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Verteidigung

Verteidigung

Titel: Verteidigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Theorien geht davon aus, dass Varrick es mit so vielen Klagen wegen Krayoxx zu tun bekommt, dass das Unternehmen aufgeben und einen Vergleich mit sehr hohen Entschädigungssummen aushandeln wird. Die meisten Anwälte, einschließlich mir, rechnen damit, dass es innerhalb der nächsten vierundzwanzig Monate dazu kommen wird. Eine andere Theorie besagt, dass Varrick nur bei einigen wenigen Fällen eine Verhandlung durchziehen wird, um erst einmal vorzufühlen, wie die Stimmung ist, um herauszufinden, was die Geschworenen über das Medikament denken. Wenn das passiert, könnte es länger dauern, einen Vergleich zu erzwingen.«
    Selbst David mit seinem Harvard-Abschluss und fünf Jahren Berufserfahrung begann allmählich zu glauben, dass Wally wusste, wovon er redete. Der Juniorpartner fuhr fort: »Wenn es zu einem Vergleich kommt – und wir gehen fest davon aus –, werden die Todesfälle zuerst verhandelt. Und dann wird Varrick so schnell wie möglich einen Vergleich für alle Fälle ohne Todesfolge – Leute wie Sie – abschließen wollen.«
    »Ich bin ein Fall ohne Todesfolge?«, fragte sie verwirrt.
    »Fürs Erste ja. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse sind nicht ganz exakt, aber es deutet einiges daraufhin, dass Krayoxx bei vielen Leuten, die ansonsten kerngesund sind, das Herz schädigt.«
    Wie jemand beim Anblick von Iris Klopeck denken konnte, sie wäre gesund, überstieg jede Vorstellungskraft, zumindest die von David.
    »Oh, mein Gott«, stöhnte sie, während ihr Tränen in die Augen schossen. »Das hat mir gerade noch gefehlt – noch mehr Probleme mit dem Herzen.«
    »Darüber brauchen Sie sich jetzt keine Sorgen zu machen«, sagte Wally, ohne auch nur im Mindesten beruhigend zu wirken. »Zu Ihrem Fall kommen wir später. Das Wichtigste ist, dass Percy uns ein Mandat gibt. Sie sind seine Witwe und damit seine Haupterbin, deshalb müssen Sie mich mit seiner Vertretung beauftragen und in seinem Namen handeln.« Er zog ein zusammengefaltetes Stück Papier aus seinem zerknitterten Jackett und legte es vor Iris. »Das ist ein Vertretungsauftrag. Sie haben schon einmal einen unterschrieben, für die Scheidung, als Sie und Percy in der Kanzlei waren.«
    »Daran kann ich mich nicht erinnern.«
    »Wir haben das alles in der Akte. Sie müssen einen neuen unterschreiben, bevor ich Ihre Ansprüche gegen Varrick geltend machen kann.«
    »Und Sie sind sicher, dass das alles legal ist und so?«, fragte sie unsicher.
    David kam es sonderbar vor, dass ein potenzieller Mandant den Anwalt fragte, ob etwas »legal« sei.
    Wally dagegen schien es mit den ethischen Standards ihres Berufsstandes nicht so genau zu nehmen, die Frage brachte ihn nicht im Geringsten aus dem Konzept. »Unsere Krayoxx-Mandanten müssen alle so einen Auftrag unterschreiben«, sagte er, was ein ganz klein wenig geschummelt war – Iris würde die erste Mandantin in ihrer Sammelklage-Gruppe sein. Es gab natürlich weitere Fische im Teich, doch bis jetzt hatte noch niemand der Kanzlei ein Mandat erteilt.
    Iris las die Vertretungsvollmacht durch und unterschrieb.
    Während Wally das Dokument in die Tasche steckte, sagte er: »Iris, ich brauche Ihre Hilfe. Ich möchte, dass Sie nach weiteren Krayoxx-Fällen Ausschau halten. Freunde, Familienangehörige, Nachbarn, jeder, der durch dieses Medikament krank geworden sein könnte. Unsere Kanzlei bietet fünfhundert Dollar Vermittlungsprovision für einen Todesfall und zweihundert Dollar für einen Fall ohne Todesfolge. In bar.«
    Ihre Augen waren plötzlich wieder trocken. Sie kniff sie zu schmalen Schlitzen zusammen, dann bildete sich ein kleines Lächeln in ihren Mundwinkeln. Sie überlegte bereits, wer infrage kam.
    David gelang es, seine entgleisenden Gesichtszüge unter Kontrolle zu bekommen, während er kleine Männchen auf seinen Notizblock malte und zu verarbeiten versuchte, was er da gerade gehört hatte. War das ethisch? Gesetzlich zulässig? Bestechung in Form von Bargeld, um der Kanzlei weitere Mandanten zu verschaffen?
    »Wissen Sie zufällig, ob es noch einen anderen Todesfall gegeben hat, bei dem Krayoxx im Spiel war?«, fragte Wally.
    Um ein Haar hätte Iris etwas gesagt, doch dann biss sie sich auf die Zunge. Es war klar, dass ihr ein Name eingefallen war. »Fünfhundert Dollar?« Ihr Blick wanderte von David zu Wally.
    »Genau. Wer ist es?«
    »Zwei Straßen weiter gibt es einen Mann, der früher immer Poker mit Percy gespielt hat. Er ist letztes Jahr unter der Dusche abgekratzt, zwei Monate

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