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Verteidigung

Verteidigung

Titel: Verteidigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Massenhysterie werden«, stellte Walker fest.
    »Gehen wir es an«, sagte Massey.

26
    Wally saß im fünfzehnten Stock des Richard J. Daley Center in Downtown Chicago in einer Scheidungsverhandlung. Angesetzt war für diesen Vormittag Strate gegen Strate , eine von einem runden Dutzend schäbiger kleiner Scheidungen, die zwei Menschen, die nie hätten heiraten sollen, (hoffentlich) für immer trennen würden. Um die Dinge auseinanderzudividieren, hatten die beiden Wally engagiert, die gesamten siebenhundertfünfzig Dollar für eine einvernehmliche Scheidung hingeblättert und warteten nun nach sechs Monaten auf verschiedenen Seiten des Gangs darauf, dass ihre Sache aufgerufen wurde. Wally wartete ebenfalls und beobachtete dabei die Prozession der vom Ehekrieg mitgenommenen Paare, die ergeben zum Richtertisch trotteten, ehrfürchtig den Richter begrüßten, redeten, wenn ihre Anwälte es ihnen sagten, Blickkontakt mit dem jeweils anderen vermieden und nach ein paar deprimierenden Minuten den Saal als geschiedene Leute verließen.
    Wally stand mitten in einer Gruppe ungeduldiger Anwälte. Die Hälfte von ihnen kannte er. Die anderen hatte er nie zuvor gesehen. In einer Stadt mit zwanzigtausend Anwälten wechselten die Gesichter ständig. Es herrschte ein unerbittlicher Konkurrenzkampf. Jeden Tag dieselbe Tretmühle.
    Eine Frau weinte vor dem Richter. Sie wollte sich nicht scheiden lassen. Ihr Mann schon.
    Wally konnte es kaum erwarten, diese Szenen hinter sich zu lassen. Eines Tages in nicht allzu ferner Zukunft würde er hinter einem breiten Marmorschreibtisch in einem eleganten Büro in der Nähe der Innenstadt sitzen, weit weg von der schweißtreibenden Plackerei der unteren Ebenen der Juristerei, während zwei attraktive Sekretärinnen seine Telefonanrufe entgegennehmen und ein oder zwei Anwaltsassistenten die Knochenarbeit erledigten. Keine Scheidungen mehr, kein Alkohol am Steuer, keine Testamente, keine mageren Nachlässe, keine Mandanten, die nicht zahlen konnten. Er würde sich die Geschädigten aussuchen, die er vertreten wollte, und dabei dick Kohle machen.
    Die anderen Anwälte beäugten ihn misstrauisch, was ihm bewusst war. Von Zeit zu Zeit erwähnten sie Krayoxx. Neugierig, neidisch, manche in der Hoffnung, Wally möge Erfolg haben, weil sie sich mit ihm identifizierten. Andere wollten ihn scheitern sehen, als Bestätigung dafür, dass die tägliche Plackerei unausweichlich war.
    Das Handy in seiner Tasche vibrierte. Er griff danach, entzifferte Namen und Nummer des Anrufers, sprang auf und lief aus dem Saal.
    »Jerry, ich bin im Gericht«, sagte er, sobald er die Türen passiert hatte. »Was gibt’s?«
    »Große Neuigkeiten, mein lieber Wally«, flötete Alisandros. »Gestern habe ich mit Nicholas Walker achtzehn Löcher Golf gespielt. Sagt Ihnen der Name was?«
    »Nein, ja. Ich weiß nicht. Mit wem?«
    »Wir haben eine Runde auf meinem Golfplatz absolviert. Ich habe achtundsiebzig Schläge gebraucht, der arme Walker lag zwanzig Schläge darüber. Kein großer Golfer, fürchte ich. Walker ist der Leiter der Rechtsabteilung von Varrick Labs. Ich kenne ihn seit Jahren. Ziemlich aufgeblasen, aber ehrlich.«
    Es trat eine Pause ein, die Wally füllen musste, aber ihm fiel nichts Intelligentes ein. »Sie rufen doch nicht an, um mir zu erzählen, was für ein toller Golfer Sie sind.«
    »Nein. Ich rufe an, weil Varrick über einen Vergleich reden möchte. Keine Verhandlungen, aber immerhin Gespräche. Das ist die übliche Vorgehensweise. Sie machen die Tür einen Spalt weit auf. Wir bekommen einen Fuß in die Tür. Sie machen ein bisschen Theater. Wir machen ein bisschen Theater. Und hast du nicht gesehen, geht es ums Geld. Um viel Geld. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
    »O ja.«
    »Dachte ich’s mir doch. Hören Sie, Wally, bis zu einem Vergleich ist es noch ein weiter Weg. Packen wir’s an. Ich besorge die Ärzte für die Untersuchungen, das ist jetzt vorrangig. Sie müssen alles tun, um noch mehr Fälle aufzutreiben. Wahrscheinlich werden die Todesfalle zuerst geregelt. Wie viele haben Sie bis jetzt?«
    »Acht.«
    »Ist das alles? Ich dachte, es wären mehr.«
    »Acht, Jerry, und einer davon wird im beschleunigten Verfahren verhandelt. Sie wissen doch: Klopeck.«
    »Richtig, stimmt ja. Diese tolle Frau mit den endlosen Beinen vertritt die Beklagte. Schon wegen der Beine würde ich den Prozess gern selbst führen.«
    »Wenn Sie meinen.«
    »Auf jeden Fall müssen wir Gas geben. Ich melde mich heute

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