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Vertragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker?: Tragikomisches von unserem Körper und denen, die ihn behandeln (German Edition)

Vertragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker?: Tragikomisches von unserem Körper und denen, die ihn behandeln (German Edition)

Titel: Vertragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker?: Tragikomisches von unserem Körper und denen, die ihn behandeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Jötten
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Verkäuferin. Ja, sagte ich und freute mich. Aber es war leider das letzte Mal in diesem Monat, dass meine Dusseligkeit durch Glück kompensiert werden sollte.
    Eine Woche später ließ ich meine Sonnenbrille irgendwo liegen, wahrscheinlich im Zug. Keine Ahnung, wie das passieren konnte, ich schaue eigentlich, bevor ich aussteige, immer noch auf und unter den Sitz und in jede Ritze. Eine weitere Woche später verlor ich meinen Sonnenhut, wieder keine Ahnung, wie das passieren konnte, wo ich doch den Schulterblick fest in meine Gewohnheiten eingebaut habe. Dann der Gipfel: Ich ziehe am Geldautomaten 200 Euro und nehme meine Karte aus dem Schlitz, das Geld lasse ich aber zur Sicherheit stecken. Sehr zur Freude des nächsten Kunden, die 200 Euro sind bei der Abrechnung des Automaten nicht mehr aufgetaucht. Videoüberwachung gab es auch nicht.
    Nun muss ich sagen, dass schon aus meiner Grundschulzeit zumindest eine Woche des Vergessens überliefert ist. Meine Mutter erzählt, dass ich binnen einer Woche mal fünf Jacken im Schulbus vergaß. Sie sei ständig damit beschäftigt gewesen, meine Sachen wieder zu besorgen. Noch heute wirkt sie gestresst, wenn sie davon erzählt. Zeigte sich damals schon eine Veranlagung für Vergesslichkeit?
    Irgendwann zwischen Grundschule und heute muss es besser gewesen sein mit meiner Vergesslichkeit, aber vielleicht habe ich auch einfach vergessen, wie schlimm es in der Zwischenzeit war – woher soll ich das wissen?
    Jetzt überlege ich, mir ein Haushaltsbuch zu besorgen. Andere machen das, um herauszukriegen, wie viel sie im Monat fürs Alter sparen können, für einen Urlaub, für einen Mercedes. Ich muss es tun, damit ich, nach Abzug der Fixkosten für vergessene Sachen, berechnen kann, wie viel mir noch zum Leben bleibt. Die anderen legen zurück, ich lasse liegen. Aber es gibt Schlimmeres als die materiellen Verluste. Manchmal fallen mir auch Wörter nicht mehr ein, neulich, am Tag nach einer Party, hatte ich sogar die PIN meines Handys vergessen! Könnten das Frühzeichen einer Demenz sein? Könnten sich die paar Räusche meines Lebens zu einem Hirnschaden summiert haben?
    Beim Arzt war ich noch nicht damit. Aber meine Mutter hatte vor zwei Jahren einen Termin beim Neurologen. Sie erzählte ihm, sie sei vergesslich in letzter Zeit. Daraufhin legte er ihr Karten vor die Nase, die aussahen wie aus einem Kindergarten-
Memory
-Spiel, und fragte, was sie sehe – auf den Karten waren ein Haus, ein Apfel und eine Maus abgebildet. Sie ist entrüstet gegangen. Ich bin ziemlich sicher, dass Ärzte mit dieser exakten Methode auch bei mir nichts feststellen würden. Im Moment hoffe ich einfach, dass ich nur diesen Monat schnell vergessen werde.
    «Die ersten Anzeichen sind ähnlich.»
    Johannes Kornhuber, Direktor der Psychiatrischen Klinik der Universität Erlangen, erklärt, welche frühen Anzeichen es für Demenz gibt.

    Wenn man älter wird, wird man vergesslicher, das deutet nicht zwangsläufig auf eine Demenz hin. Aber sobald man sich selbst größere Sorgen um sein Gedächtnis macht oder aus dem Umfeld auf eine verstärkte Vergesslichkeit hingewiesen wird, sollte man zum Arzt gehen. Der wird fragen: Wie ist der Nachtschlaf? Sind Sie am Morgen erholt? Haben Sie beruflich oder familiär Stress, sodass Sie gedanklich abgelenkt sind? Und er wird verschiedene Tests mit Ihnen durchführen. Mit einer Kombination aus dem Gespräch und den Tests können kleinere Einschränkungen diagnostiziert werden. Falls das auch noch nicht zur Klärung führt, können weiter gehende Untersuchungen Klarheit bringen, wie die Untersuchung des Nervenwassers oder des Gehirns mit bildgebenden Verfahren.
    Das Risiko, an einer Demenz zu erkranken, ist leicht erhöht, wenn ein enger Verwandter dement ist oder war. Viel größeren Einfluss aber hat die Lebensweise. Übergewicht, Diabetes und Bluthochdruck sind Risikofaktoren. Um vorzubeugen, sollte man sich mediterran ernähren, also viel Obst, Gemüse und Fisch essen – und pflanzliche Öle statt tierischer Fette. Außerdem ist Bewegung wichtig.
    Die Daten zu Alkohol sind uneinheitlich. Es gibt Studien, die besagen, dass Alkoholkonsum das Risiko für eine Demenz erhöht, andererseits gibt es Daten, die nahelegen, dass eine geringe Dosis Alkohol pro Tag einer Demenz vorbeugt. Wir empfehlen keinem Patienten, deshalb mit dem Trinken anzufangen. Die Gedächtnisprobleme nach Alkoholgenuss, die viele Menschen kennen, sind jedenfalls kurzfristige Effekte. Alkohol

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