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Verteidigung

Verteidigung

Titel: Verteidigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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in seinem breiten Ledersessel bequem machte und an Iris Klopeck, Millie Marino und all die anderen Witwen dachte, deren tote Männer ihm das Tor in die Welt der Sammelklagen geöffnet und ihn hierhergebracht hatten. Die Flugbegleiterin reichte Wally eine Speisekarte. Ein gutes Stück den Gang hinunter konnte er eine Küche mit einem Koch sehen, der auf seine Bestellung wartete. Als das Flugzeug zur Startbahn rollte, kam Jerry nach vorn und setzte sich Wally gegenüber. »Was halten Sie davon?«, fragte er und deutete auf sein neuestes Spielzeug.
    »Entschieden besser als Linie«, erwiderte Wally. Jerry brüllte vor Lachen – zweifellos war Wallys Antwort das Witzigste, was er je gehört hatte.
    Eine Stimme kündigte den Start an, und alle schlossen die Sicherheitsgurte. Als der Jet abhob und in den Himmel schoss, machte Wally die Augen zu und versuchte, den Moment zu genießen. Es war sehr wahrscheinlich, dass das sein erster und letzter Flug in einem Privatjet sein würde.
    Sobald sie ihre Flughöhe erreicht hatten, kam Leben in Jerry. Er drückte auf einen Knopf und zog eine Tischplatte aus Mahagoniholz aus der Wand. »Reden wir übers Geschäft«, sagte er.
    Es ist dein Flugzeug, dachte Wally. »Gern.«
    »Wie viele Fälle werden Sie beschaffen können? Realistisch gesehen?«
    »Wir könnten bis zu zehn Todesfälle bekommen, bis jetzt sind es acht. Und ohne Todesfolge? Das weiß ich nicht. Wir haben einen Pool aus mehreren Hundert potenziellen Fällen, den wir allerdings noch nicht genauer untersucht haben.« Jerry runzelte die Stirn, als wären das nicht genug Fälle, als wäre das seine Zeit nicht wert. Wally fragte sich, ob er die Piloten bitten sollte, umzudrehen oder irgendwo eine Luke zu öffnen.
    »Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, sich mit einer größeren Kanzlei zusammenzutun?«, fragte Jerry. »Ich weiß, dass Ihre Kanzlei nicht so oft mit Sammelklagen zu tun hat.«
    »Darüber kann man sicher reden«, erwiderte Wally, während er versuchte, seine Aufregung zu verbergen. Die Zusammenarbeit mit einer größeren Kanzlei war von Anfang an geplant gewesen. »Meine Verträge sehen ein Erfolgshonorar von vierzig Prozent vor. Wie viel wollen Sie?«
    »Normalerweise strecken wir die Unkosten vor, und die Fälle hier werden nicht billig sein. Wir beschaffen Ärzte, Sachverständige, Wissenschaftler, wen auch immer, und diese Leute kosten ein Vermögen. Wir nehmen die Hälfte des Honorars, aber die Unkosten werden abgezogen, bevor das Honorar aufgeteilt wird.«
    »Das klingt fair. Und welche Rolle würden wir dann dabei spielen?«
    »Ganz einfach. Sie suchen weitere Fälle, mit und ohne Todesfolge. Am Montag schicke ich Ihnen einen Vertragsentwurf. Ich versuche gerade, so viele Fälle wie möglich zu sammeln. Der nächste große Schritt wäre die Zusammenlegung der Fälle zu einem einheitlichen Verfahren. Das Gericht wird einen Prozessausschuss ernennen, in der Regel sind das fünf oder sechs erfahrene Anwälte, die das Verfahren steuern. Die Mitglieder des Ausschusses erhalten ein zusätzliches Honorar, in der Regel um die sechs Prozent, das aus dem Anteil der Anwälte gezahlt wird.«
    Wally nickte. Er hatte sich natürlich informiert und kannte sich mit den Details aus, jedenfalls mit den meisten. »Werden Sie im Prozessausschuss sitzen?«
    »Vermutlich. In der Regel bin ich immer dabei.«
    Die Flugbegleiterin brachte ihnen noch einmal Getränke. Jerry trank einen Schluck Wein. »Wenn es mit der Beweiserhebung losgeht, schicken wir jemanden, der Sie bei den Aussagen Ihrer Mandanten unterstützt. Das ist keine große Sache. Reine Routine. Aber vergessen Sie nicht, dass die Kanzleien der Gegenseite diese Sache ebenfalls als Goldgrube ansehen und die Fälle daher genau unter die Lupe nehmen. Ich werde nach einem Kardiologen in Chicago suchen, einem, dem wir vertrauen können, der Ihre Mandanten auf gesundheitliche Schäden untersucht. Er wird aus den Prozesskostenfonds bezahlt. Noch Fragen?«
    »Bis jetzt nicht«, sagte Wally. Es gefiel ihm zwar nicht, dass er auf die Hälfte des Honorars verzichten musste, aber er war froh, ab jetzt mit einer erfahrenen, kapitalkräftigen Kanzlei zusammenzuarbeiten. Für Finley & Figg würde schon noch genug übrig bleiben. Er musste an Oscar denken und konnte es gar nicht abwarten, ihm von der Gulfstream zu erzählen. »Wie sieht Ihre Schätzung für den Zeitplan aus?« Anders ausgedrückt: Wann kann ich mit Geld rechnen?
    Ein großer, genießerischer Schluck Wein,

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