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Verteidigung

Verteidigung

Titel: Verteidigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Ihrer Meinung nach verursacht?«
    »Aufgrund meiner medizinischen Erkenntnisse kann ich mit hinreichender Sicherheit sagen, dass die Vergrößerung durch die Einnahme des cholesterinsenkenden Mittels Krayoxx verursacht wurde.«
    Mindestens vier Geschworene schüttelten den Kopf. Zwei andere sahen aus, als würden sie gleich aufspringen und Borsow an die Gurgel gehen.
    Um achtzehn Uhr wurde der Zeuge schließlich entlassen und die Jury nach Hause geschickt.
    »Das Gericht vertagt sich auf morgen neun Uhr«, sagte Richter Seawright.
    Auf der Rückfahrt zur Kanzlei schlief Wally auf dem Beifahrersitz ein. Da er im Stau stand, prüfte David zuerst die entgangenen Anrufe und ging dann online, um sich die Börsenkurse anzusehen. Der Kurs der Varrick-Aktie war von 31,50 auf 35 Dollar geklettert.
    Die Nachricht von dem bevorstehenden Sieg des Unternehmens verbreitete sich schnell.

40
    Von ihren ersten beiden Monaten auf dieser Erde hatte die kleine Emma noch keine Nacht durchgeschlafen. Üblicherweise schlief sie um acht ein, war aber um elf wieder munter und verlangte einen kleinen Imbiss und eine saubere Windel. Nach einer längeren Sitzung mit Herumtragen und Wiegen im Schaukelstuhl entschlummerte sie dann um Mitternacht, war aber um drei Uhr morgens bereits wieder hungrig. Zunächst stillte Helen tapfer, wie sie es geplant hatten, doch nach sechs Wochen war sie so erschöpft, dass sie zum Fläschchen griff. Emmas Vater bekam auch nicht viel Schlaf, weil er in den frühen Morgenstunden mit dem Füttern dran war und sich leise mit seiner Tochter unterhielt, während die Mama im Bett blieb.
    Am Dienstag legte David Emma gegen 4.30 Uhr sanft in die Wiege zurück, schaltete das Licht aus und schlich sich aus dem Zimmer. In der Küche setzte er Kaffee auf, und während der durchlief, ging er ins Internet, um die Nachrichten, den Wetterbericht und Rechtsblogs zu lesen. Einer der Blogs hatte den Krayoxx-Prozess und die Klopeck-Klage verfolgt, und David hätte ihn gern ignoriert, aber das konnte er nicht.
    »Gemetzel in Sitzungssaal 2314« lautete die Überschrift. Der Blogger, der sich als »Der letzte Geschworene« bezeichnete, hatte entweder zu viel Zeit oder war einer von Rogan Rothbergs Nachwuchsanwälten. Für krankhaft Neugierige, schrieb er, empfehle ich den Sitzungssaal 2314 im Dirksen Federal Building, wo gegenwärtig das weltweit erste und wohl auch einzige Krayoxx-Verfahren in die zweite Runde geht. Denen, die nicht dabei sein können, sei gesagt, dass es sich um eine einmalige Gelegenheit handelt, sich eine Katastrophe in Zeitlupe anzusehen; der Unterhaltungswert ist kaum zu überbieten. Gestern, am ersten Verhandlungstag, mussten Geschworene und Zuschauer sehr tapfer sein, als die Videoaufnahme der Witwe Iris Klopeck gezeigt wurde. Angeblich kann sie der Verhandlung aus gesundheitlichen Gründen nicht beiwohnen, obwohl sie von einem meiner Informanten gesichtet wurde, als sie gestern im Dominicas in der Pulaski Road ihren Einkauf erledigte (für Fotos hier klicken). Die Dame ist ein echtes Schwergewicht, und ihr Gesicht auf dem Bildschirm zu sehen war ein Erlebnis, das man nicht so leicht vergisst. Zuerst wirkte sie ziemlich zugedröhnt, aber im Laufe der Aussage schien sich der Medikamentennebel zu lichten. Sie verdrückte sogar ein paar Tränen, als sie von ihrem geliebten Percy sprach, der mit achtundvierzig Jahren und einhundertfünfundvierzig Kilo das Zeitliche gesegnet hat. Ms. Klopeck hofft, dass ihr die Geschworenen eine Wagenladung Geld zusprechen, und setzt auf deren Mitgefühl. Ging aber daneben. Die meisten Geschworenen dachten so wie ich: Kein Mensch hat diese Leute gezwungen, sich krank zu fressen.
    Ihr Dream-Team, das ohne seinen Leiter auskommen muss, weil dieser letzte Woche bei der ersten Begegnung mit einem echten Geschworenengericht selbst einen Herzinfarkt erlitt, hat bisher nur einen guten Einfall gehabt, und das war, Ms. Klopeck vom Sitzungssaal fernzuhalten. Weitere brillante Schachzüge sind von diesen beiden Leichtgewichten nicht zu erwarten.
    Ihr zweiter Zeuge war ihr Star-Sachverständiger, ein russischer Scharlatan, der nach fünfzehn Jahren in den Vereinigten Staaten nicht einmal Grundkenntnisse der englischen Sprache besitzt. Der gute Mann heißt Igor, und wenn Igor spricht, hört keiner zu. Die Beklagtenvertretung hätte ihn problemlos wegen mangelnder Qualifikation ablehnen können – die Liste seiner Defizite ist zu lang, um sie hier aufzuführen –, aber offenkundig sollen die

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