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Vertragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker?: Tragikomisches von unserem Körper und denen, die ihn behandeln (German Edition)

Vertragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker?: Tragikomisches von unserem Körper und denen, die ihn behandeln (German Edition)

Titel: Vertragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker?: Tragikomisches von unserem Körper und denen, die ihn behandeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Jötten
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ihr von schlaflosen Nächten. «Ich bin schweißgebadet aufgewacht, mein Herz …» In diesem Moment klingelte ihr Handy. Sie entschuldigte sich nicht, dass sie es nicht ausgeschaltet hatte, nein, und sie drückte den Anrufer auch nicht weg. Sie ging ran – und verschwand plaudernd im Nebenraum! Als ich ihr gerade von meinem Herzrasen erzählen wollte! «Vielen Dank für Ihr Interesse, Frau Doktor!», hätte ich ihr hinterherrufen sollen. Hab ich aber nicht.
    Eine Freundin von mir, die eine Psychotherapie macht, hat mir erzählt, dass ihre Therapeutin, während sie ihre Traumata schildert, auch manchmal ans Telefon geht. Was kommt als Nächstes? Dass Ärzte und Therapeuten sagen: «Super Story, ich schalte mal eben die Gegensprechanlage an, damit das Wartezimmer mithören kann!»?
    Zum Glück gibt es auch andere Menschen in Heilberufen, zum Beispiel meine Augenärztin. Als ich das erste Mal in ihre Praxis kam, sagte sie: «Sie haben aber eine schöne Brille!» – «Vielen Dank», antwortete ich, «die habe ich schon über zehn Jahre.» – «Ja, wenn man Geschmack hat, muss man nicht ständig eine neue aussuchen», sagte sie und lächelte mich an. Dann untersuchte sie meine Augen. «Beachtlich! Keine Verschlechterung der Sehstärke – und das nach zehn Jahren!»
    Wenn es mir mal ganz schlechtgeht, mache ich einen Termin bei ihr aus.
    «Die größten Defizite haben Ärzte in der Kommunikation.»
    Maria Eberlein-Gonska, Medizinerin und Leiterin der Abteilung Qualitätsmanagement am Uniklinikum Dresden, über schlechtes Benehmen von Ärzten.

    Natürlich ist es nicht akzeptabel, wenn ein Arzt beginnt zu telefonieren, während man bei ihm in Behandlung ist, ohne Erklärung oder Entschuldigung. Mir ist das selbst schon bei Kollegen passiert – ganz schlechtes Benehmen. Das signalisiert ein verletzendes Desinteresse. Unsere Mediziner sind heute fachlich sehr gut ausgebildet. Die größten Defizite haben sie aber offenbar in der Kommunikation. Eine Studie vom Institut für Demoskopie in Allensbach ergab, dass fast die Hälfte der Patienten beklagt, ihnen würde nicht erklärt, warum sie wie behandelt werden. Mehr als ein Viertel vermisst ausdrücklich das Einfühlungsvermögen, ein Fünftel der Befragten empfand die Ärzte sogar als herablassend.
    Dabei hat schon Hippokrates zu seinen Schülern gesagt, dass liebende Fürsorge und die interessierte Anteilnahme zu einer guten Patientenbehandlung gehören. Nichtsdestotrotz entstand erst in den letzten Jahren das Bewusstsein, dass neben dem naturwissenschaftlichen Wissen auch die soziale Kompetenz für einen Arzt wichtig ist. Sie kann in vielen Fällen den Heilungserfolg positiv beeinflussen. Heute gibt es in der Mediziner-Ausbildung zum Glück Kurse zur Arzt-Patienten-Kommunikation. Zu mangelnder Kommunikation kommt es aber auch, weil der Druck im Gesundheitswesen größer geworden ist. Ärzte arbeiten teilweise wie im Hamsterrad. Trotzdem heißt das nicht, dass man sich schlecht benehmen muss. Ich kann nur jeden ermutigen: Wenn ein Arzt unfreundlich ist, wenn er in der Kommunikation Fehler macht, wenn er während des Gesprächs ans Telefon geht – sprechen Sie ihn drauf an. Ich bin sicher, in den meisten Fällen wird er sein Fehlverhalten erkennen und beim nächsten Mal versuchen, es besser zu machen.

JENS LUBBADEH

In die Spange genommen
    Wie mein Kieferorthopäde wertvolle Jahre meiner Kindheit zerstörte.
    «Gib die Spange gefälligst zurück, wenn du sie nie trägst!», brüllte mich der Kieferorthopäde an. Sein Kopf war knallrot. Auffordernd hielt er mir seine flache Hand vors Gesicht. Ich sagte kein Wort, nahm die Doppelkieferspange aus dem Mund und legte das eingespeichelte Gebilde aus Kunststoff und Draht auf seine fleischige Hand. Wie oft hatte ich mit ihr in meinem Mund herumgefuhrwerkt. Einmal hatte ich sogar reingebissen. Aus Versehen natürlich. Der Kieferorthopäde schaute verblüfft auf die Spange. Damit hatte er offenbar nicht gerechnet. «Ähm. Vielleicht versuchen wir es doch noch mal», stammelte er. Er gab sie mir zurück. «Aber du musst sie auch wirklich regelmäßig tragen.»
    In diesem Moment verlor ich jeglichen Respekt vor diesem Menschen. Erst kleine Kinder anbrüllen, aber dann, wenn der Einnahmeeinbruch droht, einknicken. Was für ein jämmerlicher Opportunist!
    Bei ihm habe ich einige der schlimmsten Stunden meines Lebens verbringen müssen. Es begann schon mit dieser widerlichen zementartigen Paste, in die ich minutenlang beißen musste,

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