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Verteidigung

Verteidigung

Titel: Verteidigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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nachdem mein Percy von uns gegangen ist. Ich weiß, dass er Krayoxx genommen hat.«
    Wally riss die Augen auf. »Wie heißt er?«
    »Sie sagten doch in bar, stimmt’s? Fünfhundert in bar. Bevor ich Ihnen einen weiteren Fall verschaffe, würde ich die Scheine gerne sehen, Mr. Figg. Ich kann das Geld gut gebrauchen.«
    Wally war konsterniert, parierte aber sofort mit einer überzeugenden Lüge. »Normalerweise heben wir solche Beträge vom Prozesskostenkonto der Kanzlei ab. Wir wollen es uns ja nicht mit den Erbsenzählern verderben.«
    Iris verschränkte die baumstumpfähnlichen Arme vor der Brust und drückte den Rücken durch. Dann kniff sie die Augen zusammen und sagte: »Gut. Heben Sie das Geld ab, und bringen Sie es mir. Dann gebe ich Ihnen den Namen.«
    Wally zückte die Brieftasche. »Ich weiß nicht genau, wie viel Bargeld ich dabeihabe. David, haben Sie Geld bei sich?«
    Instinktiv griff David nach dem Portemonnaie. Iris sah mit unverhohlenem Misstrauen zu, wie die Anwälte nach Bargeld suchten. Wally zog drei Zwanziger und einen Fünfdollarschein hervor, dann sah er erwartungsvoll David an, der zweihundertzwanzig Dollar in unterschiedlicher Stückelung vorweisen konnte. Wenn sie nicht bei Abner’s gehalten hätten, um Davids Rechnung zu bezahlen, hätten ihnen nur noch fünfzehn Dollar für die Vermittlungsprovision gefehlt.
    »Ich dachte immer, Anwälte hätten eine Menge Geld«, stellte Iris fest.
    »Das lassen wir auf dem Bankkonto«, erwiderte Wally, der wild entschlossen war, keine Zugeständnisse zu machen. »Wir haben jetzt zweihundertfünfundachtzig Dollar. Ich komme morgen vorbei und bringe Ihnen den Rest.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Iris, ich bitte Sie«, flehte Wally. »Sie sind doch jetzt unsere Mandantin. Wir sitzen alle im selben Boot. Es geht um eine hohe Entschädigung für Sie, und Sie wollen uns nicht mal zweihundert Dollar vorstrecken?«
    »Ich nehme auch einen Schuldschein.«
    An dieser Stelle hätte David es vorgezogen, seinen Mann zu stehen, sich noch einen Rest Stolz zu bewahren, die Scheine vom Tisch zu nehmen und sich zu verabschieden. Doch er war sich seiner Sache alles andere als sicher und wusste, dass er sich heraushalten sollte. Wally dagegen war ein tollwütiger Hund. Er kritzelte einen Schuldschein auf seinen Notizblock, setzte seinen Namen darunter und schob den Block über den Tisch. Iris las, war nicht einverstanden und reichte den Block an David weiter. »Sie müssen auch unterschreiben«, sagte sie.
    Zum ersten Mal seit seiner Flucht aus dem Trust Tower zweifelte David Zinc an seiner Entscheidung. Ungefähr achtundvierzig Stunden zuvor hatte er an einer komplizierten Umstrukturierung erstklassiger Anleihen, die von Indiens Regierung verkauft wurden, gearbeitet. Alles in allem ging es bei dem Deal um etwa fünfzehn Milliarden Dollar. Jetzt, in seinem neuen Leben als Arme-Leute-Anwalt, wurde er von einer 200-Kilo-Frau schikaniert, die seine Unterschrift auf einem wertlosen Stück Papier haben wollte.
    Er zögerte. Dann holte er tief Luft, warf Wally einen fassungslosen Blick zu und setzte seinen Namen auf den Schuldschein.
     
    Das heruntergekommene Viertel verwahrloste immer mehr, je weiter sie kamen. Die »zwei Straßen«, von denen Iris gesprochen hatte, waren eher fünf, und als sie das Haus gefunden und auf der Straße davor geparkt hatten, machte sich David ernsthaft Sorgen um ihre Sicherheit.
    Das winzige Heim der Witwe Cozart war eine Festung – ein kleines Backsteinhaus auf einem schmalen Streifen Land, das von einem fast drei Meter hohen Maschendrahtzaun umgeben war. Iris zufolge hatte Herb Cozart einen erbitterten Kampf gegen die schwarzen Teenagerbanden geführt, die die Straßen unsicher machten. Er hatte seine Tage meist damit verbracht, mit einer Schrotflinte in der Hand auf der vorderen Veranda zu sitzen und die jugendlichen Taugenichtse anzustarren, die mit Schimpfwörtern bedacht wurden, wenn sie sich zu nahe heranwagten. Als er starb, band jemand bunte Luftballons an den Zaun. Außerdem wurden mitten in der Nacht Knallfrösche auf den Rasen vor dem Haus geworfen. Iris hatte gesagt, Mrs. Cozart wolle wegziehen.
    Als David den Motor abstellte, warf er einen Blick die Straße hinunter. »Mist.«
    Wally erstarrte und sah in die gleiche Richtung. »Das könnte interessant werden.«
    Fünf schwarze Teenager, die alle die gleiche Rapper-Kluft trugen, hatten den Audi bemerkt und blickten ihn aus fünfzig Meter Entfernung begehrlich an.
    »Ich glaube,

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