Verteidigung
den Heimvorteil, daher übernahm sie blitzschnell die Kontrolle über die Besprechung. Sie nickte in Richtung Hotchkin und sagte: »Mr. Hotchkin und ich haben Ihren Vorschlag unserem Honorarausschuss vorgelegt. Mein Honorar beträgt tausend Dollar pro Stunde außerhalb des Gerichtssaals und zweitausend Dollar im Gerichtssaal, mit einem Vorschuss von fünf Millionen Dollar, der selbstverständlich nicht zurückgezahlt wird.«
Nicholas Walker handelte seit zwei Jahrzehnten Honorare mit Spitzenanwälten aus und war durch nichts mehr zu erschüttern. »Wie viel für die anderen Partner?«, fragte er gelassen, als könnte sein Unternehmen jede Summe zahlen, die sie von ihm verlangte. Was auch so war.
»Achthundert pro Stunde. Fünfhundert für angestellte Anwälte«, erwiderte sie.
»Einverstanden.« Alle Anwesenden wussten, dass die Kosten für die Verteidigung in die Millionen gehen würden. Die ersten Schätzungen von Walker und seinem Team gingen in Richtung fünfundzwanzig bis dreißig Millionen Dollar. Peanuts, wenn man davon ausging, auf mehrere Milliarden verklagt zu werden.
Nachdem die Kostenfrage geklärt war, kamen sie zum nächsten wichtigen Punkt. Nicholas Walker hatte das Wort. »Unsere Strategie ist einfach und zugleich kompliziert«, begann er. »Einfach, weil wir uns aus den vielen Fällen, mit denen wir überzogen werden, einen heraussuchen, einen einzelnen Fall, keine Sammelklage, und daraufdrängen, dass er vor die Geschworenen kommt. Wir wollen eine Verhandlung. Wir haben keine Angst davor, weil wir an unser Medikament glauben. Wir glauben – und das können wir auch beweisen –, dass die Studien, auf die sich die Sammelklagenhaie stützen, fehlerhaft sind. Wir sind davon überzeugt, dass Krayoxx genau das tut, wofür es entwickelt wurde, und dass es nicht zu einem höheren Risiko für einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall führt. Da sind wir uns sicher, so sicher, dass wir eine Jury wollen, hier in Chicago, der wir unsere Beweise vorlegen können, und zwar bald. Wir sind davon überzeugt, dass die Geschworenen uns glauben werden, und wenn die Geschworenen die Attacke auf Krayoxx abwehren, zu unseren Gunsten entscheiden, wird sich das Schlachtfeld entscheidend verändern. Offen gesagt glauben wir, dass die Sammelklagenhaie wie Blätter im Wind auseinandergetrieben werden. Sie werden aufgeben. Es wird vielleicht noch eine weitere Verhandlung, ein weiterer Sieg erforderlich sein, aber das bezweifle ich. Kurz gesagt, Ms. Karros, wir starten einen Überraschungsangriff mithilfe eines Geschworenenprozesses, und wenn wir gewinnen, gehen sie nach Hause.«
Sie hörte zu, ohne sich Notizen machen. Als er geendet hatte, sagte sie: »Das ist ziemlich einfach und beileibe nichts Neues. Warum Chicago?«
»Wegen des Richters. Harry Seawright. Wir haben jeden Richter in jedem Krayoxx-Fall recherchiert, und wir glauben, dass Seawright unser Mann ist. Bis jetzt hat er in Sammelklagen wenig Geduld gezeigt. Er hasst leichtfertig und vorschnell erhobene Klagen. Er nutzt seine Schnellverfahrensliste, um Fälle durch die Beweiserhebung zu peitschen und zur Verhandlung zu bringen. Er lässt nicht zu, dass Fälle Staub ansetzen. Sein Lieblingsneffe nimmt Krayoxx. Und was am wichtigsten ist, ein enger Freund von ihm ist der ehemalige Senator Paxson, der inzwischen ein Büro hier bei Rogan Rothberg hat, im zweiundachtzigsten Stock, glaube ich.«
»Wollen Sie damit etwa andeuten, dass wir einen Bundesrichter beeinflussen könnten?«, fragte sie, während ihre linke Augenbraue in die Höhe schoss.
»Natürlich nicht«, erwiderte Walker mit einem boshaften Grinsen.
»Und wie sieht der komplizierte Teil Ihres Plans aus?«
»Irreführung. Wir tun alles, um den Eindruck entstehen zu lassen, dass wir im Krayoxx-Verfahren einen Vergleich anstreben. Das ist nicht die erste Sammelklage, mit der wir es zu tun bekommen, und daher wissen wir inzwischen eine ganze Menge darüber. Wir verstehen die Gier der auf solche Fälle spezialisierten Kanzleien, die über jede Vorstellung hinausgeht. Wenn sie glauben, dass bald Milliarden auf dem Tisch liegen, werden sie noch mehr Klagen einreichen. Sollte ein Vergleich in greifbare Nähe rücken, wird die Vorbereitung auf eine Verhandlung in den Hintergrund treten. Warum sollte man sich auch vorbereiten, wenn es sowieso zu einem Vergleich kommt? Wir – Sie – dagegen arbeiten auf Hochtouren, um uns auf den Prozess vorzubereiten. So, wie wir das sehen, wird Richter Seawright die
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