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Vertragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker?: Tragikomisches von unserem Körper und denen, die ihn behandeln (German Edition)

Vertragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker?: Tragikomisches von unserem Körper und denen, die ihn behandeln (German Edition)

Titel: Vertragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker?: Tragikomisches von unserem Körper und denen, die ihn behandeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Jötten
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die Gesundheit. Das Ergebnis war vernichtend: «Es verstärkt sich der Eindruck, dass eine große Kluft zwischen der praktischen Anwendung kieferorthopädischer Maßnahmen und der wissenschaftlichen Erforschung ihrer Wirksamkeit existiert», schreiben die Autoren. «Die Frage, ob sich durch die Anwendung von festsitzenden Apparaten im Rahmen einer kieferorthopädischen Maßnahme eine langfristige Verbesserung des Mundgesundheitszustands ergibt, kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht beantwortet werden.» Außerdem gebe es keinerlei wissenschaftliche Basis dafür, was als kranker Zustand zu betrachten sei und was nicht.
    Bei lediglich fünf Prozent der Bevölkerung bestehe eine Krankheit oder Fehlbildung, sagen kritische Kieferorthopäden. Folglich ist die große Mehrheit der Zahnspangen-Behandlungen eine rein kosmetische Angelegenheit, und wir gesetzlich Versicherten finanzieren ihnen dies. Experten kritisieren außerdem, dass «leider immer noch viele Menschen, sogar etliche Zahnärzte, glauben, dass die kieferorthopädische Behandlung mit einer Zahnspange bei Erwachsenen extrem risikoreich oder gar unmöglich wäre». Dabei berge die Behandlung von Erwachsenen keine größeren Risiken als diejenige von Kindern und Jugendlichen. Der Grund dafür dürfte ein rein finanzieller sein: Nur bis zum 18 . Lebensjahr zahlen die Krankenkassen die Behandlung. Ein kritischer Erwachsener wird es sich hingegen dreimal überlegen, ob er für eine zweifelhafte Behandlung tief in die Tasche greift.

FREDERIK JÖTTEN

Superman statt Hodenkrebs
    Für Frauen gibt es Programme zur Früherkennung von Brust- und Gebärmutterhalskrebs – aber wer untersucht Männer auf Hodentumoren? Höchste Zeit für einen Besuch beim Männerarzt.
    Lance Armstrong macht mich fertig. Jedes Mal, wenn ich seinen Namen höre – und das war verdammt oft in den letzten Jahren –, spüre ich ein Ziehen in meinen Hoden. Wer es schon vergessen hat: Bevor der US -Radprofi zum König der Doper wurde, hatte er Hodenkrebs – mit 28 ! Eine Erkrankung, die nicht nur einen sehr sensiblen Teil des männlichen Körpers betrifft, sondern auch tödlich sein kann und die häufigste Tumorerkrankung bei Männern zwischen 20 und unter 40 ist.
    Ich bin einige Jahre älter als Armstrong zum Zeitpunkt seiner Erkrankung und damit voll in der Gefahrenzone. Noch nie hat ein Arzt meine Hoden abgetastet – warum eigentlich nicht? Frauen haben ihren Frauenarzt, der Brust und Gebärmutter regelmäßig auf krankhafte Veränderungen untersucht – und was haben wir Männer? Nichts! Wo bleibt da die Gleichberechtigung? In unseren Geschlechtsteilen könnte der Krebs wuchern, ohne dass das irgendjemand bemerken würde! Bei diesem Gedankengang wird aus dem leichten Hodenziehen ein stechender Schmerz. Ich muss schnell zum Arzt – und zwar zum Männerarzt. Ich habe mir diese Fachrichtung nicht ausgedacht, es gibt sie wirklich, auch wenn sie nicht sehr bekannt ist. Die Mediziner dieser Sparte nennen sich Andrologen. Viele sind gleichzeitig Urologen.
    Ich suche einen im Internet und vereinbare einen Termin. Bei der Anmeldung habe ich das Gefühl, dass die Sprechstundenhilfen süffisant lächeln. Wahrscheinlich denken sie, dass ich Potenzprobleme habe. Als ich zum Arzt ins Zimmer komme, macht er das mulmige Gefühl gleich wieder wett. Er blickt auf meine Patientenakte, dann in mein Gesicht. «Guten Tag, stimmt das Geburtsdatum hier?», sagt er. «Sie sehen zehn Jahre jünger aus.» Die charmante Begrüßung gehört wohl dazu bei einem Männerarzt, und ich muss gestehen: Sie tut mir sehr gut. Ich vergesse sogar kurz mein Hodenreißen.
    «Womit kann ich Ihnen helfen?», fragt der nette Androloge. «Ich habe da so ein Ziehen im Hoden, ich wollte einfach mal zur Kontrolle kommen», antworte ich. «Immerhin hatte Lance Armstrong in meinem Alter schon Hodenkrebs.» Ich ziehe mich aus, er tastet meine Hoden ab. «Alles in Ordnung», sagt er. Ich bin sehr erleichtert. Unvermittelt trifft mich seine nächste Frage: «Mit der Manneskraft alles okay?» Erschreckt antworte ich: «Ja!» Wahrscheinlich zu erschreckt, denn zwei Minuten später, während ich mich für einen Ultraschall der Blase auf die Pritsche lege, fragt er noch mal: «Mit der Potenz alles klar?» Langsam kommen mir schon Zweifel, ob bei mir wirklich alles okay ist. «Damit ist alles in Ordnung», sage ich mit betont fester Stimme. Endlich wirkt es, als ob er mir glaubt.
    «Ja, Sie sind doch so ein Frauentyp», sagt er. Ich lächle

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