Vertraglich Verpflichtet (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte, Teil 1) (German Edition)
Nacht-Teams kann den Ring nicht finden und um 06:00 Uhr
fahren beide (getrennt) zum Flughafen. Falls sich der Ring anfindet, bitte an Frau
Sullivan schicken.
Mal wieder der ganz normale Wahnsinn. Gegen halb acht tauchten dann auch
schon die Eheleute Tanaka auf, und wie befürchtet verlangten sie, mit Daniel zu
sprechen.
»Miss, ich verstehe gar nicht, wieso Sie sich so unkooperativ verhalten.
Wir sind hier Gäste und haben das gute Recht, jederzeit den Eigentümer zu
sprechen, ob es dem jetzt passt oder nicht!«, keifte Frau Tanaka.
Ich wusste nicht genau, wie solche Forderungen gehandhabt wurden, konnte
mir aber kaum vorstellen, dass Daniel persönlich in die Tagesgeschäfte seiner
Hotels verwickelt war. »Verzeihen Sie bitte die Umstände, aber wenn Sie mir
sagen, wie ich Ihnen helfen kann, dann werde ich das gern tun.« Bei meiner
Antwort musste ich mich zwingen, nicht ständig auf die giftgrünen Haare von
Frau Tanaka zu starren, die sie sich wohl durch ihren nächtlichen Schwimmbadbesuch
verfärbt hatte.
Geduldig hörte ich mir die Klagen der beiden an. Im Wesentlichen waren
sie der Meinung, die Regeln im Ritzman Hotel & Spa glichen eher einem Gefängnis
als einem 5-Sterne Hotel. »Und wissen Sie, was das Allerschlimmste war? Der
Nachtwächter, dieser Mann mit dem Schnurrbart und den wirren Haaren – Sie wissen,
wen ich meine?« Frau Tanaka blickte mich fragend an.
Als ich nicht gleich nickte, wühlte sie durch ihre riesige
Schultertasche und brachte schließlich einen Bierdeckel zum Vorschein, den sie
mir hinhielt. »Hier, sehen Sie. Ich habe die Namen der Leute aufgeschrieben. Der
Schlimmste von allen, das war dieser Pathee. Hier steht’s ja auch – schwarze
Hose und grünes Hemd mit einer Tasche.«
Ich runzelte die Stirn beim Anblick der auf dem Bierdeckel fein säuberlich
notierten Personenbeschreibungen von fünf unserer Mitarbeiter, die in der
Nachtschicht arbeiteten. Doch so leicht ließ sich Frau Tanaka nicht aus dem
Konzept bringen. »Dieser Pathee hatte doch tatsächlich die Frechheit mich zu
fragen, ob ich auch sein Hinterteil sehen möchte, als ich mir die Farbe seiner
Dienstkleidung notiert habe.«
Es war schwer, ein Grinsen weiterhin zu unterdrücken. Lange hielt ich
das nicht mehr durch. Meine Erklärungen, dass die Hausordnung zum Wohle aller Gäste
sei, wollten sie nicht gelten lassen. »Ach was, wen hat es denn zu
interessieren, was wir in unserem Zimmer machen? Dafür haben wir schließlich
genug Geld bezahlt? Und davon wird übrigens auch Ihr Gehalt ausgezahlt, junges
Fräulein!«
Ms. Bingham stand ein paar Schritte entfernt und hatte bis eben aufmerksam
zugehört. Schließlich griff sie ein, führte die beiden zu einer etwas
entfernten Sitzgruppe und sprach leise und bestimmt mit ihnen. Keine zwei
Minuten später schüttelten die Tanakas ihr versöhnlich die Hand.
Ich stand betroffen am Empfangsschalter. Schon wieder hatte ich versagt,
die neue Woche begann genauso, wie die alte aufgehört hatte. Doch ich hatte
mich getäuscht. Ms. Bingham kam auf mich zu und nickte freundlich. »Für’s erste
Mal haben Sie das gut gemacht, Juliet. Immer schön ruhig bleiben und vor allem -
zuhören. Wenn Sie Hilfe brauchen, können Sie mich fragen und mit der Zeit
kriegen Sie das auch alleine hin.«
Ich atmete tief durch. Diesen Test hatte ich also bestanden. Trotzdem
fragte ich mich, wie meine Chefin es so schnell geschafft hatte, die beiden zu
beruhigen.
Zu Beginn der Mittagspause erhielt ich in der Kantine einen Anruf von
der Rezeption. »Juliet, falls du noch nicht angefangen hast zu essen – kannst
du kurz kommen und mithelfen? Wir brauchen eine weitere Hand hier, es dauert
auch nicht lange.«
Ich stellte den leeren Teller zurück und ging wieder zum Empfang. »Was
gibt es denn so Dringendes?«
Ms. Bingham sah zu mir hinüber. »Die Zimmermädchen haben angerufen, im
Zimmer 2316 blockiert etwas die Tür. Das Zimmer sollte eigentlich unbelegt
sein, aber es klang, als sei die Tür von innen verriegelt. Bitte geh nachsehen,
ob du helfen kannst.«
Im Hotel gab es insgesamt drei Generalschlüssel, einer davon wurde am
Empfang verwahrt und sorgfältig dem jeweils diensthabenden Manager übergeben. Ein
weiterer Schlüssel befand sich in den Händen der Chefin unseres Reinigungsteam
und den dritten Schlüssel hielt angeblich Daniel Stone persönlich unter
Verschluss. Es handelte sich natürlich nicht um richtige Schlüssel, sondern um
speziell codierte Karten, jede von ihnen war
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