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Verteidigung

Verteidigung

Titel: Verteidigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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die Herzkammer vollständig symmetrisch wäre, ohne Abweichungen bei Ventrikelwandbewegung oder -geometrie, wäre sie ein gestrecktes Ellipsoid. Ein spitzeres Ende, ein flacheres Ende und eine leichte Krümmung, eben ein Ellipsoid. Bei der Kontraktion würde sich die Herzkammer abflachen, zwar weiterhin ein gestrecktes Ellipsoid bleiben, aber alle Wände bis auf die Mitralklappenebene würden sich bewegen.«
    Die Gerichtsstenografin hob die Hand. »Tut mir leid, Euer Ehren, aber da komme ich nicht mehr mit.«
    Richter Seawright hatte die Augen geschlossen und hielt den Kopf gesenkt – wahrscheinlich hatte auch er aufgegeben und hoffte nur, dass Borsow bald fertig war und aus seiner Verhandlung verschwand.
    »Fünfzehn Minuten Pause«, murmelte er.
     
    Wally und David saßen schweigend in dem kleinen Café vor zwei unberührten Tassen Kaffee. Es war 16.30 Uhr am Montagnachmittag, und beide fühlten sich, als hätten sie einen Monat in Seawrights Sitzungssaal verbracht. Keiner von ihnen wollte ihn je wiedersehen.
    Während David immer noch entsetzt über Borsows blamable Leistung war, beunruhigte ihn Wallys Alkoholkonsum mindestens ebenso. Wally war nicht betrunken, nicht einmal beschwipst, aber bei Alkoholikern war jeder Alkoholgenuss eine heikle Sache. Er hätte ihn gern näher befragt, um herauszufinden, ob alles in Ordnung war, doch Ort und Zeit waren dafür nicht geeignet. Warum in dieser aussichtslosen Situation auch noch solch ein problematisches Thema ansprechen?
    Wally starrte auf einen Fleck auf dem Boden und war offenkundig mit den Gedanken ganz woanders.
    »Ich glaube nicht, dass wir die Geschworenen auf unserer Seite haben«, sagte David bemüht scherzhaft.
    Wally lächelte. »Die Geschworenen hassen uns, und ich kann es ihnen nicht verdenken. Über ein Urteil im Schnellverfahren werden wir nicht hinauskommen. Sobald wir mit unserem Vortrag fertig sind, wirft uns Seawright hinaus.«
    »Also ein schnelles Ende? Könnte ich ihm nicht verdenken.«
    »Ein schnelles und gnädiges Ende«, stimmte Wally zu, ohne den Blick vom Boden zu heben.
    »Was bedeutet das für die anderen heiklen Punkte wie Sanktionen und Verletzung der Anwaltspflichten?«
    »Wer weiß? Ich würde sagen, wegen der Verletzung der Anwaltspflichten brauchen wir uns keine Sorgen zu machen. Man kann niemanden dafür verklagen, dass er einen Prozess verliert. Bei den Sanktionen bin ich mir nicht so sicher. Ich könnte mir vorstellen, dass Varrick Blut sehen will und behauptet, die Klage sei unbegründet gewesen.«
    David nippte schließlich doch an seinem Kaffee.
    »Mir geht Jerry Alisandros nicht aus dem Kopf«, sagte Wally. »Dem würde ich gern in einer dunklen Gasse begegnen und ihm einen Baseballschläger über den Schädel ziehen.«
    »Nette Vorstellung.«
    »Wir gehen besser. Sehen wir zu, dass wir mit Borsow fertig werden, und dann nichts wie weg.«
     
    Während der nächsten Stunde quälte sich der gesamte Sitzungssaal durch ein Video von Percys Echokardiogramm, während Dr. Borsow versuchte zu beschreiben, was zu sehen war. Da die Beleuchtung gedimmt worden war, dösten einige Geschworene ein. Als das Video zu Ende war, kehrte Borsow in den Zeugenstand zurück.
    »Wie lange noch, Mr. Figg?«, fragte der Richter.
    »Fünf Minuten.«
    »Fahren Sie fort.«
    Selbst ein noch so dünner Vortrag benötigt ein paar magische Worte. Die wollte Wally schnell loswerden, während die Geschworenen noch im Halbschlaf waren und die Beklagtenvertretung wahrscheinlich bloß noch nach Hause wollte. »Dr. Borsow, können Sie aufgrund Ihrer medizinischen Erkenntnisse mit hinreichender Sicherheit ein Urteil darüber fällen, woran Mr. Percy Klopeck gestorben ist?«
    »Das kann ich.«
    David beobachtete Nadine Karros, die jedes Gutachten von Borsow aus zahlreichen Gründen hätte ausschließen lassen können. Sie schien kein Interesse daran zu haben.
    »Und wie lautet Ihr Urteil?«, fragte Wally.
    »Aufgrund meiner medizinischen Erkenntnisse kann ich mit hinreichender Sicherheit sagen, dass Mr. Klopeck an einem akuten Myokardinfarkt, also einem Herzanfall, gestorben ist.« Borsow sprach langsam, sein Englisch war jetzt viel verständlicher.
    »Und was ist Ihrer Meinung nach die Ursache für diesen Herzinfarkt?«
    »Aufgrund meiner medizinischen Erkenntnisse kann ich mit hinreichender Sicherheit sagen, dass der Herzinfarkt durch eine Vergrößerung der linken Herzkammer ausgelöst wurde.«
    »Und wodurch wurde die Vergrößerung der linken Herzkammer

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