Verteidigung
Anwälte von Cicero Pipe zogen die Köpfe ein und wagten es kaum, den Blick zu heben.
»Sie haben einen Antrag auf Übernahme der Anwaltskosten gestellt«, sagte die schnelle Sal mit einem Blick auf die Papiere vor sich. »Achtundfünfzig Stunden. Wenn man bedenkt, was Sie für diese Leute erreicht haben, haben Sie Ihre Zeit gut genutzt.«
»Danke, Euer Ehren«, erwiderte David, der an seinem Tisch stand.
»Wie hoch ist Ihr Stundenhonorar, Mr. Zinc?«
»Ich habe mit dieser Frage gerechnet, Euer Ehren, aber ich habe eigentlich kein Stundenhonorar. Meine Mandanten können sich das nicht leisten.«
Die Richterin nickte. »Haben Sie im vergangenen Jahr irgendwann Stundenhonorare in Rechnung gestellt?«
»Und ob. Bis Dezember war ich bei Rogan Rothberg angestellt.«
Die Richterin lachte ins Mikrofon. »Dann kennen Sie sich mit Stundenhonoraren aus. Was war Ihre Arbeit damals wert, Mr. Zinc?«
David trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen und zuckte die Achseln. »Als ich das letzte Mal nach Zeit bezahlt wurde, wurden dem Mandanten fünfhundert Dollar pro Stunde in Rechnung gestellt.«
»Dann sind Sie fünfhundert Dollar pro Stunde wert.« Die schnelle Sal kritzelte ein paar Sekunden vor sich hin. »Das runden wir auf dreißigtausend Dollar auf. Irgendwelche Einwände, Mr. Lattimore?«
Der leitende Anwalt der Beklagten erhob sich, stockte und überlegte, was er sagen sollte. Einwände waren sinnlos, weil die Richterin eindeutig auf der anderen Seite stand. Seine Mandantin musste ohnehin bluten, da kam es auf die dreißigtausend Dollar auch nicht mehr an. Und wenn er die Höhe des Honorars infrage stellte, würde sich die Richterin sofort erkundigen, was er selbst berechnete.
»Klingt vernünftig«, sagte er daher.
»Gut. Alle Zahlungen sind innerhalb von dreißig Tagen zu leisten. Die Sitzung ist geschlossen.«
Vor dem Gerichtssaal beantwortete David geduldig die Fragen von drei Journalisten. Danach fuhr er zur Wohnung von Soe und Lwin, wo er seinen drei myanmarischen Mandanten mitteilte, dass sie in Kürze Schecks über je dreißigtausend Dollar erhalten würden. Irgendwie schien das nicht richtig anzukommen, und Soe musste seine Übersetzung mehrmals wiederholen, um die Männer zu überzeugen. Sie lachten und hielten alles für einen Witz, aber David blieb ernst. Als sie endlich begriffen, brachen zwei der Männer in Tränen aus, der dritte stand unter Schock. David versuchte, ihnen zu erklären, dass sie das Geld mit viel Schweiß und harter Arbeit verdient hatten, aber das ließ sich offenbar auch nicht übersetzen.
David hatte es nicht eilig. Zwar hatte er seine kleine Tochter seit sechs Stunden nicht gesehen, aber sie würde schon auf ihn warten. Er trank Tee aus einer winzigen Tasse, unterhielt sich mit seinen Mandanten und genoss seinen ersten großen Erfolg. Er hatte einen Fall angenommen, den die meisten Anwälte abgelehnt hätten. Seine Mandanten hatten sich aus dem Zwielicht der illegalen Einwanderung gewagt, um sich gegen ein Unrecht zu wehren, und David hatte sie ermutigt. Drei kleine Männer, weit weg von zu Hause, die von einer großen Firma mit zahlreichen mächtigen Freunden ausgebeutet wurden – und nur ein junger Anwalt und das Gericht standen zwischen ihnen und weiterer Ausbeutung. Trotz aller Fehler und Unwägbarkeiten des Rechts hatte die Gerechtigkeit einen strahlenden Sieg errungen.
Als er allein zur Kanzlei fuhr, erfüllte ihn ungeheurer Stolz auf diese Leistung. Er hoffte noch auf viele Erfolge in seinem Leben, aber dieser würde immer etwas Besonderes bleiben. In seinen fünf Jahren bei einer großen Kanzlei war er nie so stolz darauf gewesen, Anwalt zu sein.
Es war spät, und die Kanzlei war verlassen. Wally war im Urlaub und tauchte nur gelegentlich auf, um sich über Krayoxx auf dem Laufenden zu halten. Oscar war für ein paar Tage abgetaucht, und nicht einmal Rochelle wusste, wo er sich aufhielt. David hörte seinen Anrufbeantworter ab, las seine E-Mails und werkelte ein paar Minuten vor sich hin, bis ihm langweilig wurde. Als er die Eingangstür abschloss, hielt ein Polizeiwagen vor dem Haus. Freunde von Oscar, die die Kanzlei im Auge behielten. David winkte den beiden Beamten zu und fuhr nach Hause.
32
Erholt von einem langen Labor-Day-Wochenende, schrieb Wally an seine Mandantin Iris Klopeck.
Liebe Ms. Klopeck,
wie Sie wissen, ist die Verhandlung in unserem Verfahren für nächsten Monat, nämlich für den 17. Oktober, angesetzt, aber das braucht Sie
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