Vertraglich Verpflichtet (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte, Teil 1) (German Edition)
geachtet, dass ich neben meinen
Ballettstunden möglichst vielseitig ausgebildet wurde. Das erwies sich jetzt
als echter Vorteil.
Für Katie hingegen mussten die Proben ein wahrer Albtraum gewesen sein.
Mit ihrer klassischen Ballettausbildung brachte sie zwar die nötige Kraft und
die fließend leichten Bewegungsabläufe mit, hatte aber von vielen modernen
Elementen des Stücks noch nie gehört.
Ich erkannte, wieviel Durchsetzungswillen und Ausdauer in der zierlichen
Tänzerin stecken mussten. Denn sie tanzte das Stück mittlerweile fast perfekt und
sie hatte eine so wunderschöne Stimme, dass man ihr kleinere Schrittfehler sowieso
verzieh.
»Juliet, bitte lass uns jetzt Schluss machen. Bis zur Aufführung sind es
zwar noch ein paar Stunden, aber ich brauche die Zeit dringend, um mich zu
erholen.« Katie saß auf einem Hocker und sah mich fragend an.
Ich nickte erschöpft. »Ja, das klingt gut. Ich muss sowieso ein paar
Besorgungen machen, jetzt haben die Geschäfte wenigstens noch geöffnet.«
Doch als ich aufstehen und zur Garderobe gehen wollte, hielt mich Katie
zurück. »Du, sag mal, wo hast du eigentlich ständig die ganzen blauen Flecken
her? Erst hattest du welche am Hals, die sahen fast aus wie Knutschflecken, und
jetzt kommst du hier mit einem blauen Auge an. Ist bei dir alles in Ordnung?«
Ich nickte und wischte ihre Sorge mit einer schnellen Handbewegung fort.
»Mach dir keine Gedanken, ich bin von Natur aus tollpatschig und eine Woche
ohne Unfälle ist bei mir praktisch undenkbar.« Ich versuchte, über meinen
eigenen Witz zu lachen, was aber kläglich misslang.
»Hattest du eigentlich Spaß auf der Party am Freitag?«, versuchte ich
sie abzulenken.
Katies Gesicht bekam einen ganz verträumten Ausdruck. »Ja«, flüsterte
sie, »Ich hatte dabei schon meinen Spaß. Und Johann ist echt total süß. Leider
hat er eine feste Freundin und ich will auf keinen Fall das fünfte Rad am Wagen
sein, wenn du verstehst, was ich meine. Darum haben wir uns nach dem Abend
nicht mehr getroffen, aber wir telefonieren noch regelmäßig.«
Das war eine seltsame Herangehensweise. Ich wäre ausgerastet bei dem
Gedanken daran, dass Daniel mit einer anderen Frau schlief. Und dabei war
unsere Beziehung nur eine vertragliche Vereinbarung gewesen.
»Aber du hast dich auch gut amüsiert, oder etwa nicht? Wer war denn der
Typ, mit dem du abgehauen bist? Kanntest du den vorher schon oder habt ihr euch
erst im Club kennengelernt?«
»Nein, wir kannten uns schon vorher, haben uns im Club nur zufällig getroffen«,
erklärte ich, ohne auf Einzelheiten einzugehen.
»Und, habt ihr...?«, wollte Katie dann gleich wissen. Sie nahm wirklich
kein Blatt vor den Mund und fragte einfach drauf los.
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, erstens waren wir viel zu betrunken und
zweitens musste ich eine Stunde nachdem wir den Club verlassen haben, schon
wieder bei der Arbeit erscheinen.«
»Oh Mann. Du hast echt Pech. Da schnappst du dir den heißesten Typen des
Abends und hast dann nicht mal genug Zeit, das Ganze auszukosten. Hast du
wenigstens seine Telefonnummer? Trefft ihr euch noch mal?«
Katie ließ einfach nicht locker und so langsam wunderte ich mich über
ihr Interesse an meiner vermeintlichen Discobekanntschaft. Vielleicht hatte sie
es ja auch auf Daniel abgesehen?
»Im Moment habe ich ziemlich viel zu tun, da habe ich keine Zeit, mich
auch noch mit diesem Mann abzugeben. Und ehrlich gesagt ist mir das Tanzen wichtiger.«
Meine Worte schienen Katie zu erstaunen, aber gleichzeitig begriff sie
wohl, dass hier nichts Interessantes zu erfahren war. Wir verabschiedeten uns,
dann ließ ich mich von Mr. Burton nach Hause fahren.
»Hatten Sie mit der Telefonliste Erfolg?«, fragte ich ihn, sobald ich
mich angeschnallt hatte.
Doch zu meiner grenzenlosen Enttäuschung schüttelte er den Kopf. »Leider
nicht, Miss Walles. Aber bei einigen Nummern ist niemand ans Telefon gegangen,
ich werde dort später noch einmal anrufen, vielleicht haben wir dann ja mehr
Glück.«
»Ja, versuchen Sie es weiter. Ich werde auch Konstantin danach fragen,
der ist doch Privatdetektiv und hat bestimmt andere Wege, um mit solchen Leuten
in Kontakt zu treten.«
Als ich in meine Wohnung kam, roch alles angenehm sauber, Mrs. Herzog
hatte sogar meine schmutzige Wäsche gewaschen und aufgehängt. Ich errötete
leicht, als ich daran dachte, dass sie dabei auch meine Unterwäsche inklusive
meiner neuen Dessous durchgegangen sein musste.
Mein Premierenkleid
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