Vertrag ohne Extras
dass er bei ihrem Eintreffen noch nicht da gewesen war.
Also hatte sie sich doch nicht nur eingebildet, dass jemand im Zimmer gewesen war, und unbehaglich drehte sie das Kuvert hin und her. Es stand kein Name darauf, aber da er auf der Seite gelegen hatte, auf der sie zu schlafen pflegte, nahm sie an, dass er für sie bestimmt war, und öffnete ihn zögernd.
Mehrere zusammengeheftete Blätter kamen ihr entgegen, sie faltete sie auseinander, es war eine Kopie eines offiziell aussehenden Dokumentes, »Testament« stand als Überschrift auf der ersten Seite.
Mit immer größer werdendem Entsetzen überflog Kim den Inhalt, es waren etliche Paragraphen aufgeführt, das Ganze war in der üblichen juristischen Sprache verfasst. Obwohl der Text nicht immer leicht zu verstehen war, so begriff sie jedoch, dass Ryan offensichtlich einen guten Grund gehabt hatte, sie zu heiraten, und sie wurde blass.
Wieder und wieder las sie die Zeilen, solange bis die Buchstaben auf dem Papier zu einem grauen Brei verschwammen, und wieder und wieder hoffte sie, sie hätte etwas falsch verstanden oder übersehen. Aber auch nach mehrmaligem Durchlesen gab es keinen Zweifel, er hatte sie lediglich benutzt, um sich sein Erbe zu sichern.
»Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat, ich dachte schon, das nimmt überhaupt kein Ende«, seufzte Ryan gestresst, als er zur Tür herein kam. Dann fiel sein Blick auf Kim, die sich inzwischen angezogen hatte und reglos auf der Couch saß, und er lächelte. »Aber Schluss jetzt mit Geschäften und Firma.«
Er trat zur ihr und gab ihr einen liebevollen Kuss, dann holte er tief Luft.
»Kim, Liebling, ich muss mit dir reden«, begann er vorsichtig.
»Möchtest du vielleicht darüber mit mir sprechen?«, fragte sie tonlos und warf ihm den Brief vor die Füße.
Stirnrunzelnd bückte er sich nach dem Umschlag, hob ihn auf und warf einen kurzen Blick auf den Inhalt. Sein Gesicht wurde weiß wie die Wand.
»Wo hast du das her?«, fragte er entsetzt.
»Spielt das noch eine Rolle? Tatsache ist, dass ich es nicht von dir erfahren habe, dass ich dir vertraut habe und du mich nur benutzt hast«, sagte sie leise, und der Schmerz in ihrer Stimme traf ihn bis ins Mark.
»Kim, bitte hör mir zu. Ich weiß, dass das für dich wie ein Schlag ins Gesicht sein muss, aber es ist nicht so, wie es aussieht – nicht mehr.«
Sie antwortete nicht, starrte ihn nur an. Ryan setzte sich neben sie und nahm ihre Hände.
»Ich gebe zu, anfangs hatte ich wirklich vor, dich zu heiraten, um die Bedingungen dieses blöden Testaments zu erfüllen. Es erschien mir so einfach, du warst in finanziellen Schwierigkeiten, ich brauchte eine Frau und einen Erben, also warum nicht ein Geschäft abschließen, das uns beiden etwas nutzt.
Aber bereits nach kurzer Zeit habe ich gemerkt, dass das nicht so einfach war, wie ich es mir vorgestellt hatte, ich fing an Gefühle für dich zu entwickeln, und hatte immer mehr Gewissensbisse. An dem letzten Abend in unseren Flitterwochen habe ich dann endgültig gemerkt, dass ich mich so sehr in dich verliebt hatte, dass ich nicht in der Lage war, einfach so mit dir zu schlafen nur um ein Kind zu zeugen.
Zu diesem Zeitpunkt ist mir auch bewusst geworden, dass ich mich eigentlich schon lange vorher in dich verliebt hatte, genau genommen bereits an dem Abend, als wir uns in der Disco kennengelernt haben. Ich hätte dich sonst nie einfach so vor deiner Haustür geküsst, das ist nicht meine Art. Inzwischen weiß ich, dass ich dich auch nicht geheiratet hätte, wenn ich zu diesem Zeitpunkt nicht schon Gefühle für dich gehabt hätte, ich bin nicht so berechnend und kalt, wie du jetzt vielleicht denken magst.«
Er stockte und schaute sie an, streichelte sanft über ihre Finger, die sich eiskalt anfühlten.
»Und du erwartest, dass ich dir das glaube?«, fragte Kim kopfschüttelnd und zog abrupt ihre Hände weg. »Willst du mir wirklich weismachen, dass du irgendetwas für mich empfindest? Wenn es wirklich so ist, warum hast du mir nicht eher die Wahrheit gesagt? Du hättest es mir vor ein paar Wochen sagen können, als wir da zusammen im Auto saßen, aber du hast es vorgezogen, es für dich zu behalten, und verlangt, dass ich dir vertrauen soll.« Ihr Ton wurde zynisch. »Und ich muss sagen, Ryan Summer, herzlichen Glückwunsch, du hast es geschafft, mich so einzuwickeln, dass ich dir vertraut habe, dass ich mich in den letzten Wochen mehrmals am Tag zu dir ins Bett gelegt und mit dir geschlafen habe.
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