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Verteidigung

Verteidigung

Titel: Verteidigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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während sie die beiden anstarrte. »Das Haus ist ein Trümmerhaufen«, sagte sie dann. Oh, sie hat es auch schon gemerkt, dachte David.
    Sie folgten ihr in eine schmale, schmutzige Küche und setzten sich an den Tisch. Ms. Klopeck bereitete Instantkaffee in drei großen Tassen mit Motiven der Chicago Bears zu. Davids Stuhl war ein grazil wirkendes Modell aus Holz, das sich anfühlte, als würde es jeden Moment unter ihm zusammenbrechen. Ms. Klopecks Stuhl sah ähnlich aus. Der Gang zur Tür und in die Küche, dazu die Zubereitung des Kaffees hatten sie außer Atem gebracht. Auf ihrer teigigen Stirn standen Schweißperlen.
    Wally nutzte die Gelegenheit, um David vorzustellen. »David hat in Harvard studiert und arbeitet seit Kurzem für unsere Kanzlei.« Weder Ms. Klopeck noch Mr. Harvard streckten die Hand zur Begrüßung aus. Es war ihr egal, wo David, Wally oder sonst jemand auf das College gegangen war oder Jura studiert hatte. Ihre Atmung rasselte wie ein alter Heizofen. In der Küche roch es nach eingetrocknetem Katzenurin und kaltem Nikotin.
    Wally drückte noch einmal sein vorgetäuschtes Beileid zum Ableben des lieben Percy aus und kam dann zur Sache. »Mich interessiert vor allem Krayoxx, das ist ein Cholesterinsenker. Hat Percy dieses Medikament genommen, als er starb?«
    Wie aus der Pistole geschossen antwortete sie: »Ja. Er hat Krayoxx jahrelang genommen. Ich auch, aber inzwischen habe ich damit aufgehört.«
    Wally war zugleich begeistert – Percy hatte das Medikament genommen! – und enttäuscht – Iris hatte es abgesetzt.
    »Gibt es ein Problem mit Krayoxx?«, fragte sie.
    »Nicht nur eines.« Wally rieb sich die Hände. Er überschüttete sie mit einem Wortschwall, der in überaus einleuchtenden Argumenten gegen Krayoxx und Varrick Labs gipfelte. Er pickte sich passende Fakten und Zahlen aus den vorläufigen Studien heraus, auf die sich die Anwälte bei ihren Sammelklagen stützten, zitierte ausführlich aus der Klage, die in Fort Lauderdale angestrengt worden war, und legte sehr überzeugend dar, dass die Zeit dränge und Iris die Kanzlei sofort mit ihrer Vertretung beauftragen müsse.
    »Was wird mich das kosten?«, fragte sie.
    »Keinen Penny. Wir strecken die Prozesskosten vor und nehmen dafür vierzig Prozent von dem, was Sie bekommen.«
    Der Kaffee schmeckte wie Salzwasser, und David hätte ihn am liebsten ausgespuckt. Iris dagegen schien er zu munden. Sie nahm einen großen Schluck, spülte ihn in ihrem gewaltigen Mund herum und brachte ihn hinunter. »Vierzig Prozent sind aber eine ganze Menge«, sagte sie.
    »Das Verfahren wird sehr kompliziert sein. Wir kämpfen gegen ein milliardenschweres Unternehmen mit Horden von Anwälten. Sehen Sie es mal so: Zurzeit haben Sie sechzig Prozent von nichts. Wenn Sie sich von unserer Kanzlei vertreten lassen, könnten Sie in ein, zwei Jahren sechzig Prozent von sehr viel haben.«
    »Wie viel?«
    »Schwierige Frage … Ich erinnere mich, dass Sie auch damals die mit den schwierigen Fragen waren. Das hat mir schon immer an Ihnen gefallen, Iris. Wie gesagt eine schwierige Frage, und um ehrlich zu sein, ich kann sie nicht beantworten, weil niemand vorhersehen kann, wie die Geschworenen sich verhalten werden. Es könnte sein, dass sie die Wahrheit über Krayoxx erkennen, Varrick einen Denkzettel verpassen wollen und Ihnen eine Million Dollar zusprechen. Oder sie glauben den Lügen, die Varrick und seine gerissenen Anwälte vorbringen werden, und geben Ihnen gar nichts. Ich glaube ja, dass der Fall eine Million Dollar wert ist, aber Sie müssen verstehen, dass ich Ihnen nichts versprechen kann.« Er sah David an und sagte: »Stimmt’s, David? In Fällen wie diesem können wir nichts versprechen. Es gibt keine Garantien.«
    »Das ist richtig«, erwiderte David, der frischgebackene Spezialist für Sammelklagen, im Brustton der Überzeugung.
    Iris spülte noch mehr Salzwasser in ihrem Mund herum und starrte Wally an. »Ich könnte schon etwas Geld gebrauchen. Wir sind ja jetzt nur noch zu zweit, ich und Clint, und er arbeitet inzwischen Teilzeit.« Wally und David machten sich Notizen und nickten, als wüssten sie, wer Clint war. Iris hielt es nicht für nötig, Näheres über ihn zu erzählen. »Ich muss von tausendzweihundert Dollar Sozialhilfe im Monat leben, daher wäre alles, was Sie für mich bekommen können, eine große Hilfe.«
    »Wir bekommen etwas für Sie, Iris. Da bin ich mir sicher.«
    »Und wann?«
    »Noch eine schwierige Frage. Eine der

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