das Mädchen, das von hier stammte, aber er musste zugeben, dass es hier ganz anders aussah, als er es sich vorgestellt hatte.
    Er hatte erwartet, dass die Stadt… toter sein würde.
    Stattdessen blickte er kilometerweit über alte Gebäude und überflutete Straßen, die sich in Kanäle verwandelt hatten. Das Netz der algenverseuchten Wasserwege war von Seerosen und weißen Lotusblüten gesprenkelt. Die meisten Häuser standen bis zum zweiten Stockwerk oder noch höher unter Wasser, als hätte die ganze Stadt sich plötzlich aufgemacht und sei in den Ozean hineingewatet.
    Die Fassaden der Häusertürme waren mit Kletterpflanzen und Kudzu überwuchert. Bäume sprossen auf Fensterbrettern und Dächern– grüne Sonnenschirme, die sich über das Wasser neigten, während ihre Wurzeln sich an Mauersteinen und Beton festhielten. Die niedrigsten Gebäude waren vollständig überflutet und bildeten Hindernisse unter Wasser. Aber die meisten ragten noch über dem Wasser auf, standen hüfttief in den Salzsümpfen, deren Wasserpegel mit den Gezeiten anstieg und wieder absank. Grüne, überwucherte Riesen, die im warmen Wasser des Ozeans hockten.
    Soldaten der VPF ruderten mit Booten durch die Kanäle oder liefen über schwimmende Bambusstege, die sie zwischen den Gebäuden gebaut hatten. Die Truppen waren überall– marschierten über Brücken von einem Häuserblock zum nächsten, wateten oder schwammen durch das Wasser. Manchmal fuhren sie auch mit Schlauchbooten, die mit BioDiesel betrieben wurden, wenn sie eines von den Recycling-Firmen hatten erbeuten können, als Wegezoll für den Zugang zu

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