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Verteidigung

Verteidigung

Titel: Verteidigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Nachmittag mit einer Strategie. Es ist noch ein weiter Weg, aber wir haben einen Fuß in der Tür.«
    Wally ging in den Gerichtssaal zurück und wartete weiter. »Einen Fuß in der Tür. Einen Fuß in der Tür«, murmelte er dabei immer wieder vor sich hin.
    Game over. Das Spiel ist vorbei. Das hatte er sein ganzes Leben lang gehört, aber was bedeutete es bei einem großen Prozess? Warf Varrick das Handtuch, gab auf, um den Schaden zu begrenzen? Wahrscheinlich.
    Wally warf einen Blick auf die ausgemergelten, vom Leben enttäuschten Anwälte um ihn herum. Arme-Leute-Anwälte, die tagaus, tagein versuchten, ihre Honorare von Klienten zu bekommen, die selbst kein Geld übrig hatten. Arme Schweine, dachte er.
    Er konnte es kaum erwarten, DeeAnna davon zu erzählen, aber zuerst musste er mit Oscar reden. Und zwar nicht bei Finley & Figg, wo vertrauliche Gespräche ein Ding der Unmöglichkeit waren.
    Zwei Stunden später trafen sie sich in einer Pizzeria in der Nähe der Kanzlei. Oscar hatte einen harten Vormittag hinter sich: Er hatte versucht, den Streit sechs erwachsener Kinder um den praktisch nicht existenten Nachlass ihrer Mutter zu schlichten. Er brauchte einen Drink und bestellte eine Flasche billigen Wein. Wally, der mittlerweile seit zweihunderteinundvierzig Tagen trocken war, fiel es leicht, beim Wasser zu bleiben. Bei Tomaten mit Mozzarella fasste Wally sein Gespräch mit Jerry Alisandros zusammen und endete mit den dramatischen Worten: »Die Zeit ist gekommen, Oscar. Endlich ist es so weit.«
    Oscars Stimmung hob sich sichtlich, während er Wallys Bericht lauschte und sein erstes Glas schlürfte. Er brachte sogar ein Lächeln zustande, und Wally konnte geradezu sehen, wie sich seine Skepsis verflüchtigte.
    Oscar zückte einen Stift, schob den Salat beiseite und kratzte sich am Kopf. »Lass uns das noch mal durchrechnen, Wally. Ist ein Todesfall wirklich zwei Millionen wert?«
    Wally vergewisserte sich, dass sie nicht belauscht wurden. Die Luft war rein. »Ich habe das alles gründlich recherchiert. Ich habe mir Dutzende von Vergleichen bei Schadenersatzklagen gegen Pharmaunternehmen angesehen. Zuerst einmal müssen Haftung, Todesursache, Krankengeschichte, Alter des Verstorbenen, Einkommenskraft und so weiter ermittelt werden. Dann müssen wir herausfinden, was Varrick anbietet. Aber ich denke, eine Million ist das Minimum. Wir haben acht Fälle. Das Honorar beträgt vierzig Prozent. Davon geht die Hälfte an Alisandros, zuzüglich der Kosten für seine Gutachter. Das wären netto für unsere Kanzlei um die 1,5 Millionen.«
    Oscar kritzelte fieberhaft, obwohl er die Zahlen schon hundertmal gehört hatte. »Das sind Todesfälle. Die müssen doch jeder mehr als eine Million wert sein«, sagte er, als hätte er Dutzende solcher Verfahren abgewickelt.
    »Vielleicht zwei«, meinte Wally. »Dazu kommen all die anderen Fälle, bis jetzt vierhundertsieben. Nehmen wir an, davon bleibt nach der ärztlichen Untersuchung noch die Hälfte übrig.
    Ausgehend von ähnlichen Fällen – also Schadenersatzklagen gegen Pharmakonzerne – dürften hunderttausend Dollar für einen Mandanten mit leicht geschädigten Herzklappen eine vernünftige Zahl sein. Das wären zwanzig Millionen Dollar, Oscar. Unser Anteil läge bei rund 3,5 Millionen.«
    Oscar schrieb etwas, stockte, gönnte sich einen kräftigen Schluck Wein. »Sag mal, sind wir hier, weil du darüber reden willst, wie wir das Geld aufteilen? Du hast doch eindeutig Hintergedanken!«
    »Das ist eins von mehreren Themen, die wir dringend klären müssen.«
    »Was spricht gegen halbe-halbe?« Alle Honorarverhandlungen begannen mit gleichen Teilen für alle.
    Wally stopfte sich eine Tomatenscheibe in den Mund und kaute energisch darauf herum. »Gegen halbe-halbe spricht, dass ich auf Krayoxx gestoßen bin und mir Mandanten gesucht habe. Bisher habe ich neunzig Prozent der Arbeit gemacht. Bei mir im Büro liegen acht Todesfälle. Die anderen vierhundert sind oben bei David. Wenn ich mich nicht irre, hast du überhaupt keine Krayoxx-Mandanten.«
    »Du willst doch nicht etwa neunzig Prozent?«
    »Natürlich nicht. Hier ist mein Vorschlag. Vor uns liegt jede Menge Arbeit. Alle Fälle müssen von einem Arzt geprüft und bewertet werden. Vergessen wir alles andere – mich, dich, David –, und gehen wir’s an. Während wir die Klagen vorbereiten, halten wir gleichzeitig nach neuen Fällen Ausschau. Wenn erst einmal bekannt wird, dass ein Vergleich ansteht, wird sich jeder Anwalt

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