Verteidigung
Schadenersatz. Der Knackpunkt ist, wie viel Varrick dafür zahlen will, dass es kein großes, skandalträchtiges Verfahren gibt. Wenn ich nämlich Klage einreiche, steht die FDA ganz schön unter Druck, nicht wahr, Mr. Koane?«
Koane entschuldigte sich und verließ den Raum. Reuben Massey wartete in seinem Büro bei Varrick, Nicholas Walker saß mit am Tisch, beide waren über Telefonkonferenz zugeschaltet.
»Sie wollen zwanzig Millionen«, sagte Koane und wartete auf die Explosion.
Aber Massey blieb gelassen. Er glaubte an seine Produkte und hatte soeben eine Sereen eingeworfen, die unternehmenseigene tägliche Glückspille.
»Klasse, Koane«, erwiderte er ruhig. »Sie sind ja echt ein genialer Verhandler. In null Komma nichts von fünf auf zwanzig. Wir nehmen besser an, bevor wir bei vierzig landen. Was zum Teufel ist da los?«
»Die Leute sind eben gierig. Sie wissen, dass wir mit dem Rücken zur Wand stehen. Der Mann hat offen zugegeben, dass es gar nicht um Haftung und Schadenersatz geht. Noch mehr negative Presse können wir uns nicht leisten, die Frage ist also, wie viel wir zu zahlen bereit sind, damit die Maxwell-Sache in der Versenkung verschwindet. So einfach ist das.«
»Ich dachte, Sie hätten aus zuverlässiger Quelle, dass die mit fünf Millionen zufrieden sind.«
»Dachte ich auch.«
»Das ist kein Prozess. Das ist Raubrittertum.«
»Ja, ich fürchte, so ist es.«
»Koane, hier spricht Nick Walker. Haben Sie ein Gegenangebot gemacht?«
»Nein. Meine Vollmacht reicht nur bis fünf Millionen. Ohne Anweisung von Ihnen kann ich nicht höher gehen.«
Walker grinste. »Dann lassen Sie den Kerl schmoren. Gant zählt im Geiste schon die Millionen. Die Sorte kenne ich, diese Leute sind berechenbar. Schicken Sie ihn mit leeren Händen zurück nach Idaho. Der wird nicht wissen, wie ihm geschieht, und die Familie wird wie vor den Kopf geschlagen sein. Sagen Sie ihm, Ihr Limit ist fünf Millionen, und der CEO ist im Ausland. Behaupten Sie, Sie müssten das erst mit uns besprechen, und das würde ein paar Tage dauern. Aber warnen Sie ihn: Wenn er Klage einreicht, ist jedes Angebot vom Tisch.«
»Wird er nicht«, sagte Koane. »Ich glaube, Sie haben recht. Der zählt schon die Millionen.«
»Guter Plan«, sagte Massey, »trotzdem hätte ich die Sache gern vom Tisch. Gehen Sie bis auf sieben, Koane, aber das ist das absolute Limit.«
»Meine Vollmacht geht nur bis sieben Millionen. Mehr kann ich Ihnen heute nicht anbieten, und der CEO ist nicht zu erreichen. Ich glaube, er ist irgendwo in Asien unterwegs und sitzt vermutlich im Flugzeug.«
»Von sieben bis zwanzig ist es ein weiter Weg«, erwiderte Gant stirnrunzelnd.
»Zwanzig bekommen Sie auf keinen Fall. Ich habe mit dem Chefsyndikus gesprochen, der auch im Vorstand sitzt.«
»Dann sehen wir uns vor Gericht.« Gant schloss den Reißverschluss seiner schmalen Aktenmappe, die er gar nicht gebraucht hatte.
»Das ist eine lahme Drohung, Mr. Gant. Kein Geschworenengericht wird Ihnen sieben Millionen Dollar für einen Tod zusprechen, der durch eine Herzkrankheit verursacht war, die mit unserem Medikament nicht das Geringste zu tun hatte. Und so wie wir unsere Verfahren führen, dauert es bis zur Verhandlung bestimmt noch drei Jahre. Das ist viel Zeit, um über sieben Millionen nachzudenken.«
Gant erhob sich abrupt. »Danke für das Gespräch, Mr. Koane. Ich finde allein hinaus.«
»Wenn Sie jetzt gehen, Mr. Gant, sind die sieben Millionen vom Tisch. Das heißt, Sie haben gar nichts.«
Gant stutzte kurz, fasste sich aber gleich wieder. »Wir sehen uns vor Gericht«, sagte er schmallippig und verließ den Raum.
Zwei Stunden später rief Gant von seinem Handy aus an. Offenbar hatten es sich die Maxwells noch einmal überlegt und waren – natürlich auf Drängen ihres getreuen Anwalts – zur Besinnung gekommen. Letztendlich waren sieben Millionen doch ein schönes Sümmchen. Layton Koane ging alle strittigen Fragen Punkt für Punkt mit ihm durch, und Gant war mit allem zufrieden.
Nach dem Telefonat informierte Koane Reuben Massey.
»Ich bezweifle, dass er überhaupt mit der Familie geredet hat«, sagte Koane. »Ich glaube, er hat denen fünf Millionen versprochen, wollte es aber trotzdem mit zwanzig Millionen probieren und ist jetzt mit sieben hochzufrieden. Die werden ihn als Helden feiern.«
»Und wir sind endlich mal seit Langem mit einem blauen Auge davongekommen«, stellte Massey fest.
29
Vor einem Bundesgericht reichte
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