Vertraglich Verpflichtet (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte, Teil 1) (German Edition)
einer Uhr um. »Wie spät ist es?«
»Juliet, du willst doch jetzt nicht etwa noch tanzen? Du bist vollkommen
erledigt, du brauchst Ruhe.« Er ließ mich nicht aufstehen sondern hielt mich
weiter fest.
»Daniel, bitte. Ich kann nicht ohne Entschuldigung wegbleiben.«
»Doch, du kannst«, antwortete er sofort mit autoritärer Stimme.
»Bitte, lass mich los. Ich bin nicht so müde, dass ich nicht noch eine
Stunde tanzen kann. Danach mache ich auch, was du willst, okay?« Ich war nicht
bereit, einfach so nachzugeben. Ich hatte zu hart gearbeitet, um mir auf einen
Schlag alle Chancen zu verbauen. Und unentschuldigtes Fehlen bedeutete genau
das. Die Hauptrolle wäre damit in weite Ferne gerückt.
Daniel spürte meine Entschlossenheit und rollte sich mit einem Ruck von
der Couch. »Also gut, aber erst isst du etwas. Ich wette, du hast schon den
ganzen Tag nichts gegessen, und gestern auch nicht. Seit ich dich das letzte
Mal im Arm hatte, bis du geschrumpft.«
Ich stöhnte auf. Er hatte zwar recht, aber das hieß noch lange nicht,
dass ich seine Ratschläge brauchte. Immerhin hatte ich es zweiundzwanzig Jahre
lang auch ohne ihn geschafft, am Leben zu bleiben.
»Wie spät ist es?«, fragte ich ihn wieder.
»Halb sechs. Geh dich duschen, ich bestelle uns etwas zum Essen. Willst
du noch etwas trinken?«
»Ich kann mir vor dem Auftritt nicht den Bauch vollschlagen. Aber etwas
Leichtes ist okay. Und eine Apfelschorle wäre schön«, lenkte ich schließlich
ein.
Eine halbe Stunde später saßen wir zu zweit am Esstisch, Daniel hatte
mir ein Schälchen Tiramisu bestellt und verspeiste hungrig einen Salat.
»Das ist alles, was du abends isst?«, fragte ich ihn erstaunt.
Er schüttelte lächelnd den Kopf. »Nein, aber der Abend ist noch lang.
Ich fahre dich gleich zum Theater und danach kommst du mit zu mir. Ich schulde
dir ja ein Abendessen und dann können wir auch gleich besprechen, wie es
weitergeht.«
»Wie was weitergeht?«, fragte ich verwirrt.
»Das mit uns. Und mit den Anrufen auf deinem Handy. Ich kann mir auch
keinen Reim auf deine Geschichte machen, aber wer immer dahinter steckt, hat es
entweder auf dich oder auf mich abgesehen. Wir müssen beide vorsichtig sein.«
Ich nickte zögernd. Alles schien jetzt so weit weg. Daniels Anwesenheit
verscheuchte alle Probleme aus meinem Kopf, ließ sie irreal erscheinen und manchmal
dachte ich sogar, ich hätte mir das alles nur eingebildet. Wenn ich nicht gestern
den toten Mann mit eigenen Augen gesehen hätte, würde ich das alles für einen
dummen Scherz halten.
Als ich gegen sieben im Theater eintraf, war ich eine der letzten Tänzerinnen.
Die Vorbereitungen für die heutige Aufführung liefen auf Hochtouren, der
Inspizient rief bereits die Zeiten aus und Beleuchter und Tontechniker überprüften
die Anlagen. Zwei Regieassistenten kontrollierten, ob die Tänzer vollzählig
anwesend waren, wiesen hier und da auf Fehler in den Kostümen oder in der
Aufstellung hin. Wie immer wurde auch heute viel improvisiert, ein paar Tänzer
waren krank geworden und mussten durch andere ersetzt werden, dann wiederum
mussten Kostüme neu angepasst werden. Ein Techniker war eilig damit
beschäftigt, Beschädigungen an einem der Bühnenbilder auszubessern und in der
Maske herrschte ohnehin immer Hochbetrieb.
»Juliet, da bist du ja endlich! Wir haben uns schon Sorgen um dich
gemacht«, begrüßte mich Katie erleichtert, »Konstantin hat uns von dem Mord in
deinem Hotel erzählt, der Ärmste ist völlig verzweifelt. Immerhin war Wallenstein
ja sein Onkel und dazu noch der Chef der Firma und wer weiß, ob der Mord nicht
mit seiner Arbeit zu tun hatte.«
Ich hörte Katie eine Weile zu, bevor ich sie ungläubig fragte: »Peter
Wallenstein war Konstantins Onkel? Der, dem die Detektei gehörte?«
Als Katie meine Frage bestätigte, musste ich mich hinsetzen. Also hatte
mir Konstantins Onkel die SMS geschickt, um sich mit mir treffen? Was wusste
Konstantin darüber und warum hatte er mir nicht schon viel früher gesagt, dass
Wallenstein sein Onkel war? Er wusste doch von den Anrufen, in dem der Name
seines Onkels erwähnt wurde. Ob er ihn gewarnt hatte?
Mir wurde schlagartig bewusst, dass auch ich gefährdet sein könnte. Schließlich
lief irgendwo ein Mörder herum und sendete mir fingierte Botschaften, wenn
Daniel nichts mit der Sache zu tun hatte.
Und mir kam auch Garrys Warnung vor Konstantin wieder in den Sinn. Mein
Freund hatte offenbar irgendetwas geahnt und nun war er
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