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Verteidigung

Verteidigung

Titel: Verteidigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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die er so gut kannte, und sie von seinem Leben und dem Geld fernzuhalten. Das würde gar nicht so leicht werden und brauchte Zeit. Diese Strategie empfahl sich auch für Oscar. Paula Finley hatte nämlich einen nervigen Anwalt namens Stamm engagiert, der sich kämpferisch gab. Bei ihrem ersten Telefongespräch hatte Stamm seiner Überraschung darüber Ausdruck verliehen, dass Oscar mit seiner Kanzlei so wenig verdiene, und angedeutet, das Geld sei irgendwo versteckt. Er hatte versucht, das zwielichtige Terrain der Barhonorare zu sondieren, jedoch bei Wally, der sich damit gut auskannte, auf Granit gebissen. Stamm war auch auf den Krayoxx-Prozess zu sprechen gekommen, aber Wally hatte standhaft geleugnet, dass Oscar damit etwas zu tun hatte.
    »Kommt mir verdächtig vor, dass sich Mr. Finley nach dreißig Jahren Ehe mit dem Auto und seiner Kleidung zufriedengibt«, hatte Stamm gesagt.
    »Keineswegs«, hatte Wally gekontert. »Wenn man Ihre Mandantin Paula Finley kennt, ist das nur allzu verständlich.« Sie hatten sich eine Weile beharkt, wie Scheidungsanwälte das so tun, und dann verabredet, sich zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal zu unterhalten.
    Sosehr Wally darauf brannte, das Geld in die Finger zu bekommen – er beschloss, die Bareingänge um ein paar Monate hinauszuschieben. Den Papierkram würde er sofort oder in den nächsten Wochen erledigen, sich vor Gericht bedeckt halten und dann die Frauen loswerden.
     
    Von einem Sommerloch war im August nicht viel zu merken. Am 22. August brachte Helen Zinc ein 3,6 Kilogramm schweres Mädchen namens Emma zur Welt, und ein paar Tage lang benahmen sich ihre Eltern, als hätten sie das erste Baby in der Geschichte produziert. Mutter und Kind waren wohlauf, und als sie nach Hause kamen, wurden sie von allen vier Großeltern und zwei Dutzend Freunden erwartet. David nahm sich eine Woche frei und verbrachte praktisch die gesamte Zeit in dem kleinen rosafarbenen Kinderzimmer.
    Dass er wieder in Aktion trat, war einer engagierten Bundesrichterin zu verdanken, die offenkundig nichts von Ferien hielt und angeblich neunzig Stunden pro Woche arbeitete. Sie hieß Sally Archer und trug den passenden Spitznamen »die schnelle Sal«. Sie war jung und forsch, hochintelligent und presste ihre Mitarbeiter aus wie Zitronen. Die schnelle Sal entschied, ohne lange zu fackeln, und hätte jedes Verfahren am liebsten schon am Tag nach der Klageeinreichung abgeschlossen. Davids Arbeitsgerichtsprozess war Sally Archer übertragen worden, die aus ihrer Meinung über Cicero Pipe und die zwielichtigen Methoden des Unternehmens kein Hehl machte.
    Der Generalunternehmer, der unter dem Druck mehrerer Bundesbehörden stand und den die schnelle Sal ebenfalls ins Visier genommen hatte, teilte seinem Subunternehmer Cicero Pipe mit, er soll gefälligst seine undurchsichtigen Beschäftigungsverhältnisse klären und seinen Anteil am Bau der Kläranlage fertigstellen. Die Klärung der strafrechtlich relevanten Vorwürfe gegen Justin Bardall, den verhinderten Brandstifter, würde Monate dauern, aber der Rechtsstreit um die Lohnzahlungen ließ sich sehr schnell beilegen.
    Sechs Monate nachdem er Klage eingereicht hatte, erzielte David einen Vergleich, an den er selbst kaum geglaubt hatte. Cicero Pipe erklärte sich bereit, jedem seiner Mandanten einen Pauschalbetrag von dreißigtausend Dollar zu zahlen. Daneben würde das Unternehmen fünfundzwanzigtausend Dollar an drei weitere Arbeiter ohne Papiere aus Mexiko und Guatemala zahlen, die für mindestens achtzig Stunden Arbeit zweihundert Dollar pro Woche bekommen hatten.
    Wegen des großen Interesses der Öffentlichkeit, zu dem Oscars entschlossene Verteidigung seines Eigentums und die darauf folgende Verhaftung des betuchten Inhabers von Cicero Pipe nicht unwesentlich beigetragen hatten, saßen auch einige Reporter im Gerichtssaal. Richterin Archer begann mit einer Zusammenfassung des Verfahrens, wobei sie die Praktiken bei Cicero Pipe für die Presse als Sklaventreiberei bezeichnete. Sie ließ kein gutes Haar an dem Unternehmen, kanzelte dessen Anwälte ab, die David recht sympathisch fand, und erging sich dreißig Minuten lang in einem Rundumschlag, den die Journalisten fleißig mitschrieben.
    »Mr. Zinc, sind Sie mit dem Vergleich zufrieden?«, fragte sie. Die Vereinbarung war schriftlich getroffen worden. Das lag bereits eine Woche zurück, und es waren nur noch die Anwaltshonorare offen.
    »Ja, Euer Ehren«, erwiderte David leise.
    Die drei

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