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Vertragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker?: Tragikomisches von unserem Körper und denen, die ihn behandeln (German Edition)

Vertragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker?: Tragikomisches von unserem Körper und denen, die ihn behandeln (German Edition)

Titel: Vertragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker?: Tragikomisches von unserem Körper und denen, die ihn behandeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Jötten
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verschlechtert den Schlaf, es entstehen giftige Stoffe im Körper, Acetaldehyd zum Beispiel. Am nächsten Tag kann die Gesamtleistung des Körpers, unter anderem auch die Gedächtnisleistung, reduziert sein.

JENS LUBBADEH

Verspätete Nachbarschaftshilfe
    Seit Tagen riecht es im Hausflur unangenehm. Und warum ist der Nachbar plötzlich so still?
    Ich hatte einmal zwei Nachbarn: Den einen sah ich nie, den anderen zu oft. Der Einfachheit halber will ich sie in Anlehnung an das Binärsystem Nachbar 0 und Nachbar 1 nennen. Nachbar 0 ist natürlich der, den ich nie zu Gesicht bekam.
    In meiner Wohnung hörte ich immer wieder diese Schreie: «Lass mich in Ruhe!», «Hör endlich auf!», «Geh weg!».
    Sie traten unregelmäßig auf. Als ich gerade frisch eingezogen war, dachte ich zunächst, dass sich da ein Pärchen stritt. Bis mir auffiel, dass immer nur er schrie. Was für ein Tyrann, dachte ich.
    Eines Morgens traf ich Nachbar 1 . «Hören Sie eigentlich auch immer diese Schreie?», fragte ich ihn. «Ach die …» Er grinste.
    «Warum schreit der immer so?»
    «Der hat 20 Jahre lang mit seiner Mutter zusammengelebt.»
    «Aber man hört immer nur ihn.»
    «Das war früher anders.»
    «Und warum schreit jetzt nur noch er?»
    «Na ja, sie ist schon seit einigen Jahren tot.» Nachbar 1 machte eine kreisende Bewegung mit seinem rechten Zeigefinger seitlich vor der Stirn.
    Von da an sah ich die Schreie mit anderen Augen, beziehungsweise hörte sie mit anderen Ohren. Trotzdem nervten sie – und wurden schlimmer. Einmal so schlimm, dass ich mir ein Herz fasste und bei Nachbar 0 klingelte. Er öffnete nicht, hörte aber auf zu schreien. Ein andermal sah ich ihn sogar, wie er gerade vom Einkaufen kam. Er war sehr groß und sehr übergewichtig. Er schlüpfte schnell in seine Wohnung. Meinen Gruß erwiderte er nicht.
    Es wurde Sommer und warm. In diesen Tagen war ich froh darüber, im Erdgeschoss zu wohnen. Ich war sogar froh über die Unart meiner Nachbarn, ständig die Haustür offen zu lassen, weil so immer ein frischer Wind hereinwehte.
    Eines Samstagmorgens stand ich gerade mit einem Kaffee in meiner Küche, als er wieder schrie. Aber dieses Mal war es nur ein gutturaler Schrei. Es klang ein bisschen so, wie wenn man bei dem C 64 -Spiel
Impossible Mission
mit dem Männchen in ein Loch fällt. Ich wunderte mich, denn normalerweise brüllte er ja Botschaften an seine tote Mutter. Gut, vielleicht hat er sich dieses Mal einfach nur auf den Daumen gehauen. Auch Verrückte machen mal Handwerkerarbeiten. In den Tagen danach war es herrlich ruhig, mein Nachbar hielt die Klappe, der Sommer war in vollem Gange, nur nachts wurde es immer recht kühl, weswegen ich die Haustür regelmäßig schloss.
    Am Dienstag bemerkte ich den Geruch zum ersten Mal. Ein süßlicher, eindringlicher Geruch. Verwesendes Fleisch, keine Frage. Da sich gleich neben meiner Wohnungstür die Kellertreppe befindet, war meine erste Vermutung: eine tote Ratte.
    Es wurde schlimmer. Keine Ratte kann so stinken, dachte ich. Es musste eine der Nachbarskatzen sein, die immer auf meiner Terrasse herumstromerten. Ich öffnete die Haustür jetzt regelmäßig, sonst war der Geruch nicht mehr zu ertragen.
    Freitag zog der Gestank bis in meine Wohnung. Und plötzlich fielen die Puzzleteile in meinem Hirn wie auf einen Schlag zusammen: Verwesungsgeruch. Der seltsame Schrei vor einer Woche. Die unnatürliche Stille danach. War Nachbar 0 etwa …? Nein, dachte ich. So etwas passiert doch nicht wirklich. So etwas liest man nur in der
Mopo
und
Bild
oder sieht es auf RTL .
    Ich rief die Hausverwaltung an. Es war Freitagabend. Man wimmelte mich ab, sagte mir, dass der Geruch von Nachbar 1 käme, er hätte schon früher in seiner Wohnung unerlaubt Müll gehortet. Am Montag wolle man ihm einen Brief schicken. «Montag? Das ist zu spät!», sagte ich verzweifelt. «Dieser Geruch ist nicht mehr zu ertragen. Sie müssen handeln! Jetzt!» Nein, beharrten die Hausverwalter, Montag.
    Ich klingelte bei Nachbar 1 , um die Müll-Hypothese zu überprüfen. War er etwa ein Messie? Von Menschen, die mit 500 Pizzakartons und/oder Wellensittichen zusammenwohnen, hörte man ja oft genug. Auch aus der
Mopo
, der
Bild
, bei RTL . Er öffnete, ich nahm eine tiefe Nase – kein schöner Geruch, nein, aber definitiv auch nicht die Quelle des Gestanks. Hinter ihm waren auch keine Wellensittichschwärme zu erkennen. Ich fragte Nachbar 1 , ob er den üblen Gestank denn auch rieche. Er schnüffelte mehrmals

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