Verteidigung
der zweiten Reihe und würde bei einem weiteren Herzinfarkt direkt in die Schusslinie des übermächtigen Gegners rücken. Daher drückte er dem Juniorpartner die Daumen. Obwohl Wally durch seine Abenteuer mit DeeAnna ein paar Pfund verloren hatte, war er immer noch dicklich und ungepflegt. Im Gegensatz zu Oscar sah er wirklich aus wie ein Herzinfarktkandidat.
Komm schon, Wally, du schaffst es. Gib ihnen Saures – und bitte keinen Kollaps!
Wally kollabierte nicht. Er umriss in groben Zügen die Klage gegen Varrick Labs, den drittgrößten Pharmahersteller der Welt, einen »Koloss von einem Unternehmen« mit Sitz in New Jersey, eine Firma mit einer langen, traurigen Vergangenheit, die den Markt immer wieder mit gefährlichen Medikamenten überschwemmt habe.
Einspruch von Ms. Karros. Stattgegeben, kam es vom Richtertisch.
Aber Wally war vorsichtig, und er hatte auch allen Grund dazu. Wo ein falsches Wort zehntausend Dollar kosten konnte, hielt man sich mit unbewiesenen Anschuldigungen besser zurück. Mehrfach sprach er von »diesem unseligen Medikament«, ohne die Bezeichnung Krayoxx zu erwähnen. Manchmal geriet er ins Schwadronieren, aber im Großen und Ganzen hielt er sich an die vereinbarte Linie. Als er nach dreißig Minuten zum Schluss kam, atmete David wieder ruhig. »Gut gemacht«, flüsterte er Wally zu.
Nadine Karros stürzte sich umgehend in die Verteidigung ihrer Mandantin und der Produkte des Unternehmens. Sie begann mit einer etwas langatmigen, sehr detaillierten, aber durchaus interessanten Aufzählung der wunderbaren Medikamente, die Varrick Labs in den vergangenen fünfzig Jahren auf den Markt gebracht habe – Medikamente, die die Amerikaner kennen und denen sie vertrauen, aber auch Mittel, von denen kaum jemand weiß. Medikamente, die wir unseren Kindern geben. Medikamente, die wir Tag für Tag vertrauensvoll einnehmen. Medikamente, die symbolhaft für gute Gesundheit stehen. Medikamente, die das Leben verlängern, Infektionen bekämpfen, Krankheiten verhindern und vieles mehr. Von Hals- und Kopfschmerzen über Cholera- und Aids-Epidemien, Varrick Labs kämpfe seit Jahrzehnten an vorderster Front und habe die Welt besser, sicherer und gesünder gemacht. Als sie ihren ersten Akt absolviert hatte, hätten viele im Sitzungssaal ihre Hand für Varrick ins Feuer gelegt.
Dann schaltete sie einen Gang höher und befasste sich mit dem Medikament, das hier zur Debatte stand, mit Krayoxx, einem Medikament, das so wirksam sei, dass es von Ärzten – »Ihren Ärzten« – häufiger verschrieben werde als jedes andere cholesterinsenkende Medikament der Welt. Sie beschrieb die intensive Forschung im Rahmen der Entwicklung von Krayoxx. Es gelang ihr, selbst die klinische Prüfung interessant klingen zu lassen. In jeder einzelnen Studie habe sich das Medikament nicht nur als wirksam, sondern auch als sicher erwiesen. Ihre Mandantin habe vier Milliarden Dollar für die achtjährige Erforschung und Entwicklung von Krayoxx ausgegeben und stehe stolz hinter diesem wunderbaren Produkt.
Unauffällig beobachtete David die Gesichter der Geschworenen. Alle zwölf hingen an ihren Lippen. Alle zwölf glaubten offenbar jedes Wort. Ihm selbst ging es nicht anders.
Sie sprach von den Sachverständigen, die für sie aussagen würden. Überragende Wissenschaftler und Forscher von Instituten wie der Mayo Clinic, der Cleveland Clinic oder der medizinischen Fakultät der Universität Harvard. Diese Männer und Frauen besäßen jahrelange Erfahrung mit Krayoxx und seien mit dem Medikament viel vertrauter als die »Leichtgewichte«, die die Klägerpartei aufbieten würde.
In ihrem Schlusswort verlieh sie ihrer Zuversicht Ausdruck, dass die Geschworenen, wenn alle Beweise vorgelegt seien, zu der Überzeugung gelangen würden, dass nichts gegen Krayoxx einzuwenden sei, und dementsprechend rasch zugunsten ihrer Mandantin Varrick entscheiden würden.
David beobachtete die sieben Männer, als sie an ihren Platz zurückging. Vierzehn Augen folgten ihr aufmerksam. Er sah auf die Uhr – achtundfünfzig Minuten –, und die Zeit war wie im Flug vergangen.
Techniker bauten zwei große Bildschirme auf. Währenddessen erklärte Richter Seawright den Geschworenen, dass sie nun die beeidete Aussage der Klägerin Iris Klopeck sehen würden, die aus gesundheitlichen Gründen nicht anwesend sein könne. Ihre Aussage sei am 30. März in einem Hotel in der Innenstadt von Chicago aufgezeichnet worden. Der Richter versicherte den Geschworenen,
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