Verteidigung
gesunken, was David noch kein Kopfzerbrechen bereitete, ihn jedoch zunehmend beschäftigte. Er hatte Sandroni siebentausendfünfhundert Dollar für einen Fall bezahlt, der vermutlich wertlos war. Gemeinsam mit Helen hatte er sich zur Zahlung von dreihundert Dollar monatlich für Thuya verpflichtet – hoffentlich für viele Jahre. Sie hatten nicht lange überlegt, aber allmählich holte sie die Wirklichkeit ein. Sein monatliches Bruttoeinkommen aus der Tätigkeit in der Kanzlei stieg allerdings ständig, obwohl er kaum jemals so viel verdienen würde wie bei Rogan. Das war aber auch nicht sein Ziel.
Mit dem Kind brauchten sie seinen Berechnungen zufolge einhundertfünfundzwanzigtausend Dollar im Jahr, um ohne Sorgen zu leben. Krayoxx mochte diese Bilanz aufpeppen, wobei er mit den beiden Partnern noch nicht über seinen Anteil gesprochen hatte.
Die dritte Kanzleibesprechung fand ein jähes Ende, als eine Frau von der Statur eines Footballspielers in Trainingsanzug und Flipflops zur Tür hereinplatzte und wegen Krayoxx mit einem Anwalt reden wollte. Sie habe das Medikament zwei Jahre lang genommen, könne geradezu spüren, wie ihr Herz schwächer werde, und wolle die Firma am besten sofort verklagen.
Oscar und David verschwanden. Wally begrüßte sie mit einem Lächeln. »Da sind Sie hier richtig.«
Die Familie von Senator Maxwell engagierte einen Anwalt aus Boise namens Frazier Gant, Spitzenkraft einer leidlich erfolgreichen Kanzlei, die sich überwiegend mit Landmaschinenunfällen und ärztlichen Kunstfehlern befasste. Boise ist nicht gerade dafür bekannt, dass seine Gerichte exorbitante Schadenersatzsummen verteilen. Die in Florida, Texas, New York und Kalifornien übliche großzügige Praxis pflegt man hier nicht. Idaho hat nicht viel für Schadenersatzprozesse übrig, und die Geschworenen geben sich eher zurückhaltend. Aber Gant war sehr wohl in der Lage, einen Prozess zu führen und ein Urteil zu erwirken. Er war eine Größe, mit der man rechnen musste, und im Augenblick vertrat er die spektakulärste Schadenersatzklage des Landes. Ein Senator, der im Senat tot zusammenbricht, und ein Großunternehmen als Verantwortlicher. Der Traum jeden Anwalts.
Gant bestand darauf, dass sie sich in Washington trafen, nicht in Boise, während Layton Koane alles recht gewesen wäre. Genauer gesagt, alles außer Washington, weil er nicht wollte, dass Gant sein Büro sah. Die Koane Group hatte das oberste Stockwerk eines brandneuen, hocheleganten, schimmernden zehnstöckigen Hochhauses in der K Street gemietet, wo sich die wahren Drahtzieher von Washington drängten. Koane hatte einem New Yorker Innenarchitekten ein Vermögen für die Aura von Reichtum und Prestige bezahlt. Es war ein voller Erfolg. Wenn Mandanten und Interessenten aus dem Privataufzug stiegen, fanden sie sich in einer Welt aus Marmor und Glas wieder. Sie standen im Herzen der Macht, und dafür zahlten sie schließlich viel genug.
Bei Gant sah die Sache natürlich völlig anders aus. Diesmal sollte der Lobbyist zahlen, da wäre ihm ein diskreterer Treffpunkt lieber gewesen. Aber Gant blieb stur, und so saßen sie, neun Wochen nach dem Tod des Senators und, was zumindest für Koane und Varrick viel wichtiger war, sieben Wochen nachdem die FDA Krayoxx vom Markt genommen hatte, an einem kleinen Besprechungstisch hinten in Koanes privatem Büro.
Da er keinen Mandanten zu beeindrucken hatte und ihm seine Aufgabe nicht den geringsten Spaß machte, kam Koane gleich zur Sache. »Eine meiner Quellen meint, dass die Familie bereit sei, für fünf Millionen auf rechtliche Schritte zu verzichten.«
Gant runzelte die Stirn, eine abrupte Grimasse, die aussah, als plagten ihn Hämorrhoiden. »Man kann über alles reden«, erwiderte er, ein Gemeinplatz, der gar nichts bedeutete. Natürlich war er aus Boise hergeflogen, um zu verhandeln. »Aber fünf bewegt sich eher am unteren Ende der Skala.«
»Und was ist am oberen Ende?«, erkundigte sich Koane.
»Meine Mandantin verfügt über begrenzte Mittel«, stellte Gant trübsinnig fest. »Wie Sie wissen, hat der Senator sein Leben lang im Dienst der Öffentlichkeit gestanden und viel dafür geopfert. Sein Nachlass beläuft sich nur auf eine halbe Million, das ist den Bedürfnissen der Familie nicht angemessen. Der Name Maxwell hat in Idaho einen guten Klang, und die Familie muss einen gewissen Lebensstil aufrechterhalten.«
Erpressung war eigentlich Koanes Spezialität, und er fand es ganz amüsant, dass diesmal die
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