Vertraglich Verpflichtet (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte, Teil 1) (German Edition)
zu Protokoll geben
möchten?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, ich weiß doch nichts über diesen Fall.
Alles, was ich damit zu tun habe, sind diese anonymen Telefonanrufe. Und ich
habe keine Ahnung, was das zu bedeuten hat.«
Der Anwalt nickte verständnisvoll. »Ich bin sicher, man wird Sie bald
gehen lassen.«
Die Fahrt vom Polizeipräsidium zum Ritzman Hotel verlief weitgehend schweigend.
Daniel hatte auch keine neuen Erkenntnisse gewonnen, die Polizei schwieg sich
weiter über die genauen Todesumstände aus.
Mir standen jetzt drei aufeinanderfolgende Schichten am Empfang bevor.
Durch den Tausch meiner Frühschicht musste ich nun in der Spätschicht arbeiten,
darauf folgte die Nachtschicht und morgen auch noch meine reguläre Frühschicht.
Mir war ein wenig mulmig bei dem Gedanken zumute, vierundzwanzig Stunden am
Stück im Dienst zu bleiben, so lange hatte ich noch nie zusammenhängend
gearbeitet. Aber wenn das der Preis dafür war, dass ich den heutigen Morgen mit
Daniel verbringen durfte, dann war es das wert.
Der war alles andere als begeistert gewesen, als ich ihm davon erzählt hatte.
Ich konnte ihn gerade noch abhalten, meine Chefin anzurufen. Das Letzte, was
ich wollte, war eine Sonderbehandlung.
Daniel sah das natürlich alles ganz anders. Er verstand nicht, dass ich
auf meine Kollegen Rücksicht nehmen musste und meine Absprachen auch einhalten
wollte, selbst wenn ich im Moment mit dem Eigentümer dieses Unternehmens in
einer – Beziehung – stand. Und am wenigsten Verständnis hatte er für meine
Entscheidung, unsere Verbindung nicht an die große Glocke hängen zu wollen. »Schämst
du dich etwa dafür, mit mir zusammen zu sein?«, hatte er mich gefragt und mich
dabei durchdringend mit seinen grünen Augen gemustert.
Natürlich schämte ich mich nicht, aber wir kannten uns erst seit so
kurzer Zeit, dass mir alles unwirklich erschien.
Kurz bevor wir das Hotel erreichten, küsste ich ihn zum Abschied. »Bis
morgen Nachmittag! Ich bin wahrscheinlich völlig erledigt, wenn ich von der
Arbeit nach Hause komme. Darf ich trotzdem bei dir schlafen?«
Er nickte und zog mich fester an sich. »Babe, ich habe auch viel zu tun.
Heute werde ich vermutlich nicht dazu kommen, dich zu treffen, aber ich
verspreche dir, morgen früh verbringen wir wenigstens die Frühstückspause
zusammen in meinem Büro?«
»Bitte lass uns das so diskret wie möglich angehen. Ich will nicht, dass
schon wieder alle über uns lästern.« Mir war der Morgen nach meinem ersten Besuch
in Daniels Büro noch in guter Erinnerung.
»Wer hat über uns geredet? Und wieso weiß ich davon nichts?« Offenbar
verstand er nicht, dass ihn jeder beobachtete und Neuigkeiten über den Chef sofort
weiterverbreitet wurden.
»Das ist doch unwichtig. Dir ist es ja vielleicht egal, immerzu im
Mittelpunkt des allgemeinen Interesses zu stehen, aber mir ist das unangenehm.«
Warum war es so schwer zu verstehen, dass ich unsere Liaison nicht sofort im
ganzen Hotel publik machen wollte?
Doch Daniel war plötzlich erstaunlich ernst. »Juliet, das ist kein Spaß.
Das Hotel ist Teil meines Unternehmens und falls es hier Leute gibt, die hinter
meinen Rücken Gerüchte über mich verbreiten, dann muss ich das wissen. Ich
dulde keine Unaufrichtigkeit oder Indiskretion, also raus mit der Sprache – wer
hat über uns geredet?«
Ich zögerte. Ich wollte Ms. Bingham nicht in Schwierigkeiten bringen,
sie war trotz unserer einmaligen Auseinandersetzung eine gute Chefin und ich
arbeitete gern mit ihr. Außerdem konnte ich sehen, dass sie äußerst kompetent
und gewissenhaft war, mit Sicherheit ein Gewinn für das Hotel. »Daniel, es war
nur eine kleine Sache. Vergiss es einfach«, versuchte ich mich um die Antwort
zu drücken.
Bissig gab er zurück: »Wenn es so unbedeutend war, weshalb erinnerst du
dich daran und willst mich nicht mal im Hotel treffen? Sag mir, was passiert
ist, dann entscheide ich, wie klein die Sache ist.«
Ich konnte nicht glauben, dass wir uns über so einen unbedeutenden
Vorfall stritten. Der Wagen parkte bereits vor dem kleinen Nebeneingang, den
die Angestellten benutzten, und am liebsten wäre ich einfach ausgestiegen.
Daniel hatte meinen Blick genau verfolgt. »Denke gar nicht daran! Je
schneller du den Mund aufmachst, umso eher kannst du hier raus.«
Oh je, nun war er wieder schlecht gelaunt. Wie immer, wenn etwas nicht
nach seinen Vorstellungen verlief. Er erinnerte mich dann an ein kleines Kind,
dem man das Eis weggenommen
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