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Verteidigung

Verteidigung

Titel: Verteidigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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David Klage gegen ein zwielichtiges Bauunternehmen namens Cicero Pipe wegen einer langen Liste von arbeitsrechtlichen Verstößen ein. Es ging um eine große Kläranlage im Stadtteil South Side, für die die Beklagte einen Teilauftrag in Höhe von sechzig Millionen Dollar erhalten hatte. Kläger waren drei Arbeiter ohne Papiere aus Myanmar und zwei aus Mexiko. Von den Verstößen waren zahlreiche weitere Beschäftigte betroffen, aber die meisten wollten nicht vor Gericht. Sie hatten zu viel Angst, um an die Öffentlichkeit zu gehen.
    Davids Recherchen zufolge hatte sich die Zoll- und Einwanderungsbehörde widerwillig auf einen Kompromiss mit dem Arbeitsministerium eingelassen. Der unerschütterliche Grundsatz des ungehinderten Zugangs zum Rechtswesen wog zumindest geringfügig schwerer als die Notwendigkeit, die Einwanderung zu regulieren. Daher befasste sich die Einwanderungsbehörde nicht mit Beschäftigten ohne Papiere, die das Wagnis eingingen, sich gegen kriminelle Arbeitgeber zur Wehr zu setzen, jedenfalls nicht, während das arbeitsrechtliche Verfahren lief. David erklärte das den Myanmaren immer wieder, bis sie, auch auf Drängen von Soe Khaing, schließlich den Mut fanden, Klage einzureichen. Viele Kollegen aus Mexiko und Guatemala hatten zu viel Angst, auch noch das wenige zu verlieren, das ihnen bezahlt wurde. Einer der Myanmaren schätzte die Zahl der Arbeiter, die schwarz für einen Wochenlohn von zweihundert Dollar in bar achtzig Stunden oder mehr arbeiteten, auf mindestens dreißig.
    Der potenzielle Schadenersatz war eindrucksvoll. Der Mindestlohn betrug 7,25 Dollar, und laut Bundesgesetz erhöhte sich dieser bei Überschreitung einer Wochenarbeitszeit von vierzig Stunden auf 10,87 Dollar. Bei achtzig Stunden standen jedem Arbeiter 724,80 Dollar pro Woche zu, also 524,80 Dollar mehr, als sie tatsächlich erhielten. Obwohl sich genaue Daten nur schwer ermitteln ließen, ging David davon aus, dass Cicero Pipe seit mindestens dreißig Wochen mit diesem betrügerischen System arbeitete. Das Gesetz sah Schadenersatz in doppelter Höhe des ausstehenden Lohns vor, sodass jeder seiner fünf Mandanten Anspruch auf rund einunddreißigtausend Dollar hatte. Außerdem musste die Beklagte bei einer Verurteilung die Gerichts- und Anwaltskosten übernehmen.
    Oscar erklärte sich widerwillig damit einverstanden, David Klage einreichen zu lassen. Wally war nicht aufzufinden. Er durchkämmte die Straßen auf der Suche nach Übergewichtigen.
    Drei Tage nach der Klageeinreichung drohte ein anonymer Anrufer, David die Kehle durchzuschneiden, falls er die Klage nicht umgehend zurückziehe. David meldete den Anruf der Polizei. Oscar riet ihm, sich eine Handfeuerwaffe anzuschaffen und in der Aktentasche mitzuführen. David weigerte sich. Am nächsten Tag erhielt er einen anonymen Brief, in dem er und die namentlich erwähnten anderen Beteiligten – Oscar Finley, Wally Figg, ja sogar Rochelle Gibson – mit dem Tod bedroht wurden.
     
    Der Ganove marschierte mit flottem Schritt durch die Preston Avenue, als hätte er es eilig, nach Hause zu kommen. Selbst jetzt, um zwei Uhr früh, war die Julinacht noch warm und schwül. Männlich, weiß, dreißig Jahre alt, ein eindrucksvolles Vorstrafenregister, aber nicht viel im Kopf. Über der Schulter trug er eine billige Sporttasche, die eine fest verschlossene Zweiliterflasche mit Benzin enthielt. Er schlug einen Haken nach rechts und huschte geduckt auf die schmale Veranda vor der Kanzlei. Im Gebäude und in dessen Umgebung war alles dunkel. Die Preston Avenue schlief, selbst im Massagesalon war es ruhig geworden.
    Wäre AJ wach gewesen, hätte er vielleicht das leise Rütteln am Türknopf gehört, als der Ganove vorsichtig prüfte, ob die Tür vielleicht vergessen worden war. Nein, es war abgeschlossen. AJ schlief in der Küche. Dafür war Oscar wach, der im Schlafanzug auf dem Sofa unter einer Decke lag und darüber nachdachte, wie glücklich er war, seit er zu Hause ausgezogen war.
    Der Ganove schlich am Haus entlang zu den Stufen am Ende der Veranda und huschte geduckt um das Gebäude herum zur Hintertür. Dort wollte er einbrechen, um die primitive kleine Bombe im Haus zu zünden. Zwei Liter Benzin auf einem Holzboden mit Vorhängen und Büchern in Reichweite, das reichte, um das alte Gebäude bis auf die Grundmauern niederzubrennen, bevor die Feuerwehr eingreifen konnte. Er rüttelte an der Tür – auch sie war abgeschlossen – und hatte sie in kürzester Zeit mit einem

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