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Vertragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker?: Tragikomisches von unserem Körper und denen, die ihn behandeln (German Edition)

Vertragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker?: Tragikomisches von unserem Körper und denen, die ihn behandeln (German Edition)

Titel: Vertragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker?: Tragikomisches von unserem Körper und denen, die ihn behandeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Jötten
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verlegen. Wann macht ein Arzt einem solche Komplimente? Hat er das Gefühl, mich aufbauen zu müssen? Es gibt viele Studien, die beweisen, wie wichtig die Kommunikation zwischen Mediziner und Patienten ist. Zum ersten Mal merke ich, welche positiven Auswirkungen ein Arztbesuch haben kann. Kein Gedanke mehr an Hodenkrebs, ich fühle mich auf einmal wie Superman!
    Nachdem der Arzt mich mit diesem Hochgefühl ausgestattet hat, nutzt er die Zeit noch für eine unpopuläre Botschaft. «Alles in Ordnung bei Ihnen, trotzdem sollten Sie, gerade in diesen kalten Tagen, ein bisschen auf Ihr Urogenitalsystem aufpassen», sagt er. «Auch wenn das in Ihrer Generation nicht sehr beliebt ist: Ziehen Sie lange Unterhosen an, man verkühlt sich schnell die Blase – da sind wir Männer empfindlich.»
    Auf dem Nachhauseweg wundere ich mich, dass mich, Superman, statt zehn Frauen nicht eine einzige anspricht. Aber vielleicht fehlen mir dafür einfach noch die langen Unterhosen.
    «Einmal im Monat Hoden tasten.»
    Hans-Christian Schuppe, Medizin-Professor und Männerarzt an der Universität Gießen, über die richtige Vorsorge.

    Die Männerheilkunde ist das Pendant zur Frauenheilkunde, Andrologen behandeln Hormonstörungen beim Mann, Störungen der Sexualfunktionen, Erkrankungen im Bereich der Brustorgane, Möglichkeiten der Verhütung auf Seiten des Mannes – und vor allem Störungen der Zeugungsfähigkeit.
    Es muss nicht jeder jüngere Mann jedes Jahr zum Andrologen. Ein Bedarf besteht trotzdem: Weil es die Wehrpflicht nicht mehr gibt, fällt die Musterungsuntersuchung aus. Es gibt also nach dem Ende der kinderärztlichen Versorgung keine Untersuchung mehr, die alle jungen Männer mitmachen und während der Auffälliges, wie ein Hodenhochstand oder Krampfadern im Hodensack, bemerkt würden.
    Ab dem 40 . Lebensjahr sollte die Prostata alle zwei Jahre kontrolliert werden, bei bestimmten Risikofaktoren jährlich, etwa, falls Prostataerkrankungen in der Familie vorgekommen sind. Wenn man Beschwerden an den Urogenitalorganen hat, sollte man natürlich sowieso zum Arzt gehen. Einmal im Monat sollte man seine Hoden abtasten. Sie sind im Hodensack beweglich und lassen sich gut durch die Haut spüren. Die Oberfläche ist glatt; seitlich anliegend kann man die Nebenhoden fühlen. Bei einem Hodenkrebs gibt es verhärtete Stellen, oder der gesamte Hoden ist verhärtet, meist auch vergrößert. Ein Urologe oder ein Androloge kann klären, ob es gefährlich ist. Das tut nicht weh, Abtasten und eine Ultraschalluntersuchung reichen aus.

FREDERIK JÖTTEN

Blindlings durchs Leben
    Brille verloren, schneller Ersatz muss her. Aber was, wenn man zu entscheidungsschwach für einen neuen Rahmen ist, zu ungeschickt für Kontaktlinsen und angeblich zu alt fürs Augenlasern?
    Im Nachhinein ist es erstaunlich lange gutgegangen, dieses Leben auf der Überholspur, ohne Netz und Sicherheitsgurt. Ich spreche von meinen zehn Jahren ohne Ersatzbrille. Das ist für einen Brillenträger, der keine Kontaktlinsen hat, so, wie 200 Kilometer pro Stunde ohne Bremse zu fahren oder wie Fallschirmspringen ohne Rettungsschirm – für Brillenträger gelten eben andere Maßstäbe.
    Ehrlich gesagt, lebte ich so nicht etwa aus Mut, sondern aus Unfähigkeit, mich für einen neuen Rahmen zu entscheiden. Ich mochte meine Brille, sie war altmodisch, irgendwann sogar so sehr, dass ein Freund sagte, sie sei jetzt wieder modern. Es war klar, dass es nicht ewig so weitergehen konnte, und jetzt ist es vorbei: Meine Brille ist zerbrochen, das Gestell wird nicht mehr hergestellt – und ich habe keine Zeit zu trauern. Ich brauche was gegen meine Kurzsichtigkeit, sonst finde ich nicht mal mehr die Küche.
    Ich kann nicht mehr Auto fahren, keine Anzeigentafeln mehr lesen – und am schlimmsten: Ich erkenne Menschen nicht, die weiter als drei Meter von mir entfernt stehen. Ich gehe durch die Stadt und starre eine Frau an. Ist das vielleicht Steffi? Könnte sein, aber ich muss näher ran. Als ich einen knappen Meter vor ihr stehe, erkenne ich, sie ist es doch nicht, und sage: «Äh, äh, sorry, ich habe dich verwechselt.» Es ist schrecklich, schlecht zu sehen, ich hatte das vergessen. Durch einen diffusen Nebel wandele ich zu meiner Augenärztin.
    Die Augenärztin ist eine Dame um die 60 , die das R rollt wie ein weiblicher Marcel Reich-Ranicki. «Zehn Jahre dieselbe Brille?» Sie klingt, als müsse ich verrückt sein. «Da müssen wir mal die Augen testen.» Ich lese also Zahlenfolgen, die

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