Vertragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker?: Tragikomisches von unserem Körper und denen, die ihn behandeln (German Edition)
auch nicht gleich wegen ein bisschen Kryptonit abgenippelt.
Weil ich keinen großen Glasbehälter habe, fülle ich alle Trinkgläser, die ich besitze. Auf ihnen bildet sich eine Schaumkrone wie auf vielen, kleinen Weizenbieren. Was jedoch im Sieb hängen bleibt, sieht aus wie eine Nachgeburt.
Schließlich ist nur noch die Qualle im Glas. Sie ist kaum wiederzuerkennen, umgeben von schwarzem, haarigem Glibber. Laut Anleitung soll das ganz normal sein. Wenn man möchte, kann man den Pilz putzen. Ich möchte nicht, aber ich muss. Ich nehme die Alienqualle in die Hand und spüle sie unter dem Wasserstrahl ab. Ihre Hülle bricht auf, und darunter kommt ein weiß-durchsichtiges Quallenbaby zum Vorschein. Es wird eine neue Kombucha-Kolonie begründen.
Ich atme tief durch, nehme mir eins der Gläser. Ich schließe die Augen und trinke einen kleinen Schluck. Und … – es schmeckt vorzüglich, geschmacklich irgendwo zwischen Bionade, Cidre und Malzbier. Ja, es hat sich gelohnt, ein Alien ins Haus zu holen. Warum nur habe ich plötzlich so Lust auf ein Stück Zucker?
Wie gesund ist Kombucha?
Der Kombucha-Pilz ist eine Kolonie aus symbiotischen Hefepilzen und Essigsäurebakterien. Letztere verstoffwechseln den von der Hefe produzierten Alkohol zu verschiedenen Säuren.
Kombucha wird immer wieder eine besonders gesundheitsfördernde Wirkung zugeschrieben. Er soll angeblich das Immunsystem stärken, bei der Entgiftung des Körpers helfen, manche Alternativheiler behaupten gar, er könne Krebs heilen. «Die therapeutische oder gesundheitsvorbeugende Wirkung von Kombucha ist wissenschaftlich nicht nachgewiesen», sagt indes die Deutsche Gesellschaft für Ernährung ( DGE ). Umgekehrt kann man mit selbstgebrautem Kombucha seiner Gesundheit schaden, wenn man nicht hygienisch arbeitet. «Daher sollten immungeschwächte Personen – wenn überhaupt – auf kommerzielle Produkte zurückgreifen, da diese zumeist hitzebehandelt sind.»
JENS LUBBADEH
Der verhütete Mann
Warum ist Verhütung eigentlich noch immer Frauensache? Die Pille für den Mann muss her!
Die Pille war in den 60 er Jahren eine Revolution für die Frauen – und übrigens auch für uns Männer. Aber eine, die ihren Preis hat: in Form von Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme, Hirnschlägen, Thrombosen oder Lungenembolien. Und den zahlen offenbar nur die Frauen. Stellt sich die Frage: warum eigentlich? Warum ist Verhütung, Jahrzehnte später, immer noch überwiegend Frauensache?
Das Problem ist, dass wir Männer wenig Alternativen haben. Kondome gibt es zwar schon seit Jahrhunderten. Doch obwohl seit ihren ersten Prototypen aus Schafsdärmen oder alten Socken die Materialtechnik glücklicherweise Fortschritte gemacht hat, sind sie noch immer keine hundertprozentig verlässliche Option. Das jedenfalls zeigen Auswertungen von Paaren, die sich nur auf Gummis verlassen. Obendrein sind Kondome ungeliebte Spaßbremsen.
Zweite Möglichkeit: Vasektomie, die Durchtrennung der Samenleiter. Sie ist allerdings eine Lebensentscheidung und nicht zuverlässig reversibel.
Die Pille für den Mann muss also her. Eigentlich gibt es sie auch schon: Das Kombipräparat aus Testosteron und Gestagen wirkt, wie 2011 eine große Studie der WHO zeigte. Allerdings wurde die Studie abgebrochen – angeblich hatte die Pille zu viele Nebenwirkungen. Es heißt, dass zehn Prozent der Männer über Depressionen klagten. Für die Entwicklung der Männerpille war das ein schwerer Schlag. Experten glauben sogar: Es war der finale.
Denn: Keiner will die Pille. Zum einen sind da die finanziellen Interessen einzelner Gruppen, denen die Einführung der Pille zuwiderläuft, die der Pharmaindustrie, der Gynäkologen und Urologen, die sehr gut an den lukrativen Vasektomien verdienen und keine Lust haben, sich den gleichen Ärger mit Nebenwirkungen einzuhandeln wie ihre Kollegen mit der Frauenpille. Zum anderen wollen aber auch wir Männer sie offenbar nicht wirklich. Depressionen? Kennen Frauen von ihrer Pille seit Jahrzehnten als eine der möglichen Nebenwirkungen. Ebenso wie Gewichtszunahme, Libidoverlust, Zwischenblutungen und, ach ja, Thrombosen, Lungenembolien und Hirnschläge. Trotzdem nehmen Frauen die Pille.
Der Grund, warum wir Männer in diesem Punkt offenbar solche Weicheier sind: Verhütung ist für uns keine existenzielle Angelegenheit. «Eine Frau kann an einer Schwangerschaft sterben», sagt Eberhard Nieschlag, ehemaliger Direktor des Instituts für Reproduktionsmedizin der Universität
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